Dringliche Anfrage: Erhöhte Zahl von Krebsfällen in der Samtgemeinde Asse: Bundesregierung spricht von Zufall

 

Die Bundesregierung hat in der Antwort auf eine Anfrage der Abgeordneten Bärbel Höhn erklärt: "Nach den vorliegenden Untersuchungsergebnissen der Umgebungsüberwachung kann der beobachtete Anstieg in der Samtgemeinde Asse nicht durch die Strahlenbelastung aus der Asse erklärt werden."

Im Auswertungszeitraum 2002 bis 2009 sind in der Samtgemeinde Asse bei Männern und Frauen 397 Krebsfälle aufgetreten. Die statistisch zu erwartende Fallzahl lag bei 382 Fällen.

  • Bei Lyphomen, Plasmozytomen, NonHodgkin und Hodgkin (C81-96) lag die festgestellte Fallzahl bei 35 Fällen. Die erwartete Fallzahl lag bei 23,5 Fällen. Die tatsächlich festgestellte Zahl ist 1,49 fach höher als die erwartete Zahl. Das Ergebnis ist über einen längeren Zeitraum signifikant.
  • Bei Leukämie (C91-95) lag die festgestellte Fallzahl bei 18 Fällen. Die erwartete Fallzahl lag bei 8,5 Fällen. Die tatsächlich festgestellte Zahl ist 2,12 fach höher als die erwartete Zahl. Das Ergebnis ist über einen längeren Zeitraum sehr signifikant.
  • Bei Schilddrüsenkrebs lag die festgestellte Fallzahl bei 12 Fällen. Die erwartete Fallzahl lag bei 3,9 Fällen. Die tatsächlich festgestellte Zahl ist 3,08fach höher als die erwartete Zahl. Das Ergebnis ist über einen längeren Zeitraum sehr signifikant.

Die Zahlen sind noch kein Beweis für einen kausalen Zusammenhang mit dem Atommülllager in der Asse. Fakt ist aber auch, dass die gegenteilige Behauptung der Bundesregierung ebenfalls nicht bewiesen ist und bisher auch keine andere mögliche Ursache für die signifikant erhöhten Werte benannt wurde.

Fakt ist zudem, dass die Belastung der Laugen in der Asse mit Radioaktivität, die Überschreitung der Freigrenzen bei Tritium und Caesium 137, ein Unfall mit pulverförmigen Alphastrahlern und viele andere Störfälle bis ins Jahr 2008 vertuscht und verschwiegen wurden. Die Bundesregierung unterstellt in ihrer Stellungnahme hingegen, dass bei der Umgebungsüberwachung des alten Betreibers alle Daten korrekt erhoben wurden, die Methodik und die Messpunkte richtig gewählt waren, die Auswahl der gemessen Radionuklide korrekt war und in der Vergangenheit keine unbekannten Störfälle auftraten.

Die Bundesregierung musste feststellen, dass der alte Betreiber nicht über die notwendige Zuverlässigkeit nach dem Atomgesetz verfügte. Deshalb wurde er vom BfS und der Asse GmbH abgelöst. Notwendig ist daher eine sorgfältige Untersuchung aller möglichen Ursachen in der Vergangenheit. Die vom Landrat des Landkreises Wolfenbüttel geleitete Arbeitsgruppe muss jetzt klären, welche Methode bestmöglich geeignet ist, um die Ursachen der hohen Zahl von Leukämien und Schilddrüsenkrebs festzustellen.

  1. Teilt die Landesregierung die Einschätzung des Bundesumweltministeriums, dass der beobachtete Anstieg von bestimmten Krebserkrankungen in der Samtgemeinde Asse nicht durch die Strahlenbelastung aus der Asse erklärt werden?
  2. Hat der Bundesumweltminister nach Auffassung der Landesregierung eindeutige Erkenntnisse oder gar Beweise vorliegen, die eindeutig belegen, dass der beobachtete Anstieg von bestimmten Krebserkrankungen in der Samtgemeinde Asse nicht durch die Strahlenbelastung aus der Asse erklärt werden kann?
  3. Welche konkreten Ursachen macht der Bundesumweltminister nach Kenntnis der Landesregierung für die erhöhte Zahl bestimmter Krebserkrankungen in der Samtgemeinde Asse verantwortlich und welche wissenschaftlichen Belege liegen dazu vor?

Stefan Wenzel

Fraktionsvorsitzender

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