Eva Viehoff: Rede zu Long- und Post-COVID-Risiken für Kinder und Jugendlichen (TOP 3a)

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

TOP 3a: Long- und Post-COVID-Risiken für Kinder und Jugendliche ernst nehmen – Datenlage, Vernetzung und Unterstützung von Forschungsvorhaben weiter stärken (Aktuelle Stunde CDU)

<Anrede>

Seit Frühjahr 2020 währt nun schon die Corona-Pandemie und ein wirkliches Ende ist noch nicht in Sicht. Schon lange ist klar, dass unter den z.T. starken Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens Familien und insbesondere Kinder und Jugendliche besonders gelitten haben und weiter leiden.

Lange Zeit spielten die Rolle der „Vergessenen“ in der Pandemie. Kinder und Jugendliche mussten in dieser Zeit nicht nur lange auf gemeinsames Lernen verzichten auf das Treffen mit Freund*innen, auf den Kindergeburtstag und die Party - eben auf eine Zeit, in der sie sich möglichst unbeschwert entwickeln konnten. Die getroffenen Einschränkungen haben Folgen, Folgen für die psychische Gesundheit und für die weitere Entwicklung. Kinderpsychologen schätzen, dass bis zu 20 % der Kinder und Jugendlichen mit psychsischen Problemen zu kämpfen haben. Kinder und Jugendliche haben viel geopfert, um die vulnerablen Gruppen zu schützen.

Das ist heute klar – gekümmert hat es jedoch die Politik viel zu wenig.

Das sie zusätzlich selbstverständlich auch an Covid-19 erkranken können und dies auch für einen Teil von Ihnen ebenfalls mit langfristigen Folgen verbunden sein kann, lag lange Zeit überhaupt nicht im Fokus forschungspolitischer Überlegungen – zumindest nicht in Niedersachsen.

So zeigt eine internationale Studie aus Großbritannien, dass von den 75.529 positiven Tests 1735 Kinder an Corona erkrankt waren. Die meisten von ihnen erkrankten nur leicht und die Krankheit war bei den jüngeren Kindern unter 12 Jahren im Durchschnitt nach 5 Tagen überstanden, bei den älteren Kindern und Jugendlichen lag der Durchschnitt der Dauer der Erkrankung mit 7 Tagen etwas höher. Nach 28 Tagen hatten noch 4,4 % der Kinder und Jugendlichen Symptome. Es scheint also so zu sein, dass Kinder eher nur in kleinem Umfang von Long-Covid betroffen zu sein scheinen. Doch die Datenlage ist schwach, um dies endgültig festzustellen.

Andererseits scheint es aber auch so zu sein, dass sich auch die psychischen Belastungen von Kindern in der Pandemie in Symptomen manifestieren, die denen von Long-Covid sehr ähnlich sind. Das zeigt eine Studie der TU Dresden mit 1500 Schüler*innen (Durchschnittsalter 15 Jahre). In dieser Studie klagten prozentual gleich viele Schüler*innen aus der Gruppe der Infizierten und nicht-Infizierten über gemeinhin typ. Coronasymptome, wie z.B. Müdigkeit und/oder Gedächtnisverlust.

<Anrede>

Unter diesen Voraussetzungen kann man die Initiative, zu eigenen Studien, die sowohl die medizinischen Folgen einer Corona-Erkrankung als aus den psychischen Folgen aus den Regelungen und Herausforderungen der Pandemie für Kinder-und Jugendliche nur begrüßen und den Wissenschaftler*innen wünschen, dass sie dafür vom Land ausreichend mit finanziellen Mitteln ausgestattet werden. Doch leider müssen wir auch hier wieder einmal feststellen – Niedersachsen reagiert spät, andere Bundesländer und die internationale Wissenschaftscommunity war da deutlich schneller.

Doch mit Blick auf den gesamten Pandemieverlauf muss man auch die Fragen stellen dürfen – warum erst jetzt?  Und warum tat und tut sich die Landesregierung so schwer Kinder und Jugendliche bei den drei Kernherausforderungen des Erwachsenwerdens - Qualifizierung, Verselbständigung  und  Selbstpositionierung in der Pandemie wirklich wirksam zu unterstützen?

<Anrede>

Es ist sicherlich richtig und auch endlich angezeigt, vorhandene Daten zu den Folgen der Coronapandemie zu vernetzen und die Datenlage zu verbessern. Das kann aber nur ein erster Schritt sein, Kinder und Jugendliche in der Pandemie stärker in den Blick zu nehmen. Viel wichtiger ist aus der Datenlage zu lernen und Kinder und Jugendliche mit ihren Ängsten, Wünschen und Hoffnungen ernst zu nehmen und Kinder und Jugendliche endlich auch mal selber zu Wort kommen lassen und aktiv einbinden.  Sie sind unsere Zukunft! Sie haben weiß Gott mehr Aufmerksamkeit verdient.

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