Antrag: Aufklärungsoffensive vor und während der Fußball-WM 2006 ? Rote Karte für Zwangsprostitution und Menschenhandel

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Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Hannover, den 17.01.2006
Der Landtag wolle beschließen:
Das Jahr der Fußball-WM in Deutschland hat begonnen und auch in Niedersachsen laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Begleiterscheinung solcher Großveranstaltungen ist erfahrungsgemäß eine Zunahme der Zwangsprostitution. Frauenorganisationen und -verbände wollen die Gelegenheit nutzen, auf den brutalen und menschenverachtenden Handel mit der "Ware Frau" aufmerksam zu machen. Die Kampagnen zur Freiersensibilisierung und gegen Zwangsprostitution haben nicht zum Ziel, Prostitution zu kriminalisieren, sondern Frauen in Zwangslagen zu helfen.
Niedersachsen ist aufgefordert, entsprechende Aktivitäten zu unterstützen, um vor und während der Fußball-WM die Öffentlichkeit, besonders die Freier, über Zwangsprostitution aufzuklären und für das Thema zu sensibilisieren.
Entschließung

1. Der Landtag teilt die Befürchtung des Deutschen Frauenrates und anderer Frauenorganisationen und Verbände, dass im Zuge der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland, wie im Umfeld anderer Großveranstaltungen, eine Zunahme des Menschenhandels und der Zwangsprostitution an den Austragungsorten stattfinden könnte.
2. Der Landtag fordert deshalb die Landesregierung auf, die von Frauenverbänden und –organisationen in Niedersachsen geplante Kampagne zur Freiersensibilisierung und gegen Zwangsprostitution anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 zu unterstützen, und durch entsprechende öffentlichkeitswirksame Aktionen zu begleiten.
3. Der Landtag unterstreicht, dass das Ziel der Kampagne nicht die Kriminalisierung von Prostitution ist, sondern sich gegen Freiheitsberaubung und erzwungene Prostitution von Frauen wendet. Gewollt ist die Mobilisierung der Öffentlichkeit für eine konsequente Verfolgung dieser Schwerstdelikte.
4. Der Landtag fordert die Landesregierung auf, auf das Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes einzuwirken, eine Kampagne "Männer sind gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution" während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 durchzuführen, vergleichbar zur Anti-Rassismus-Kampagne des DFB.

Begründung
Zwangsprostitution und Menschenhandel sind ein lukratives Geschäft. Die "Ware Frau" bringt dem international organisierten Verbrechen Milliardengewinne, die ähnlich hoch sind wie die aus illegalem Drogen- und Waffenhandel. Im Zusammenhang mit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 ist mit einer steigenden Nachfrage nach sexuellen Dienstleistungen an den Austragungsorten zu rechnen.
Zahlreiche Prostituierte werden aus diesem Grunde aus dem Ausland nach Deutschland einreisen, wobei viele von ihnen mit Gewalt zu dieser Arbeit gezwungen werden. Der Handel mit Frauen zum Zweck der Ausbeutung insbesondere in der Prostitution ist ein besonders menschenverachtendes und abscheuliches Verbrechen.
Der Deutsche Frauenrat hatte bereits im September 2005 an den Deutschen Fußball-Bund appelliert, sich gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution auszusprechen. Bislang hat der DFB es jedoch abgelehnt, sich mit dem Problem zu befassen. Die Spieler der Nationalelf sind für viele Männer Idole und Vorbilder, deshalb könnten sie mit einem eindeutigen Bekenntnis gegen Zwangsprostitution sehr glaubwürdig vermitteln, dass sie persönlich Menschenhandel und Zwangsprostitution die rote Karte zeigen, weil es in der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung steht, betroffenen Frauen aus dieser menschenrechtswidrigen Zwangslage herauszuhelfen
Fraueninitiativen, Bundes- und Länderfrauenräte, so der Landesfrauenrat Niedersachsen in einer einstimmig verabschiedeten Resolution am 5.November 2005, fordern deshalb eine Aufklärungsoffensive gegen die Zwangsprostitution und den Menschenhandel vor und während der Fußball-WM 2006, die dem organisierten Verbrechen entgegen tritt, Freier sensibilisiert und Opfern hilft, sich um Unterstützung an einschlägige Fraueneinrichtungen oder auch an die Polizei zu wenden.
In diesem Zusammenhang wird beispielsweise die katholische Frauenorganisation SOLWODI während der WM bundesweit eine mehrsprachige Hotline einrichten, um Opfern von Menschenhandel Hilfe und Rat anzubieten. Weitere Aktionen von Frauenverbänden und –organisationen in Niedersachen sind geplant.
Es gilt, jede Möglichkeit zur Aufklärung und Verhinderung sowie zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit zu nutzen und zu unterstützen, um den Machenschaften der organisierten Kriminalität in diesem Bereich den Nährboden zu entziehen.
Stellv. Fraktionsvorsitzende

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