Lena Nzume: Rede zum Schulfrieden (Aktuelle Stunde CDU)

Rede Lena Nzume© Plenar TV

Rede TOP 16 b: Schulfrieden nicht gefährden: für eine zukunftsfeste Bildung unserer Kinder mit individueller Förderung statt Einheitsschule und Einheitslehrern (Akt. Stunde CDU)

- Es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrte Landtagspräsident*in, sehr geehrte Kolleg*innen,

Bildungsexperimente, Einheitsschule, Einheitslehrkraft...

die Begriffe, die Sie verwenden, bringen keine Verbesserung für die Bildung in Niedersachsen. Sie dienen einfach nur der Provokation und Angstmacherei, in der Hoffnung, dass irgendwas hängen bleibt.

Ich kann Sie beruhigen, wir planen weder eine Bildungsrevolution noch die Abschaffung des Gymnasiums. Da hilft es auch nicht, dass Sie das ständig behaupten.

Ja, wir wollen und brauchen Fortschritte im Schul- und Bildungssystem. Wenn Sie, liebe Kolleg*innen der CDU, den Status Quo erhalten möchten, dann erwarten wir mit Spannung die nächsten PISA-Ergebnisse. Denn ohne eine strukturelle Veränderung bleiben wir da, wo wir sind.

Mit der Einführung eines Lehrkräftebildungsgesetzes in Niedersachsen werden wir das Stufenlehramt auf das gymnasiale Niveau anheben. Damit stärken die von Ihnen gewünschte Fachlichkeit ALLER Lehrkräfte. Außerdem stärken wir die Praxisanteile im Bachelorstudium und im Master zur frühzeitigen Eignungsreflexion und zur praxisorientierten Vertiefung von Basiskompetenzen.

Dabei haben wir auch die aktuellen Herausforderungen für Lehrkräfte im Blick. Zu einer guten Professionalisierung gehört eine inklusive, diskriminierungskritische Pädagogik. Damit werden die Lehrkräfte von morgen fachlich und methodisch-didaktisch besser auf die gesellschaftliche und schulische Realität vorbereitet.

Der Freiräume-Prozess, der BNE- und Demokratie-Erlass eröffnen Schulen verschiedene Möglichkeiten für projektbasiertes und selbstverantwortetes Lernen. Damit werden Kinder und Jugendliche in die Lage versetzt, Verantwortung zu übernehmen und Lernprozesse aktiv mitzugestalten. Auch hierfür müssen Lehrkräfte ausgebildet werden. Deshalb werden wir Coaching-Aspekte ausbauen.

Auch bei der Überarbeitung der Kerncurricula unterliegen Sie einem Irrtum, wenn Sie den Einstieg in ein Einheitscurriculum fabulieren. Es ist richtig, dass die Kerncurricula in einigen Fächern schulformübergreifend überarbeitet werden. Das entspricht den Bildungsstandards der KMK. Der Beschluss vom 15.10.2020 zielt darauf ab, eine bessere Vergleichbarkeit der Schulabschlüsse und Schulformen zwischen den Ländern zu erreichen und die Durchlässigkeit von Bildungswegen zu stärken.

An allen Schulformen des Sekundarbereichs I werden die gleichen Abschlüsse vergeben und auch im Sekundarbereich II wird überall das Abitur vergeben. Die Überarbeitung der Kerncurricula hat gezeigt: sie sind jetzt schon vielfach identisch. Es ist also eine Frage von Transparenz und Klarheit, schulformübergreifende KC zu entwickeln. Das hat nichts mit Vereinheitlichung zu tun. Innerhalb der schulformübergreifenden KC wird zwischen Niveaustufen differenziert.

Wir hatten hierzu eine ausführliche Beratung im Rahmen der Unterrichtung zum Freiräumeprozess und Sie haben hierzu in der Drucksache 19/4269 vom 08.05.2024 bereits eine Antwort auf Ihre kleine Anfrage zum gleichen Thema erhalten. Scheinbar haben Sie diese nicht gelesen und/oder wollen sie nicht verstehen.

Immer wieder hat unsere Kultusministerin klargestellt, dass die Vielfältigkeit des Schulangebotes weiterhin bestehen bleibt und der sog. Schulfrieden weder angefasst noch bedroht wird.

Durch ein schulformübergreifendes Kerncurriculum wird die Durchlässigkeit verbessert und damit das vielfältige Schulangebot sogar gestärkt. So wird zudem die Gleichwertigkeit aller Abschlüsse unabhängig von der Schulform sichergestellt.

Unzählige Studien zeigen: je später schulisch differenziert wird, je länger gemeinsam gelernt wird, desto besser die Bildungschancen. In vielen Ländern wird bis Klasse 10 gemeinsam gelernt. In der Pressemitteilung zum Sozialindex fordert der Landesschülerrat einen Diskurs zum mehrgliedrigen Schulsystem. Und genau das möchten wir doch! Wir wollen, dass diejenigen, die es angeht, mit uns diskutieren: die Schüler*innen.

Wir wollen, dass unsere Kinder in ihrem Wunschberuf ein selbstbestimmtes Leben, ein gutes Einkommen und eine erfüllende gesellschaftliche Teilhabe genießen. Gerade angesichts der sozialen Spaltung sollten wir alles dafür tun, dass die Schere zwischen Arm und Reich nicht weiter auseinandergeht.

Wie setzen uns für eine gute Schule für alle ein. Für mich bedeutet Schulfrieden, dass Schulen inklusive und sichere Orte sein müssen, die die individuellen Fähigkeiten und Potentiale der Kinder fördern und nicht, dass Kerncurricula unterschiedlich sind.

Vielen Dank.

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