Antrag: Konsequenzen aus internationalen Bildungsvergleichen ziehen-längere gemeinsame Schulzeit und bessere individuelle Förderung

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Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN

Hannover, den 14.01.03

Der Landtag wolle beschließen:
Entschließung
Durch die internationale Vergleichsstudie PISA ist belegt, dass das Bildungswesen in Deutschland unzureichende Ergebnisse hervorbringt. Auch das Beratungsinstitut McKinsey hat die PISA-Daten analysiert und die Schlussfolgerung gezogen, dass nur eine grundlegende Reform die Leistungsfähigkeit unseres Bildungssystems erhöhen wird.
Der Landtag fordert die Landesregierung auf, den McKinsey-Empfehlungen zu folgen.
1. Statt die Schülerinnen und Schüler nach der 4-jährigen Grundschule auf verschiedene Schultypen zu verteilen, besuchen sie mindestens sechs Jahre lang gemeinsam eine Schule.
2. Die individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler wird gestärkt. Zu diesem Zweck werden den Schulen und den Lehrkräften geeignete Fortbildungsmaßnahmen zur Verfügung gestellt.
3. Es werden mehr Mittel für die frühen Bildungsphasen bereit gestellt, vor Allem um die Kitas zu qualifizierten Bildungseinrichtungen weiterentwickeln zu können.
Begründung
PISA hat deutlich gemacht, dass das deutsche Schulwesen grundlegend umgebaut werden muss, wenn es dem Bildungsanspruch unserer Kinder und Jugendlichen gerecht werden und international wettbewerbsfähig bleiben soll. Bislang werden jedoch allenfalls punktuelle Reformen vorbereitet. Vor allem Konsequenzen in Bezug auf die Schulstruktur werden bisher weitgehend vermieden.
Das Beratungsinstitut McKinsey & Company hat jedoch in seiner Analyse der PISA-Daten festgestellt, dass die späte institutionelle Differenzierung in Schultypen einer der wichtigsten Einflussfaktoren für den Bildungserfolg ist. "Gerade hier hat Deutschland im Ländervergleich nach unseren Erkenntnissen den größten Reformbedarf”, heißt es deshalb bei McKinsey. Die gemeinsame Schulzeit muss deshalb auch in Niedersachsen verlängert werden. Keinesfalls darf es, wie im derzeitigen Schulgesetz angelegt, eine Rückkehr zur Auslese nach Klasse vier geben.
Nach der Untersuchung von McKinsey "muss eine stärkere individuelle Schülerförderung mit der späteren institutionellen Trennung in Schultypen einhergehen.” Dafür müssen den Schulen die notwendigen personellen Ressourcen zur Verfügung gestellt und die Entwicklung geeigneter Konzepte unterstützt werden.
McKinsey hat weiterhin eine positive Korrelation zwischen einer guten frühkindlichen Bildung und dem späteren Erfolg in der Schule festgestellt und darauf hingewiesen, dass in Deutschland nicht nur die Primarstufe finanziell zu knapp gehalten wird. Auch die Kindertagesstätten weisen bei Qualität und Quantität erhebliche Mängel auf. Die öffentliche Finanzierung des Elementarbereichs muss verstärkt werden, um eine Ausweitung des Betreuungsangebotes, eine Verbesserung der pädagogischen Qualität und eine Höherqualifizierung der ErzieherInnen zu ermöglichen.


Fraktionsvorsitzende



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