Detlev Schulz-Hendel: Rede zur Ausbildungsoffensive für Lokführer*innen

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Anrede,

Die erforderliche Qualität und Verlässlichkeit im Regionalbahnverkehr in Niedersachsen gerät zunehmend ins Wanken. Zugausfälle und Zugverspätungen prägen das Bild auf vielen Strecken in Niedersachsen und immer mehr zu Recht frustrierte Pendler*innen bleiben ratlos auf der Strecke. Wir brauchen aber eine hohe verlässliche Qualität, um mehr Menschen vom Auto auf die Schiene zu bringen und um zu verhindern, dass sich Fahrgäste im schlimmsten Fall von der Schiene abwenden und wieder auf das Auto umsteigen.

Anrede,

Wenn im ersten Halbjahr 2019 bislang 7850 Regionalzüge ausgefallen sind und davon 42,4 Prozent wegen Personalmangels, dann ist das besorgniserregend. Ganz klar bedarf es dringend zahlreicher Maßnahmen, um diesen Fachkräftemangel zu entschärfen. Dazu gehören verkehrspolitische Konzepte wie in unserem Antrag gefordert. Wir möchten, dass geflüchtete Menschen zu Lokführer*innen ausgebildet werden, auch als Quereinsteiger.

Dazu müssen alle Akteure wie die Arbeitsagenturen, die Gewerkschaften, die Eisenbahnverkehrsunternehmen aber auch Ausbildungseinrichtungen wie die Eisenbahnfachschulen an einen Tisch, um dafür zügig die Voraussetzungen zu schaffen.

Bei der Finanzierung dieses Konzeptes sehen wir neben den Eisenbahnverkehrsunternehmen auch die Landesregierung in der Pflicht, diesen verkehrspolitischen Baustein mit zu finanzieren. Bei der Mitfinanzierung durch das Land geht es uns insbesondere um die Förderung von berufsspezifischen Sprachkenntnissen und bei der Begleitung der geflüchteten Menschen durch Integrations-Coaches. Dieser Ansatz wird auch beispielsweise von der Eisenbahnfachschule ausdrücklich als notwendige Maßnahme begrüßt. Das Modellprojekt in Baden-Württemberg, welches durch die Grün-Schwarze Landesregierung auf den Weg gebracht worden ist, eignet sich hier als gutes Vorbild für Niedersachsen, denn seit der Einführung haben sich immerhin bereits mehr als 200 Interessierte gemeldet. Ob diese Ausbildungsoffensive auch ein Modell für Busfahrer*innen sein kann, sollte dann auch gleich mit geprüft werden.

Herr Minister Althusmann,

wir begrüßen ausdrücklich, dass sie grüne Forderungen nach Maßnahmen zur Verbesserung von Qualität im Regionalbahnverkehr aufgegriffen haben. Damit wollen Sie hoffentlich auch eine konsequente Linie gegenüber Eisenbahnverkehrsunternehmen, die ihren Leistungsverpflichtungen nicht nachkommen, umsetzen. Wir hoffen sehr, dass nach diesen Ankündigungen nun auch Taten folgen, andernfalls sind Abmahnungen nicht mehr als eine Papiertiger. Wir wissen alle, dass der Fachkräftemangel nicht vom Himmel gefallen ist und die Eisenbahnverkehrsunternehmen insbesondere am Personal gespart haben. Das hat auch etwas mit bisheriger Ausschreibungspraxis und Vergabe von Aufträgen zu tun. Viel zu lange Zeit standen die Kosteneinsparungen um jeden Preis im Vordergrund. Künftig müssen Qualität und Verlässlichkeit eine übergeordnete Rolle bei der Vergabe von Aufträgen spielen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen der Groko,

lassen Sie uns gemeinsam den Regionalbahnverkehr in Niedersachsen wieder auf verlässliche Beine stellen. Ich freue mich auf eine konstruktive Diskussion, um diese beantragte Maßnahme gemeinsam auf den Weg zu bringen.

 

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