Antrag: Leben retten macht Schule – Wiederbelebungsunterricht als fester Bestandteil im Lehrplan

Fraktion der SPD
Fraktion der CDU
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen

Der Landtag wolle beschließen:

Jährlich sterben weltweit Millionen von Menschen an plötzlichem Herz-Kreislauf-Stillstand, wobei die Überlebenschancen durch schnellere und effektivere Wiederbelebungsmaßnahmen erheblich steigen würden. Studien zeigen zudem, dass die Überlebensrate in Ländern, in denen die Bevölkerung umfassend in Herz-Lungen-Wiederbelebung geschult ist, deutlich höher ist als in Ländern, in denen diese Kenntnisse weniger verbreitet sind. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, bereits in jungen Jahren Wiederbelebungskompetenzen zu vermitteln.

Internationale Richtlinien und Empfehlungen, wie die der WHO und des European Resuscitation Council (ERC), betonen die Bedeutung einer breiten Wiederbelebungsausbildung in der Bevölkerung, die bereits in der Schule beginnen sollte, um die Überlebensrate bei Herz-Kreislauf-Stillständen zu erhöhen.

Entschließung

Vor diesem Hintergrund stellt der Landtag fest,

  • dass in Niedersachsen Schulsanitätsdienste vielerorts bestehen sowie Beratungsangebote und Handlungsorientierungen zur Implementierung von Schulsanitätsdiensten nebst Informationen zum rechtlichen Rahmen über die Homepage des Kultusministeriums angeboten werden,
  • dass im Jahr 2024 erstmals „Wochen der Wiederbelebung in Niedersachsen - Schule rettet Herzen“ durchgeführt wurden und in diesem Setting auch Kooperationen mit außerschulischen Partnern in den Fokus genommen wurden.

Der Landtag begrüßt: 

  • das EU-Projekt LIFEFORCE, das Grundschulkinder bereits in jungen Jahren in Wiederbelebungstechniken schult,

Partnerschaften und Kooperationen mit Organisationen wie der Björn Steiger Stiftung, die das Projekt „Retten macht Schule“ unterstützt und Schulen mit Erste-Hilfe-Materialien und Schulungen für Lehrkräfte ausstattet.

Der Landtag bittet die Landesregierung:

  1. mit der aktuellen Überarbeitung der Kerncurricula (KC) Biologie und Naturwissenschaften der Sekundarstufe I Wiederbelebungsinhalte und -maßnahmen in diese zu integrieren und so sicherzustellen, dass damit künftig alle Schülerinnen und Schüler über die notwendigen Kompetenzen (z.B. Erkennung des Herz-Kreislauf-Stillstandes oder geeignete Maßnahmen wie Wiederbelebung mit Drücken) verfügen,
  2. auf Grundlage der überarbeiteten KC geeignete und praxisorientierte Unterrichts- und Informationsmaterialien im Bildungsportal zur Verfügung zu stellen. Hierbei ist zu prüfen, ob und ggf. wie dies in Kooperation mit externen Organisationen erfolgen kann,
  3. den Aktionsmonat zur Wiederbelebung weiterzuführen und mit externen Hilfsorganisationen regelmäßig/ jährlich durchzuführen,
  4. zu prüfen, auf welchem Weg Schulen und Schulträger bei der Bereitstellung der für den Unterricht benötigten Materialien unterstützt werden können. Hierbei sind insbesondere Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Stiftungen und Hilfsorganisationen zu prüfen,
  5. zu prüfen, wie das EU-Projekt „LIFEFORCE – Vorschulung von Grundschülerinnen und Grundschülern in Wiederbelebung“ hinsichtlich seiner speziellen Lernmethoden und pädagogischen Instrumente auf niedersächsische Grundschulen, insbesondere im Ganztag, übertragen werden kann.

Begründung

Internationale Richtlinien und Empfehlungen, wie die der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des European Resuscitation Council (ERC), betonen die Bedeutung einer breiten Wiederbelebungsausbildung in der Bevölkerung. Hintergrund ist eine niedrige Laienreanimationsrate in Deutschland, welche zu geringen Überlebenschancen bei einem Herzstillstand führt. Sie empfehlen, dass Wiederbelebungskompetenzen bereits in der Schule vermittelt werden sollten, um eine höhere Überlebensrate bei Herz-Kreislauf-Stillstand zu erreichen. Diese Empfehlungen stützen sich auf umfangreiche Forschungsergebnisse, die zeigen, dass Laienreanimationen durch frühzeitige und effektive Wiederbelebungsmaßnahmen lebensrettend sein können.

Insgesamt ist die Ausbildung in Wiederbelebung von essenzieller Bedeutung, um die Überlebensrate bei plötzlichem Herz-Kreislauf-Stillstand zu erhöhen. Durch die Integration von Wiederbelebungsinhalten in den Schulunterricht können Schülerinnen und Schüler frühzeitig entsprechende Fähigkeiten erlernen oder bereits vorhandenes Wissen auffrischen bzw. erweitern und so die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass in Notfallsituationen rechtzeitig und kompetent gehandelt wird. Schulen spielen hier eine zentrale Rolle, da sie nahezu alle Kinder und Jugendlichen erreichen und so eine breite Wissens- und Kompetenzbasis in der Bevölkerung schaffen können.

