Marie Kollenrott: Fragestunde zur Transformation zu grünem Wasserstoff (GRÜNE)

TOP 4b: Wie treibt die Landesregierung die Transformation zu grünem Wasserstoff, Speicherung und Transport voran?

- Es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrte Frau Präsidentin, werte Kolleg*innen, sehr geehrte Damen und Herren,

vor dreißig Jahren galten die Erneuerbaren Energien vielen Menschen noch als eine unrealistische Spielerei. Unzuverlässig. Inkompatibel mit unserem Stromnetz. Und vor allem: Völlig unwirtschaftlich und viel zu teuer.

In der Tat musste mit Inkrafttreten des Erneuerbare Energien Gesetzes im Jahre 2000 eine Kilowattstunde Photovoltaikstrom mit über 50 ct vergütet werden. Doch eben jenes von Rot-Grün im Jahre 2000 eingeführte Erneuerbare-Energien-Gesetz ermöglichte auch einen unwahrscheinlichen Technologiehochlauf, der die Erneuerbaren heute zu der mit Abstand günstigsten Energiequelle macht und auch der Wasserstoffforschung und Entwicklung den Weg geebnet hat.

Im Angesicht der Lehre, die wir aus dem Angriffskrieg auf die Ukraine und der im Rückblick fatalen Abhängigkeit von russischem Gas ziehen müssen, sollten wir in Sachen Wasserstoff nun klug steuern, auf den massiven Ausbau von Wind und Sonne als Energiequelle für die Produktion im eigenen Land setzen und vor allem dieses Mal keine langfristigen fossilen Abhängigkeiten schaffen.

Wir stehen bereits vor den Folgen der Klimakatastrophe und können froh sein, dass wir ausgereifte Erneuerbare Energie Technik haben. Aber die zwingend notwendigen Schritte der ganzheitlichen Transformation des Energiesystems, die haben wir bisher verschlafen.

Speicher? – Fehlanzeige. Viel zu lange haben wir über Wasserstoff als Zukunftstechnologie gesprochen. Schon 1994, vor fast 30 Jahren stellte Mercedes-Benz ein Wasserstofffahrzeug vor. Das steht im Museum in Stuttgart. Auf den Straßen hatten und haben wir stattdessen fette Diesel-SUVs. Nicht missverstehen - das hier wird kein Plädoyer für eine „Technologieoffenheit“ beim Automobil, denn das E-Auto ist weit effizienter.

Aber das Potential des Energieträgers Wasserstoff wurde schon damals erkannt, ohne es konsequent und mit ernsthafter politischer Unterstützung zu Ende zu entwickeln. Mit anderen politischen Rahmensetzungen und Prioritäten damals, hätten wir heute vielleicht schon den klimaschonenden Wasserstoffantrieb für Flugzeuge aus deutscher Produktion.

Wir sind heute, jetzt, auf einen klimaneutralen, transportablen und speicherbaren Energieträger angewiesen, ohne dass wir hierfür bereits eine marktreife Lösung hätten. Alle Fachleute sind sich einig: die Lösung heißt Wasserstoff. Wir müssen deshalb mehr daran setzen, diese Technologie jetzt in der breite Marktreif zu bekommen. Und deswegen müssen wir auch aufhören von Wasserstoff als Zukunftstechnologie zu sprechen. Wir dürfen nicht länger in die Falle tappen zu sagen, „das ist heute noch nicht wirtschaftlich und etwas für später, wir brauchen jetzt erstmal Atom oder Kohle als sogenannte „Brückentechnologie““.

Im Gegenteil: Das Aus der Kohle- und Atomenergie ebnet erst den Weg für was Neues. Insbesondere weil so hohe Subventionen hier gebunden sind. Ja, wir werden noch eine Weile Gas brauchen, aber und das ist ein großes ABER, statt nur fossile Technik als Wasserstoff-Ready zu labeln, brauchen wir heute die Realisierung von handfesten Wasserstoffprojekten. Und das auch dezentral bei uns im Land. Wasserstoffentwicklung reizt Forschung an, schafft weitere Expertise, stärkt Standorte.

Wir müssen, wie damals beim EEG, die Rahmenbedingungen so setzen, dass die Technologie die wir brauchen, heute wirtschaftlich ist, damit wir sie morgen in großem Umfang nutzen können. Daher freue ich mich sehr, dass die Ausführungen unseres Ministers Meyer in die richtige Richtung weisen und Niedersachsen mit seiner Förderung eine ganze Reihe konkreter Wasserstoffprojekte auf den Weg bringt. Umso mehr, weil dies nicht allein aus Niedersächsischen Taschen finanziert wird, sondern wir sinnvoller Weise auf Förderung von Bund und EU aufsetzen.

Klar ist: Mit dem Aufbau der Wasserstofftechnik münzen wir unseren Vorsprung bei den Erneuerbaren und unseren Standortvorteil als Küstenland in niedersächsisches Knowhow, Forschung und Entwicklung und dauerhafte Arbeitsplätze um. Weiter so!

Vielen Dank

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