Imke Byl: Rede zur Jahrhundertchance Wasserstoff (Aktuelle Stunde SPD)

- Es gilt das gesprochene Wort -

Anrede,

„der Stoff, aus dem die Träume sind“ – so betitelte die Tagesschau einen Beitrag zur Nationalen Wasserstoffstrategie. Wenn ich mir den ein oder anderen in den letzten Monaten und Jahren so anhöre, dann passt das mit dem Träumen schon mal ganz gut. Träumen, liebe Kolleginnen und Kollegen, reicht bei einem so wichtigen Thema jedoch nicht.

Wasserstoff ist selbstverständlich ein Teil der Energiewende. Wir brauchen Wasserstoff in Industrieprozessen wie der Stahlherstellung, wir brauchen Wasserstoff in der Chemieindustrie, wir brauchen Wasserstoff als synthetischen Treibstoff im Flugverkehr. Und da sehen Sie es schon: Von allen Seiten wird gerade am Wasserstoff gezerrt.

Die Binsenweisheit ist doch: Wasserstoff ist nur dann klimafreundlich, wenn er aus erneuerbarem Strom produziert ist. Wenn es also grüner Wasserstoff ist. Und dafür brauchen wir gewaltige Mengen an Erneuerbarem Strom.

Woher soll dieser Strom herkommen? Um diese Antwort drückt sich die GroKo. Diese Legislatur wird durch die Corona-Pandemie sicher besonders in Erinnerung bleiben, aber auch durch den dramatischen Einbruch des Windkraftausbaus.

Während alle vom Klimaschutz reden, müssen zahlreiche Unternehmen der Windbranche Insolvenz anmelden, zigtausende Arbeitsplätze gehen verloren und bald droht uns sogar ein Netto-Rückgang der Erzeugungskapazitäten. Das ist ein Zustand, den wir so definitiv nicht akzeptieren können!

Die zwei Grundpfeiler beim Thema Wasserstoff: Starker Ausbau der Erneuerbaren und runter mit dem Energieverbrauch. Wir müssen unseren Energieverbrauch halbieren, das ist die eigentliche Herkulesaufgabe. Grüner Wasserstoff wird währenddessen auch in Jahrzehnten teuer und damit kostbar sein. Das heißt zum Beispiel: Fliegen mit synthetischem, grünem Treibstoff aus Wasserstoff? Das müssen wir vorantreiben. Die Anzahl der Flüge muss trotzdem drastisch heruntergefahren werden, anders geht es nicht. An Suffizienz und Effizienz kommen Sie nicht vorbei, auch wenn es unbequem ist. Vertagen Sie diese Fragen nicht auf den Sankt-Nimmerleins-Tag, denn strukturelle Veränderungen brauchen Ihre Zeit! Das ist Ihre Verantwortung, der Sie sich stellen müssen, und da schaue ich auf die Männerriege Weil, Lies, Althusmann. Nehmen Sie diese Verantwortung wahr!

 

Anrede,

gerade jetzt in der Krise sind die Erneuerbaren und damit auch grüner Wasserstoff prädestiniert für wichtige und große Wirtschaftsimpulse. Mit dem richtigen Rahmen ließe sich unglaublich viel privates Kapital mobilisieren und neue, saubere Arbeitsplätze schaffen.

Das Geld, das jetzt ausgegeben wird, muss auch die Bewältigung der Klimakrise in den Vordergrund rücken. Stattdessen gibt es in Ihrem Nachtragshaushalt bloß Kleckerbeiträge für energetische Modernisierung oder eben den Wasserstoff. So kommen wir nicht voran. Das ist kein Spaziergang, das ist die größte Herausforderung Niedersachsens, und genau daran messen wir Sie!

Wir haben durch die Energiewende und den Klimaschutz viel zu gewinnen. Packen wir es an – gerne auch gemeinsam.

Vielen Dank.

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