Antrag: Mehr Bio in Kantinen und Mensen - Schulmensen zu Lernorten entwickeln

Der Landtag wolle beschließen:

Entschließung

Gesunde Ernährung ist der Grundstein für ein gesundes Leben. Auch Agrarministerin Barbara Otte-Kinast hat Anfang Januar 2022 in einem Interview gefordert, dass bei der Beschaffung der öffentlichen Verpflegung nicht zuerst auf den Preis geschaut werden dürfe. Sie reklamierte: "Der Staat darf beim Thema Ernährung nicht zuallererst ein Sparfuchs sein."

Desweiteren haben sich Landesregierung und das Parlament fraktionsübergreifend auf den Niedersächsischen Weg verständigt, der einen Ausbau des Ökolandbaus in Niedersachsen auf 10% im Jahr 2025 und 15% im Jahr 2030 vorsieht. Derzeit nimmt Niedersachsen beim Ökoland-Bau mit 5,2% der Fläche und 6,5% der Betriebe eine Schlussposition ein.

Insbesondere in der Corona-Pandemie wurde deutlich, dass viele Menschen vermehrt zu regional erzeugten Bio-Produkten greifen, wenn sie wegen Homeoffice und Lockdown mehr selbst kochen. Es ist davon auszugehen, dass diese Menschen bei der Außerhausverpflegung auch auf Bio-Angebote zurückgreifen würden, wenn es sie gäbe.

Eine engagierte, finanziell unterlegte Strategie, zur Umstellung öffentlicher Einrichtungen auf regionale, saisonale und biologisch erzeugte Lebensmittel, wie sie beispielsweise Bremen 2018 beschlossen hat, kann für die heimische Landwirtschaft wichtige Nachfrageimpulse und Planungssicherheit für eine Umstellung auf Ökolandbau setzen.

In Schulmensen und Kitas wird vielfach nicht mehr selbst gekocht. Stattdessen wird von Catering-Unternehmen warmgehaltenes Essen angeliefert. Der Lernprozess „Kochen“ und der Kontakt zu regionalen landwirtschaftlichen Betrieben, die die Produkte für dieses Essen liefern, spielt im schulischen Kontext derzeit kaum eine Rolle. Einige Schulträger haben deshalb bereits begonnen, gegenzusteuern und in Kooperationen mit Berufsbildenden Schulen und Werkstätten die Themen „Ausbildung“ und gutes Essen an Schulen und Kitas zu verbinden.

Darüber hinaus kann durch den Umbau von Mensen zu Lernorten kann auch die Ernährungsbildung ganz praktisch auf breitere Füße gestellt werden. Eine langfristige Erhöhung des Anteils an ökologisch erzeugenten Lebensmitteln in der Gemeinschaftsverpflegung auf bis zu 100% ist daher anzustreben.

Der Landtag fordert die Landesregierung in Bezug auf Bio-Essen in der öffentlichen Verpflegung daher auf:

  • einen mehrjährigen Fahrplan mit dem Ziel 2030 100% Bio in der öffentlichen Verpflegung zu entwickeln und umzusetzen. Hierfür werden konkrete Zwischenziele für den Anteil an kontrolliert biologisch erzeugten Lebensmitteln festgelegt,
  • ein Förderprogramm für die kommunalen Träger von öffentlicher Verpflegung aufzulegen,
  • in landeseigenen Einrichtungen und bei Veranstaltungen des Landes (Empfänge, Catering etc.) künftig regionale, saisonale und biologisch erzeugte Lebensmittel zu verwenden. Bestehende Verträge mit den Betreiber*innen werden zum nächst möglichen Zeitpunkt dahingehend angepasst.

Der Landtag fordert die Landesregierung auf, Schulmensen zu Lernorten zu entwickeln, indem

  • in Zusammenarbeit von Kultus- und Agrarministerium zunächst Modellprojekte ausgeschrieben werden, an denen sich Schulen beteiligen können, die ein Konzept zur Vermittlung von Ernährungskompetenzen im Rahmen des Betriebs von Schulmensen anbieten möchten. Dabei ist auf den Bezug von regionalen, saisonalen und ökologisch produzierten Produkten Wert zu legen. Lieferbeziehungen sind in die Bildungsarbeit einzubeziehen. Gemeinschaftsverpflegung soll, im Rahmen der Ernährungsbildung, Ausgangspunkt für projektbezogene Unterrichtseinheiten werden,
  • im Ganztagsbereich Angebote zu schaffen und auszubauen, die hauswirtschaftliche Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler fördern und Einblicke in die Produktion und Zubereitung von gesunden Lebensmitteln liefern,
  • die Initiativen von einzelnen Schulträgern, Schul- und Kitaverpflegung mit der Ausbildung an berufsbildenden Schulen und in Werkstätten zusammenzudenken zu unterstützen und in anderen Gemeinden, Städten und Landkreisen ebenfalls voranzutreiben,
  • die Erfahrungen aus den Modellprojekten und Initiativen in ein flächendeckendes Angebot für Schulen einfließen.

Begründung

Das Agrarland Niedersachsen steht in der Verantwortung als gutes Beispiel in Ernährungsfragen voran zu gehen. Insbesondere mit der den Ländern zustehenden Kompetenz in der Bildungspolitik bieten sich hier Chancen für nachhaltiges Lernen. Dies würde die vielfachen Appelle und Initiativen der Landesregierung in Bezug auf Lebensmittelwertschätzung und gesunde Ernährung durch praktische Umsetzung glaubhaft erscheinen lassen.

Die landeseigenen Einrichtungen wären in der Lage durch die Umstellung der Kantinen, eine verlässliche und konstante Nachfrage nach Bio-Produkten zu schaffen, die es ermöglichen würde, den Ökolandbau nachhaltig wachsen zu lassen.

Durch einen modularen Stufenplan ließen sich konkret benannte Ziele über einen längeren Zeitraum erfolgreich umsetzen. So können Nachfrage und Angebot organisch wachsen, ohne dass es zu Engpässen kommt. Als Einstieg bieten sich Modellprojekte an, bei denen einzelne landeseigenen Mensen auf ein nachhaltiges Essenangebot umgestellt werden.

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