Anne Kura: Rede zu "Handlungskonzept für den artgerechten Umgang mit Bibern an Niedersachsens Gewässern sicherstellen und eine fachkompetente Beratung ermöglichen"

Rede TOP 23: Handlungskonzept für den artgerechten Umgang mit Bibern an Niedersachsens Gewässern sicherstellen und eine fachkompetente Beratung ermöglichen

- Es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrte Frau Präsidentin,
liebe Kolleg*innen,

Biber sind faszinierende Tiere. Unter anderem können Biber – und das ist eine Eigenschaft, um die ich sie gelegentlich beneide – ihre Ohren verschließen.

Im Netz ging in der letzten Woche ein Biber viral, der hier fast direkt vorm Landtag durch die Innenstadt spazierte. Einer von knapp 500 Bibern, die laut NLWKN wieder in Niedersachsen leben: an der Hase, der Leine und Aller sowie der Elbe.

Dass in unserem Land wieder so viele Biber leben, ist ein großer Erfolg des Naturschutzes. Denn der Biber war in Niedersachsen schon ausgerottet: Nicht nur wegen seines warmen Fells oder seines Fleisches, sondern auch, weil dem „Bibergeil“ genannten Duftstoff eine  potenzsteigernde oder zumindest aphrodisierende Wirkung zugeschrieben wurde.

Der Biber ist nicht nur eine streng geschützte Art, sondern ein Gewinn für unser Land:
Ein Gewinn für die Artenvielfalt:Der Biber schafft mit seinen architektonischen Großprojekten Lebensräume für weitere geschützte oder seltene Arten.
Ein Gewinn für den Hochwasserschutz:Seine Bauten erhöhen die Retentionswirkungen. Er hilft uns klimabedingte Starkregenereignisse abzufedern.
Ein Gewinn, um besser mit Trockenphasen und Dürre-Perioden umzugehen:Denn mit seinen Aktivitäten trägt er zur Speicherung von Wasser und zur Grundwasseranreicherung bei.

Deshalb ist es eine gute Nachricht, dass die Zahl der Biber in unserem Land weiter zunimmt.
Auch wenn wir Menschen und der Biber langfristig gemeinsame Interessen haben: Die Lebensweise des Bibers passt nicht an jeder Stelle zu unseren Vorstellungen. Ich will an dieser Stelle drei Konfliktbereiche ansprechen:

Erstens:
Biber zählen zu den wenigen Tierarten, die ihren Lebensraum nachhaltig selbst gestalten. Der Biber braucht das Wasser vor allem als Kühlmittel, zum Materialtransport sowie zur schnellen Fortbewegung: Beute jagt er darin nicht. Denn der Biber ist strikter Vegetarier.

Mit ihren Dämmen können Biber landwirtschaftlich oder forstwirtschaftlich genutzte Flächen vernässen oder überschwemmen – und so Erträge gefährden oder Bewirtschaftung verhindern.

Zweitens:
Biber sind nachhaltige Forstwirt*innen: Sie nagen nur so viele Bäume um, wie nachwachsen. Und sie nutzen sie effizienter als z.B. Rotwild, quasi from nose to tail. Denn Biber verbrauchen die ganze Rinde der Bäume, wenn sie sie umnagen. Die umlegten Bäume können Rad- und Fußwege, aber auch Gebäude oder Leitungen gefährden.

Drittens:
Der Biber kann auch die Gewässerdurchgängigkeit für Wanderfische beeinträchtigen.

Diese Beispiele zeigen, dass das Leben mit dem Biber durchaus komplex ist.

Und mit erfreulicherweise steigenden Biber-Zahlen werden diese Konflikte natürlich zunehmen. Wir handeln deshalb schon jetzt vorausschauend und proaktiv.
Wir wollen Konflikte entschärfen, durch besseres Verständnis und zielgerichtete Management Maßnahmen. Deshalb wollen wir ein landesweites Biber-Monitoring aufbauen und Beratungsangebote zur Verfügung stellen.
Wir wollen ein Handlungskonzept für den artgerechten Umgang mit Bibern an Niedersachsens Gewässern entwickeln, mit denen, die betroffene Grundstücke besitzen oder bewirtschaften, mit Naturschutzverbänden, mit Unterhaltungsverbänden, mit den Unteren Naturschutzbehörden.

Ziel ist, dass ein Bibermanagementplan den Ansprüchen von uns Menschen, den Schutz unserer Natur, der Schutz vor Hochwasser, der Land- und Wassernutzenden sowie dem Schutz des Bibers gleichermaßen Rechnung trägt.

 Der Biber kann vieles, aber er kann uns Menschen nicht verstehen. Deshalb müssen wir ihn besser verstehen und für ein gedeihliches Zusammenleben sorgen. Mit einem Plan zum landesweiten Bibermanagement leisten wir dazu einen Beitrag.

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