Antrag: Nachhaltig. Klimafreundlich. Barrierefrei. Digital. Sozial. Innovativ. - die Transformation des Tourismus zukunftsfähig gestalten -die Tourismusstrategie für das Land Niedersachsen weiterentwickeln

Fraktion der SPD
Fraktion Bündnis 90 Die Grünen

Der Landtag wolle beschließen:

Entschließung

Der Tourismus ist für Niedersachsen ein elementarer Wirtschaftsfaktor und Motor für Einkommen, Arbeitsplätze, Wohlstand und Lebensqualität und damit ein besonders wichtiger Wirtschaftszweig – hier entsteht regionale Wertschöpfung und wird für eine positive Ausstrahlung weit über die Landesgrenzen hinaus gesorgt. Ganz nach dem Motto: Wir leben und arbeiten dort, wo andere Urlaub machen. Niedersachsen ist höchst attraktiv - kein anderes Bundesland kann Meer und Berge gleichzeitig bieten. Im bundesweiten Ländervergleich liegt Niedersachsen auf Platz vier der beliebtesten Urlaubsziele. Mit mehr als 43 Millionen Übernachtungen und einem Bruttoumsatz von rund 13,6 Milliarden Euro jährlich ist die Tourismusbranche längst in der 1. Liga der niedersächsischen Wirtschaft angekommen. Zudem ist die Tourismuswirtschaft als beschäftigungsintensive Branche für den Arbeitsmarkt Niedersachsens von großer Bedeutung und liegt sogar vor der Bauwirtschaft.

Der Tourismus in Niedersachsen gilt immer noch als Wachstumsbranche. Dieses Wachstum ist aber längst kein Naturgesetz mehr.

Durch die Corona-Pandemie, den sich zuspitzenden Fach- und Arbeitskräftemangel sowie die aktuellen weltweiten Krisen und Widrigkeiten wird der Tourismus auf eine besonders harte Probe gestellt. Es gilt nun, adäquat auf die Herausforderungen unserer Zeit zu reagieren und lösungsorientiert zu handeln. Um den Tourismus nach der Corona-Krise zu stärken, ist jetzt der richtige Zeitpunkt eine gezielte Förderung eines nachhaltigen, ressourcenschonenden und klimafreundlichen Tourismus in den Blick zu nehmen. Eine Weiterentwicklung der bestehenden Tourismusstrategie für das Land Niedersachsen ist daher essenziell für den Erhalt und die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Tourismusbranche.

Vor diesem Hintergrund bittet der Landtag die Landesregierung:

  1. Die bestehende Tourismusstrategie zukunftsfähig weiterzuentwickeln. Als Schwerpunkte sollen die Aspekte Nachhaltigkeit, Klimafreundlichkeit, Ressourcenschutz, Barrierefreiheit, Digitalisierung, regionale Wertschöpfung, soziale Verträglichkeit und Innovativität festgelegt werden. Ein Augenmerk soll dabei insbesondere auf den Arbeits- und Fachkräftemangel, die Finanzierung des Tourismus und die Anbindung touristischer Destinationen an den SPNV und ÖPNV sowie einer nachhaltigen Mobilität vor Ort im Rahmen des Umweltverbundes gelegt werden.
  2. Der Prozess muss gemeinsam mit den Akteurinnen und Akteuren der Tourismusbranche entwickelt werden. Der Unterausschuss Tourismus ist aktiv zu beteiligen.
  3. Dabei sollte die Tourismusstrategie nicht nur die Entwicklung des Tourismus isoliert im Blick haben, sondern unter Berücksichtigung regionaler Gegebenheiten auch als Lebensraumkonzept verstanden werden.
  4. Es sollte geprüft werden, ob Soll-Vorgaben für regionale Tourismusorganisationen, für die Gewährung von Tourismusförderung unter Maßgabe der Einleitung und Umsetzung von Veränderungsprozessen, wie z.B. die Transformation der Strukturen, entwickelt werden.
  5. Zusammenschlüsse kleinerer Tourismusdestinationen zu größeren Kooperationseinheiten, die ganze Regionen vertreten, mit dem Ziel sich im Wettbewerbsumfeld wahrnehmbar aufzustellen, die lokalen Strukturen zu verbessern und für mehr Effizienz zu sorgen, ohne dass die regionale Identität der touristischen Region dabei verloren geht, werden sehr begrüßt und sollen wie bisher begleitet, gefördert und finanziell unterstützt werden. Hierbei ist zu prüfen, ob die Förderung über den Zeitpunkt des erfolgreichen Zusammenschlusses hinaus für einen gewissen Zeitraum des Strukturaufbaus gewährt wird.
  6. Die Strategie muss die Top-Destinationen als leistungsstarke Zugpferde fördern, aber auch die Bedeutung der kleineren oder touristisch noch zu entwickelnden Regionen berücksichtigen – ebenso wie generell den ländlichen Raum in Niedersachsen und seine dort wirkenden Akteure unter anderem im Bereich des Agrartourismus. Auf Grundlage der Tourismusstrategie sollen Strukturen entwickelt, Aufgaben klar definiert und ihre Finanzierung gesichert werden. Transparente Handlungspläne und Maßnahmen sollen entwickelt werden. Die Realisierung soll durch ein Umsetzungsmanagements erfolgen.
  7. Die strategischen Vorgaben müssen konsequent in Förderprogrammen und -richtlinien integriert werden, so dass die Förderung die Umsetzung der Strategie maßgeblich unterstützt.
  8. Zudem muss insgesamt der mögliche Umgang mit Krisen berücksichtigt werden. Dafür gilt es, Reaktionsstrategien zu entwickeln sowie Krisenmanagement und -kommunikationssysteme zu etablieren.

Begründung

Wir wollen den Tourismus am Ende der Corona-Krise gezielt unterstützen und diesen für Niedersachsen wichtigen Wirtschaftszweig weiter stärken und ausbauen. Es gilt nun adäquat auf die Herausforderungen unserer Zeit zu reagieren und lösungsorientiert zu handeln. Eine Weiterentwicklung der Tourismusstrategie des Landes Niedersachsen ist die dafür notwendige Grundlage.

Dabei ist u.a. zu beachten, dass der Aspekt des nachhaltigen Reisens durch die Corona-Pandemie weiter an Bedeutung gewonnen hat.

Nachhaltiger Tourismus bedeutet, die Bedürfnisse der Gäste und der lokalen Bevölkerung mit denen des Natur- und Umweltschutzes zu verbinden und dabei eine langfristig wirtschaftliche sowie sozial verträgliche Entwicklung anzustreben, die zu einer dauerhaften Wertschöpfung und zum Wohlstand der Bevölkerung beitragen kann.

Es gibt viele Bausteine und Stellschrauben, um den Tourismus in Niedersachsen nachhaltiger und zukunftsfähiger zu gestalten. Die Schaffung von touristischen Arbeitsplätzen in strukturschwachen Regionen, eine klimafreundliche An- und Abreise der Gäste, die Nutzung von Ökostrom in Beherbergungsbetrieben, die Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten bspw. durch die Verwendung von regionalen und ökologisch produzierten Lebensmitteln, grünes Veranstaltungsmanagement, die Schaffung und Vermarktung von Umweltbildungsangeboten, Vermeidung und Trennung von Abfällen, gute Arbeitsbedingungen und Zahlung von fairen Löhnen, der Beitrag zum Natur- und Artenschutz und vieles mehr.

Dies gilt es für die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Tourismusbranche in Niedersachsen gemeinsam zu entwickeln.

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