Eva Viehoff: Rede zu "Sprachkurse des Landes für Erwachsene voranbringen!" (Antrag SPD/Grüne)

Top 24: Sprachkurse des Landes für Erwachsene voranbringen! (Antrag SPD/Grüne)

-Es gilt das gesprochene Wort-

<Anrede>

Deutschland ist ein Einwanderungsland. Das gilt auch für Niedersachsen. Und so ist es auch unsere Aufgabe, Integration und Teilhabe der Menschen, die zu uns kommen, zu sichern.

Ein wichtiger Baustein für ein gute Integration und Teilhabe Zugewanderter und Geflüchteter ist der Spracherwerb. Er ist nicht nur von Bedeutung für das Ankommen hier bei uns, sondern auch für die Integration in unseren Arbeitsmarkt, der aktuell unter einem hohen Fach- und Arbeitskräftemangel leidet.

Und so gilt, je eher Zugewanderten und Geflüchteten ein Sprachangebot gemacht werden kann, desto besser funktioniert es mit der Integration – auch wenn dies einige im Saal nicht wahrhaben wollen.

Der Erwerb der deutschen Sprache ist DER Schlüssel für eine erfolgreiche Integration und gesellschaftliche Teilhabe!

Niedersachsen hat dies in den Jahren 2015 – 2016 erkannt und damals ein eigenes Sprachförderprogramm aufgelegt. Dieses erreichte seit 2016 106.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Diese Zahl zeigt, wie wichtig ein gutes flächendeckendes Angebot von Sprachkursen ist.

Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und damit einhergehend eine steigende Zahl von Geflüchteten führen aktuell zu einer steigenden Nachfrage nach Sprachkursen in Niedersachsen.

Im Jahr 2022 wurden laut MWK 508 Förderanträge für Sprachkurse im Bereich SEG 8 (Spracherwerb für Geflüchtete) gestellt. Davon konnten nur 167 Kurse bewilligt werden.  Bei den Kursen für geflüchtete Frauen sieht es nicht besser aus. Hier gab es 440 Anträge von denen nur 46 genehmigt werden konnten.

Die Zahlen zeigen: Der Bedarf ist groß und es wäre mehr als wünschenswert, wenn mehr Mittel für Sprachkurse zur Verfügung gestellt würden.

Tatsächlich ist es in der aktuellen Situation für die Geflüchteten von erheblicher Bedeutung, einen besseren Zugang zu Sprachkursen zu erhalten.

Viele von uns sind in Ihren Landkreisen damit konfrontiert, dass Geflüchtete auf Grund fehlender Sprachkenntnisse abgeschoben werden. Das betrifft v.a. Personen aus Drittstaaten, die legal in der Ukraine gelebt, dort studiert haben und dann aufgrund des russischen Angriffs nach Deutschland geflüchtet sind. Diese Studierenden wollen Ihr Studium hier gerne weiterführen und ggf. beenden.

Einfache Integrationskurse des BAMF tragen hier nicht zu einer Bleibeperspektive bei und in vielen Fällen auch nicht zu einer Fortführung des Studiums. Dazu braucht es Sprachkurse.

Die Erfahrungen aus den letzten Jahren haben gezeigt, dass diese Kurse auch an die Zielgruppen angepasst werden müssen. Das betrifft nicht nur die Frage ihres Sprachkenntnis- und Bildungsstandes. Auch andere Faktoren wie z.B. die familiäre Situation müssen berücksichtigt werden.

Vor allem Frauen können wegen fehlender Kinderbetreuung oft das schon geringe Kursangebot nicht wahrnehmen. Dabei wäre ein solches Angebot so wichtig, hat dies doch einen doppelten Effekt: auch die Kinder werden so besser integriert und ihre Chancen in unserem Bildungssystem steigen.

Ich komme aus dem Landkreis Cuxhaven. Hier wie auch in anderen vom ländlichen Raum geprägten Landkreisen haben wir häufig das Problem, dass Sprachkurse nicht durchgeführt werden können, trotz Interessierter und des Bedarfes, weil ortsnah die notwendige Mindestteilnehmendenzahl nicht erreicht wird. Es wäre gut, hier zu flexibilisieren.

Das Ziel ist, mehr zielgruppenspezifische Kurse mit z.B. Kinderbetreuung oder auch Sprachlerngruppen mit geringerer Teilnehmendenzahl anzubieten. Um das zu erreichen, müssen auch weiterhin Dozentinnen und Dozenten für Deutsch als Zweitsprache und Deutsch als Fremdsprache fort- und weitergebildet werden – haupt- wie ehrenamtlich. Weiterbildungsangebote müssen dies sicherstellen.

Mit diesem Antrag macht Rot-Grün deutlich, wie wichtig uns die Umsetzung des Koalitionsvertrages ist, indem es heißt:

S. 84, Z. 9-14

„Integrationsangebote und Sprachkurse sind ein wichtiger Baustein der Integration von Zugewanderten und Geflüchteten. Diese Angebote wollen wir bedarfsgerecht ausbauen und weiterentwickeln, um sie allen Menschen, unmittelbar nach ihrer Ankunft in Deutschland niedrigschwellig und unabhängig von ihrem Herkunftsland oder ihrem Aufenthaltstitel anbieten zu können. Um Frauen aus solchen Programmen nicht auszuschließen, wollen wir spezifische Angebote mit Kinderbetreuung fördern.“

Den Weg dorthin beginnen wir jetzt. Ich freue mich auf die weitere Beratung.

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