Zusätzlich fordern die WHO und der ERC eine flächendeckende Implementierung standardisierter Schulungskonzepte und eine kontinuierliche Auffrischung der Kenntnisse, um sicherzustellen, dass diese Fähigkeiten nicht nur einmalig erlernt, sondern regelmäßig geübt und gefestigt werden. Sie empfehlen außerdem, dass die Ausbildung mit modernen Lehrmethoden, einschließlich digitaler Medien und praktischer Übungen, ergänzt wird, um die Motivation und das Engagement der Lernenden zu erhöhen.

Zudem sollten Schulen eng mit medizinischen Fachkräften und Notfallexperten zusammenarbeiten, um eine qualitativ hochwertige Ausbildung zu gewährleisten. Diese Zusammenarbeit ermöglicht es, die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse und Best Practices in die schulischen Lehrpläne zu integrieren. Durch eine stärkere Vernetzung mit externen Hilfsorganisationen und eine aktive Einbindung in die Ausbildung können Schulen eine Schlüsselrolle in der Förderung von Wiederbelebungskenntnissen in der gesamten Gesellschaft spielen.

Eine breite und kontinuierliche Schulung, die in jungen Jahren beginnt, trägt entscheidend dazu bei, die Überlebensrate bei Herz-Kreislauf-Stillständen zu erhöhen und die Bereitschaft zur Hilfeleistung in der Bevölkerung nachhaltig zu fördern.

Die Integration von Wiederbelebungsinhalten in das Kerncurriculum des Faches Biologie in der Sekundarstufe I ab 2026 stellt einen wichtigen Schritt dar, um sicherzustellen, dass alle Schülerinnen und Schüler frühzeitig die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten erwerben, um im Notfall Leben zu retten. Die Vermittlung dieser Kompetenzen fördert nicht nur die Handlungssicherheit und Selbstwirksamkeit der Jugendlichen, sondern stärkt auch das Bewusstsein für gesellschaftliche Verantwortung und Solidarität. Um Schulen bei der effektiven Umsetzung dieser Inhalte zu unterstützen, sollten Handlungsleitfäden entwickelt werden. Diese Leitfäden, die in Zusammenarbeit mit externen Organisationen entstehen, bieten praxisnahe Anleitungen und motivieren dazu, sich intensiv mit dem Thema Wiederbelebung zu befassen. Sie erleichtern die Anpassung der überarbeiteten Kerncurricula an die schuleigenen Lehrpläne und gewährleisten, dass die Inhalte sowohl fachlich fundiert als auch didaktisch sinnvoll vermittelt werden. Jede Schule kann so auch ein auf ihre Bedürfnisse abgestimmtes Konzept auswählen und dieses bestenfalls gestuft anwenden.

Partnerschaften mit externen Organisationen, insbesondere im Ganztagsbereich, sind ein weiterer zentraler Ansatzpunkt, um die Wiederbelebungskompetenzen zu stärken. Solche Kooperationen bereichern den Schulalltag durch praxisorientierte Fachkompetenz und ermöglichen eine hochwertige Ausbildung, die über den regulären Unterricht hinausgeht. Ein „Aktionsmonat Wiederbelebung“, der in enger Zusammenarbeit mit externen Hilfsorganisationen durchgeführt wird, könnte darüber hinaus ein breites Bewusstsein für die Bedeutung der Ersten Hilfe schaffen. Eine solche Initiative würde sicherstellen, dass Schülerinnen und Schüler flächendeckend und auf qualitativ hohem Niveau ausgebildet werden, was nicht nur die individuellen Kompetenzen stärkt, sondern auch die allgemeine Bereitschaft zur Hilfeleistung in der Gesellschaft fördert.

Eine nachhaltige Implementierung der Wiederbelebungsausbildung in den Schulen erfordert zudem die Verfügbarkeit geeigneter Unterrichtsmaterialien. Verschiedene Stiftungen und Hilfsorganisationen haben die Möglichkeit, diese für Unterrichtszwecke zur Verfügung zu stellen. Daher sollte, auch im Interesse einer Entlastung der Kommunen, geprüft werden, welche Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit diesen Institutionen genutzt werden können.

Darüber hinaus bietet das EU-Projekt „LIFEFORCE“, das sich mit der Vorschulung von Grundschülerinnen und -schülern in Wiederbelebung beschäftigt, wertvolle Impulse für Niedersachsen. Eine Überprüfung der Übertragbarkeit dieses Projekts auf niedersächsische Grundschulen könnte es ermöglichen, innovative Lernmethoden und pädagogische Instrumente einzuführen, die bereits bei jungen Kindern ein Bewusstsein für lebensrettende Maßnahmen schaffen. Dies würde nicht nur zur Vertiefung der Kompetenzen im Bereich der Ersten Hilfe beitragen, sondern auch das Thema Wiederbelebung nachhaltig in die Bildungskultur integrieren.

Durch diese Maßnahmen wird ein umfassender Ansatz verfolgt, um die Wiederbelebungsausbildung in Schulen zu stärken, die Handlungskompetenzen der Schülerinnen und Schüler zu erweitern und die Bereitschaft zur Hilfeleistung in der Gesellschaft zu fördern.

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