Imke Byl: Rede zur Regelungen für Exotenhandel (Antrag GRÜNE)

- Es gilt das gesprochene Wort -

Anrede,

um das Problem des Handels mit exotischen Tieren ging es auch schon in der letzten Wahlperiode, leider kam es wegen der verkürzten Wahlperiode zu keinem Beschluss mehr.

Mit der Corona-Pandemie ist nun noch ein weiteres Problemfeld beim Fang und Handel mit Wildtieren in den letzten Monaten stärker ins Sichtfeld geraten:

die Gefahren, die von Zoonosen ausgehen, also von Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragbar sind.

Der Ursprung von Corona ist nicht wirklich im Detail aufgeklärt, vermutlich waren es Fledermaus-Viren, die über einen Zwischenwirt an den Menschen gelangt sind.

Aber eines ist sicher: dass Wildtiere ein enormes Reservoir an Krankheiten in sich tragen, mit denen wir die Menschheit lieber nicht konfrontieren sollten.

Die unnatürliche Nähe zwischen Wildtieren und Menschen und deren Nutztieren birgt ein enormes Risiko.

In den letzten Jahren gab es Ebola, die Vogelgrippe, das Atemwegssyndrom MERS, das Rift-Valley-Fieber, SARS, das West-Nil-Virus und das Zika-Virus. Jedes Mal waren ursprünglich Tiere Träger der neuen Krankheitserreger.

Den Wildtieren machen diese Erreger zum Teil gar nichts aus, sie töten ihren Wirt nicht, aber beim menschlichen Körper, der die Erreger nicht kennt, sieht es anders aus. Wenn wir so weitermachen, ist die nächste Epidemie nur eine Frage der Zeit, meint auch Inger Andersen, Direktorin des UN-Umweltprogramms.

Sie sagt zu Corona: „Nature is sending us a message“.

Sie fordert die Eindämmung des illegalen Wildtierhandels und das Vordringen des Menschen in die Lebensräume der Wildtiere zu stoppen. Andersen sagt: Dabei sollten wir uns auch bewusstmachen, dass die Kosten und Folgen einer Pandemie, wie wir sie jetzt erleben, die Kosten für ihre Verhinderung und Prävention bei weitem übersteigen. Sie muss es wissen: Sie ist Ökonomin und Ökologin. Intakte Ökosysteme und gesunde Wildtiere würden uns schützen.

Es geht beim Thema des ausufernden Exotenhandels also nicht nur um den wichtigen Artenschutz, um Tierschutz, sondern auch um mehr Sicherheit für uns Menschen.

Doch wie sieht es aktuell aus?

Wir haben einen regelrechten Exoten-Boom. Allein an Reptilien wurden in den letzten Jahren laut statistischem Bundesamt 440.000 - 850.000 Tiere nach Deutschland eingeführt.

Natürlich sind viele Besitzer*innen beim Kauf und bei der Haltung sehr verantwortungsbewusst, versuchen Wildfänge zu vermeiden, engagieren sich zum Teil in Halterverbänden. Es geht uns hier daher nicht um ein Verbot, exotische Tiere zu halten. Aber es gibt leider auch einige, die sich nicht verantwortungsvoll verhalten – und diese Zahl wächst.

Darüber hinaus kann die Übertragung von Zoonosen natürlich auch den legalen Wildtierhandel betreffen.

Die Tierheime sind inzwischen überfordert. Nach Recherche des Tierschutzbunds sind 41 Prozent der Tierheime nicht in der Lage, Exoten angemessen unterzubringen.

Gleichzeitig quellen die Wildtier-Auffangstationen wie die des Nabu in Leiferde über. Wenige Haupt- und viele Ehrenamtliche versorgen die Tiere rund um die Uhr und wissen oft gar nicht, wohin noch mit all den tierischen Neuankömmlingen.

Spätestens bei den Alarmrufen von vor Ort muss doch klar sein, dass wir etwas an der Situation ändern müssen!

Exotische Tiere, die in der Natur ausgesetzt werden, können auch die heimischen Wildarten gefährden. Etwa exotische Salamander, die Pilze auf der Haut haben, die unsere eh schon seltenen Feuersalamander nicht vertragen können.

Unsere Nachfrage – wir sind europaweit der größte Wildtierimporteur – führt dazu, dass Tiere legal und illegal gefangen und gehandelt werden. Schätzungen gehen von 50 Prozent Mortalität beim Transport aus. Das ist verachtend den Lebewesen gegenüber.

Wie ließe sich etwas an dieser unhaltbaren Situation ändern?

  • Mehr Tierarten müssen unter das Washingtoner Artenschutzabkommen gestellt werden.
  • Mehr Forschung zu Zoonosen.
  • Importverbote auch für Tiere, die nur in einem Herkunftsland geschützt oder gefährdet sind.  
  • Die Liste der Gefahrtiere auch auf Landesebene ausweiten.
  • Einen Fachkundenachweis nicht nur für Züchter*innen und Händler*innen, sondern auch für Halterinnen und Halter, damit sichergestellt ist, dass diese Menschen auch wissen worauf sie sich einlassen.
  • Eine Pflicht für die finanzielle Absicherung kostenintensiver, langlebiger Tierarten, für den Fall falls die Halter*innen versterben.

Spontankäufe haben in der Tierhaltung nichts zu suchen. Genauso müssen wir gerade auch den Handel im Internet wesentlich strenger kontrollieren. Es ist wirklich an der Zeit. Denn, liebe Kolleg*innen, das Thema Exotenhandel ist dringend!

Vielen Dank.

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