Lena Nzume: Rede zu Wiederbelebungsunterricht als fester Bestandteil im Lehrplan (Antrag SPD/GRÜNE/CDU)
Rede TOP 26: Leben retten macht Schule – Wiederbelebungsunterricht als fester Bestandteil im Lehrplan (Antr. SPD/Grüne, CDU)
- Es gilt das gesprochene Wort -
Geehrte Landtagspräsident*in, sehr geehrte Damen und Herren, Kolleg*innen,
ein plötzlicher Herzstillstand kann jeden jederzeit treffen. Die Statistik ist alarmierend: Jährlich erleiden in Deutschland etwa 100.000 Menschen außerhalb eines Krankenhauses einen Herzinfarkt – nur 10-15 Prozent überleben. Das gelingt meist durch sofortige Wiederbelebungsmaßnahmen.
Die Rettungskräfte brauchen im Schnitt 7 Minuten, um einzutreffen. Jede Minute, in der eine Herz-Druck-Massage durchgeführt wird, erhöht die Überlebenschancen deutlich. Doch viele Menschen scheuen sich, diese lebensrettende Maßnahme anzuwenden.
Diese Zurückhaltung können wir überwinden, indem wir Kindern schon früh beibringen, in Notfällen schnell und sicher zu handeln. Wer als Kind Erste Hilfe lernt, wird später als Erwachsener beherzt eingreifen.
In Ländern, in denen Wiederbelebung Teil des Lehrplans ist, liegen die Überlebensraten bei Herzstillständen höher, ebenso die Bereitschaft zu helfen. Wissenschaft und internationale Erfahrungen sind eindeutig: Wiederbelebungsunterricht rettet Leben und gehört in den Lehrplan.
Es geht längst nicht mehr darum, ob wir Wiederbelebung in den Schulalltag integrieren, sondern wie schnell. Unser Antrag folgt den Empfehlungen der WHO, von Hilfsorganisationen und der Ärztekammer.
Wir schlagen vor, bei der nächsten Überarbeitung der Lehrpläne in der Sekundarstufe I Wiederbelebungsinhalte in Biologie und Naturwissenschaften zu integrieren. Bei der Behandlung der Atemwege im Unterricht sollen Schüler lernen, Herz-Kreislauf-Stillstände zu erkennen und die Druckmassage anzuwenden.
Praxisorientierte Unterrichtsmaterialien sollen gemeinsam mit Hilfsorganisationen erstellt und auf dem Bildungsportal bereitgestellt werden.
Der erfolgreiche Aktionsmonat Wiederbelebung, erstmals vom Kultusministerium durchgeführt, soll jährlich stattfinden. Auch die Frage, wie Grundschulkinder spielerisch an das Thema herangeführt werden können, soll geprüft werden – etwa durch das EU-Projekt „LIFEFORCE“, das im Ganztag verankert werden könnte.
Ich freue mich sehr über den parteiübergreifenden Konsens und dass wir - Grüne, SPD und CDU - diesen Antrag gemeinsam einbringen.
Wiederbelebungsunterricht stärkt die Handlungssicherheit unserer Kinder, ihre Empathie und den Mut, in schwierigen Situationen Verantwortung zu übernehmen. Schulen leisten hier einen entscheidenden Beitrag und schaffen eine breite Wissensbasis in unserer Gesellschaft. Durch eine höhere Laienreanimationsrate könnten schätzungsweise 10.000 Menschenleben gerettet werden.
Mit unserem Antrag übernehmen wir Verantwortung, um die lebensrettende Kompetenz in der Gesellschaft zu steigern. Jeder Handgriff zählt – und jedes Kind kann den Unterschied machen.
Vielen Dank.