Eva Viehoff: Rede zur überbetrieblichen Ausbildung (Antrag GRÜNE)

- Es gilt das gesprochene Wort -

Anrede,

der Ausbildungsmarkt ist auch im aktuellen Beratungszeitraum weiter stark von den Einschränkungen durch die Pandemie-Maßnahmen geprägt. Der Trend aus dem Jahr 2020 setzt sich fort. Es werden erneut (Stand heute) weniger Ausbildungsplätze angeboten.

Und da werden auch die Appelle und Entscheidungen in der letzten Woche im Bund nicht viel ändern. Einer aktuellen Meldung des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) zur Folge wird sich jeder 10. Betrieb bei der Ausbildung einschränken. Stark betroffene Bereiche, wie gerade die Ausbildungsstarken Branchen wie das Gastgewerbe, der Einzelhandel und der Tourismus werden sich zu einem Viertel einschränken und dabei nennen 93% der Betriebe die die Ausbildung einschränken wollen  unsichere Geschäftsaussichten.

Schon 2020 gab es einen Rückgang des Ausbildungsplatzangebotes. So verzeichnet die IHK und das Handwerk für 2020 einen Rückgang bei den Verträgen von mehr als 13 Prozent. Das sind rund 6.000 Verträge weniger als im Vorjahr!

Außerdem muss festgestellt werden: Am Ausbildungsmarkt gibt es keine Chancengerechtigkeit; denn besonders Hauptschulabsolventen haben es seit Jahren schwer in Ausbildung zu kommen. Ein Drittel aller Hauptschulabsolventen im Alter von 20 – 34 Jahren haben schlechte Chancen auf dem Ausbildungsmarkt. Gerade in der aktuellen Situation hat es diese Gruppe hat es jetzt besonders schwer.

Anrede,

die Corona-Pandemie darf nicht dazu führen, dass wir danach einen noch größeren Fachkräftemangel haben, als den der sowieso so schon besteht. Und so sind heute 6000 Ausbildungsverträge weniger, auch in Zukunft 6000 Fachkräfte weniger!

Und auch wenn es den Betrieben in dieser wirtschaftlichen Krise schwer fällt wäre es gut jetzt auszubilden. Wir begrüßen daher den Aktionsplan Ausbildung des Kultusministers. Die Mittel in Höhe von 18 Mio. Euro sind ein wichtiger Schritt. Sie sind aber nicht genug. Wir brauchen zusätzlich weitere 34,4 Mio. Euro.

Denn es ist richtig, dass Betriebe, die in diesen unsicheren Zeiten Verantwortung übernehmen und zusätzliche Ausbildungsplätze anbieten, eine Ausbildungsplatzprämie bekommen.  Allerdings die durchschnittlichen betrieblichen Nettokosten liegen im ersten Ausbildungsjahr bei 8.609 Euro. Die aktuelle Prämie des Landes ist daher zu niedrig (einmalig 1.000 Euro). Nötig wären 600 Euro monatlich pro Ausbildungsplatz im ersten Jahr (insgesamt also 7.200 Euro). Diese Prämie sollten Betriebe insbesondere dann erhalten, wenn sie schwächeren Jugendlichen oder jungen Menschen mit Vermittlungshemmnissen eine Chance geben. Deshalb schlagen wir vor 2.000 zusätzliche Ausbildungsplätze entsprechend zu fördern (Kosten: 12,4 Mio. Euro).

Anrede,

einige Betriebe werden Ausbildungsplätze erst verzögert besetzen, da sie die wirtschaftliche Entwicklung abwarten. Daher muss das Land endlich auch überbetriebliche Ausbildungsverbünde nach dem Vorbild von Bremen fördern!

Die jungen Menschen starten ihre Ausbildung dann zunächst bei einem Träger und dieser versucht sie möglichst zügig an Betriebe zu vermitteln. Übernehmende Betriebe erhalten auch Übernahmeprämien. Diese sind im Programm enthalten. Gelingt die Vermittlung an einen Betrieb nicht, können die Teilnehmer*innen ihre Ausbildung beim Träger abschließen.

Wir wollen diese regional zu verortenden überbetrieblichen Ausbildungsverbünde durch das Land fördern und schlagen vor, mindestens die Einrichtung von 1.000 Plätze zu unterstützen (Kosten: 22 Mio. Euro).

Anrede,

und wir alle wissen, dass nicht immer der Wunschausbildungsplatz wohnortnah angeboten werden kann. Auch deshalb – und da beziehe ich mich auf die Diskussion im letzten Plenum – ist es wichtig, dass das 365 Euro Ticket endlich kommt. Denn damit wird es möglich sein die Ausbildungsmobilität deutlich zu steigern.

Ich freue mich auf die Beratung im Ausschuss. Vielen Dank.

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