Antrag: PCR-Testkapazitäten erhöhen - Engpässe in Laboren durch Omikron vorbeugen - Innovative Ansätze nutzen

Der Landtag wolle beschließen:

Entschließung

Eine Infektion mit dem SARS-CoV-2 Virus kann nur durch einen Test mittels Polymerase-Kettenreaktion (PCR) zweifelsfrei festgestellt werden. Dieser PCR-Test wird in spezialisierten Diagnostiklaboren ausgewertet, die über begrenzte Kapazitäten verfügen. Aufgrund der durch die Omikron-Variante des SARS-CoV-2 Virus stark zunehmenden Infektionen, kommen diese Kapazitäten schon jetzt absehbar an ihre Grenzen. Wartezeiten auf Testergebnisse haben sich zum Teil bereits verlängert, bzw. drohen sich weiter zu verlängern und so die Pandemiebekämpfung und die Kontaktnachverfolgung empfindlich zu schwächen. Mit der Möglichkeit, Quarantänen mittels eines negativen PCR-Tests frühzeitig zu beenden, wird sich die Situation laut Expert*innen noch verschärfen, auch wenn die neue Niedersächsische Corona-Verordnung hier alternativ einen Schnelltest möglich macht. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kündigte am 14.01.2022 eine Priorisierung für Angestellte des Gesundheitswesens bei PCR-Testungen an. Diese Ankündigung sollte unverzüglich umgesetzt werden und auf alle Angestellten der kritischen Infrastruktur ausgeweitet werden. In den nächsten Wochen ist zudem mit hohen Krankenständen zu rechnen, von denen auch die Labore betroffen sein werden.

Der NDR berichtet online am 13.01.2022: "Etwa 2,4 Millionen PCR-Tests können die Labore in Deutschland pro Woche auswerten. Aber das ist nur eine theoretische Zahl: Denn vor allem Personalausfälle könnten die Labore bald an ihre Grenzen bringen."[1] Aktuell gehen Fachleute von einer 80-90%igen Auslastung nur durch die Auswertung von PCR-Tests in Deutschland aus.

Um den personellen Engpässen in den Laboren entgegenzuwirken, ruft das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration in Baden-Württemberg Studierende dazu auf, mittels der gemeinnützigen Initiative match4healthcare die Diagnostiklabore kurzfristig zu unterstützen. Diese Initiative ist u.a. durch Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. entstanden und wird vom Bundesministerium für Gesundheit empfohlen.[2]

In Österreich wird umfassend ein sogenannter PCR-Gurgeltest genutzt, die Testkapazitäten liegen hier deutlich höher. Der Österreichische Rundfunk berichtet online am 23.12.2021:

„Bis 20. Dezember sind allein in Wien 18 Millionen „Alles gurgelt!“-Tests abgegeben worden. „Davon waren 150.000 bzw. 0,85 Prozent positiv“, hieß es aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Der Tagesschnitt aller durchgeführten PCR-Tests in Wien liegt bei 241.300. Die Testkapazität ist aber noch weit höher, sie liegt bei „Alles gurgelt“ aktuell bei 500.000 PCR-Tests pro Tag.“[3]

Zusätzlich können PCR-Schnelltestsysteme die Labore entlasten. Diese sogenannten PoC-NAT-Tests basieren wie der PCR-Test auch auf der Nukleinsäureamplifikationstechnik (NAT), können jedoch ohne Labor kurzfristig vor Ort (Point of Care, PoC) ausgewertet werden. Insbesondere eignen sich PoC-NAT-Tests für kurzfristigen Verifizierung von positiven Schnelltests. Mit der zweiten Verordnung zur Änderung der Coronavirus-Impfverordnung und der Coronavirus-Testverordnung vom 7. Januar 2022 wird die Vergütung dieser Tests für bestimmte Leistungsbringer möglich.

In den kommenden Wochen müssen alle Maßnahmen der Pandemiebekämpfung weiter intensiv genutzt werden, um den exponentiellen Anstieg der Infektionszahlen zu bremsen. Die Auswirkungen der Omikron-Welle auf das Gesundheitssystem sind noch nicht absehbar und die Fallzahlen von Long-Covid werden in allen Altersgruppen voraussichtlich ebenfalls zunehmen. 

Der Landtag fordert die Landesregierung auf,

  1.  die Priorisierung der PCR-Testungen für Angestellte der kritischen Infrastruktur, symptomatischen Personen und zur Diagnostik von vulnerablen Gruppen sicher zu stellen.
  2. den Einsatz von PCR-Gurgeltests zu prüfen und ggf. zum Einsatz zu bringen.
  3. bereits bestehende Vernetzungsinitiativen unverzüglich zu nutzen, um Labore personell zu unterstützen, ähnlich wie in Baden-Württemberg.
  4. die Kapazitäten in den Diagnostiklaboren, soweit wir möglich, kurz- und mittelfristig zu erhöhen.
  5. PCR-Kapazitäten des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) und anderer Einrichtungen erneut zu nutzen, wie schon im Jahr 2020 geschehen.
  6. Einrichtungen der Gesundheitsversorgung bei der Anschaffung von PCR-Schnelltestsystemen (PoC-NAT-Tests) finanziell und personell zu unterstützen.
  7. zur Entlastung von Gesundheitsämtern und Arztpraxen PCR-Testungen bzw. PoC-NAT-Tests landesweit in Apotheken anzubieten.

Begründung

Vor dem Hintergrund massiv zunehmender Infektionen und möglicher Ausfälle in der Belegschaft der Diagnostiklabore besteht dringender Handlungsbedarf, um zielgerichtet vorhandene PCR-Testkapazitäten zu nutzen und weiter zu erhöhen. Dabei sind Best-Practice-Beispiele und innovative Ansätze aus anderen Bundesländern oder Staaten sehr hilfreich, diese sollten schnell und unbürokratisch übernommen werden. PCR-Tests sind bei der Aufdeckung von Infektionen enorm zuverlässig, daher trägt eine umfassende PCR-Diagnostik mit hohen Kapazitäten wesentlich zum Erfolg der Pandemiebekämpfung bei. Der weitere Verlauf der Pandemie ist unklar, aus den bisherigen Erfahren ist mit dem Entstehen neuer Varianten zu rechnen, die den Immunschutz der Impfungen noch weiter reduzieren können. Daher ist das Erhöhen der Testkapazitäten und das Nutzen weiterer Testansätze, auch im Hinblick auf zukünftige Pandemien, dringend nötig.

[1] Vgl. Steigende Nachfrage: Begrenzte PCR-Testkapazitäten im Fokus: https://www.ndr.de/nachrichten/info/Steigende-Nachfrage-Begrenzte-PCR-Testkapazitaeten-im-Fokus,pcrtest106.html

[2] Vgl. Match4healthcare vernetzt freiwillige Helfer und Hilfesuchende: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/111385/Match4healthcare-vernetzt-freiwillige-Helfer-und-Hilfesuchende

[3] Vgl. Ausreichend Kapazität für Feiertags-Tests: https://wien.orf.at/stories/3135465/

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