Christian Schroeder: Rede zur Aktuellen Stunde (GRÜNE) - „Aktuelle Herausforderung Agrarwende – Den Wandel auf Höfen und Äckern gemeinsam gestalten“

TOP 11 b: „Aktuelle Herausforderung Agrarwende – Den Wandel auf Höfen und Äckern gemeinsam gestalten“ (Aktuelle Stunde Grüne)

- Es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrte Frau Präsidentin,

liebe Kolleg*innen,

ich freue mich, dass wir heute über die Agrarwende sprechen, denn die Herausforderungen sind wahrlich groß.

Wir sprechen hier von Umständen, denen unsere Landwirtschaft noch nie in diesem Maß ausgesetzt war. Die Landwirtschaft ist der erste Sektor, der von der Klimakrise richtig hart getroffen wird. Zunehmende Dürreperioden und Starkregenereignisse, aber auch klimatische Veränderungen – wie z.B. die Anzahl der heißen Tage bedrohen unsere Landwirtschaft.

Aber auch Herausforderungen, die nicht durch das Klima bestimmt sind und auf komplexen Gemengelagen und Zielkonflikten beruhen sind gefährlich.

Abhängigkeiten von internationalen Märkten führen zu stark schwankende Absatzzahlen, wie es die Schweinehalter*innen immer wieder erfahren mussten. Die afrikanische Schweinepest hat da vielen Höfen aufgrund des Behördenwirrwars den Rest gegeben.

Die Probleme sind vielfältig. Dem Höfesterben können wir zum Beispiel nicht mit einer einzelnen Maßnahme aufhalten, da auch hier viele Aspekte miteinfließen: Mangel an Nachwuchskräften, die den Hof übernehmen; bäuerliche Landwirtschaft, die dem Preisdruck großer Agrarholdings nicht standhalten kann; Investor*innen, die den Bodenpreis in die Höhe treiben; Preisdruck aus dem Lebensmitteleinzelhandel - und Vieles, Vieles mehr.

Doch wir werden nicht einfach dabei zusehen, sondern all den fleißigen Landwirt*innen aktiv unter die Arme greifen. Denn da kommen wir nur Hand in Hand durch.

Liebe Kolleg*innen..

Die Land- und Ernährungswirtschaft ist eine starke wirtschaftliche Säule unseres Landes, und damit sie dies auch langfristig sein kann, müssen wir den Sektor zukunftsfähig gestalten. Wir müssen es schaffen, das Spannungsfeld zwischen Arten- und Naturschutz, Klimaschutz und einem auskömmlichen Einkommen für Landwirt*innen in Einklang zu bringen.

In den ersten 100 Tagen haben wir schon einiges erreicht und angestoßen. Es wurde eine Reduktionsstrategie für Pflanzenschutzmittel vorgestellt, die in Zusammenarbeit mit Landwirtschaft und Naturschutzverbänden entstanden ist, den Weg Richtung mehr Ökolandbau ebnen und zum Schutz der Artenvielfalt beitragen wird.

Auch das Zukunftsprogramm Diversifizierung ist ein wichtiger Schritt, um Schweinehalter*innen eine Perspektive zu bieten, die nicht nur Natur-, Klima- und Artenschutz berücksichtigt, sondern eine wirtschaftliche Perspektive darstellt, die nicht auf Kurz-, sondern auf Langfristigkeit ausgelegt ist.

Denn Betriebe, die diverser aufgestellt sind, sind eben besser für unvorhergesehene Ereignisse gewappnet, als Betriebe, die nur eine einzelne Einkommensquelle haben.

Doch das ist natürlich nur der Anfang. Darüber hinaus gibt es noch viel zu tun:

Das Wassermanagement muss sich an die zukünftigen veränderten Bedingungen anpassen. Große Wassermengen müssen aufgefangen und sinnvoll verwendet werden, vor allem um auch Zeiten zu überbrücken, in denen mal kein Regen vom Himmel fällt. Bewässerungsanlagen und Wasserspeicherlösungen müssen erprobt werden. Und natürlich müssen wir die Ressource Wasser viel effizienter nutzen. Andere Länder sind uns da schon um einiges voraus.

All das packen wir jetzt an, denn die Probleme spitzen sich zu. Schon heute ist in erschreckender Regelmäßigkeit von Ernteeinbußen zu hören und damit wir in Zukunft nicht Jahr für Jahr von Missernten sprechen müssen, ist Handeln jetzt das Gebot der Stunde. Hier sind wir alle in der Verantwortung, zukunftsgerichtete Maßnahmen zu erarbeiten.

Die sozial-ökologische Transformation ist in der Landwirtschaft eine Mammutaufgabe, die wir alle gemeinsam anpacken müssen. Wir sind Verbündete in einem Kampf, indem die kleinen viel zu oft untergegangen sind. Wir werden nicht weiter dabei zusehen, sondern uns dem entschlossen entgegenstellen. Diesen neu eingeschlagenen Kurs werden wir jetzt weiter gehen.

Zurück zum Pressearchiv