Anja Piel: Rede zur Erfolgsgeschichte Niedersächsischer Jugendwerkstätten (Antrag SPD/CDU)

- Es gilt das gesprochene Wort -

Anrede,

zunächst möchte ich mich ausdrücklich bei den Koalitionsfraktionen für diesen Antrag bedanken.
Bei der Podiumsdiskussion der Wohlfahrtsverbände zur Zukunft der Jugendwerkstätten im November ist der Handlungsbedarf ganz deutlich geworden. Nach über 30 Jahren Projektfinanzierung ist es an der Zeit, ein gutes Angebot wie die Jugendwerkstätten in das Regelsystem zu überführen.

Für Jugendliche, die es im Leben nicht so einfach haben, sind die Teams der Jugendwerkstätten und Pro-Aktiv Centren ganz wichtige Partner.
Denn natürlich geht es diesen Einrichtungen um mehr als um Berufsorientierung und Arbeitsmarktintegration.
Jugendliche, die Probleme zuhause oder in der Schule haben, bekommen in den Jugendwerkstätten Unterstützung. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestärken und befähigen sie, ihren eigenen Weg zu gehen.

Anrede,

die Jugendwerkstätten arbeiten an der Schnittstelle zwischen Jugendhilfe und Arbeitsförderung.  Sie arbeiten damit auch an der Schnittstelle zwischen den Regelungen mehrerer Sozialgesetzbücher.
Und als ob das alleine nicht schon Herausforderung genug wäre, sind diese Einrichtungen darauf angewiesen, sich aus Mitteln des ESF, des Landes und der Kommunen zu finanzieren.

Anrede,

was heißt das für die Einrichtungen?
Zunächst einmal viel Arbeit und Unsicherheit.
Anträge müssen gestellt werden. Das schafft Unsicherheit für Arbeitsverträge, für alle Art von Planung.
Unterschiedliche Fördertöpfe heißt auch: teilweise widersprüchliche Finanzierungsziele, die in der Praxis nur schwer unter einen Hut zu bringen sind.
Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Werkstätten ist das alles in doppelter Hinsicht unbefriedigend:

Einerseits könnten Sie ihre Arbeitszeit sinnvoller für die Jugendlichen einsetzen.
Andererseits sind ihre Arbeitsverhältnisse auch immer von Förderzusagen abhängig.

Anrede,

ich meine: nur wer selbst unter verlässlichen Rahmenbedingungen arbeitet, kann auch andere in schwierigen Lebenssituationen unterstützen und Stabilität vermitteln.
Es ist also lange überfällig, dass die Jugendwerkstätten nun endlich eine verbindliche und dauerhafte Finanzierung erhalten.
Die im Antrag vorgeschlagene Pool-Lösung kann dafür eine Möglichkeit sein.
Ich erwarte aber auch, dass die Große Koalition die Finanzierung nicht nur verlässlich, sondern auch auskömmlich gestaltet.

Denn die Gesamtfördersumme ist seit Jahren nicht erhöht worden.
Es geht ja nicht allein um den Ausgleich der letzten Tarifsteigerungen.
Nebenbei bemerkt: Es wäre jetzt die Gelegenheit, die Förderung jetzt zu dynamisieren. Denn auch zukünftige Tarifsteigerungen sollten ja berücksichtigt werden.
Es geht aber auch darum neuen Anforderungen gerecht zu werden. Die Betreuung junger Geflüchteter stellt die Jugendwerkstätten natürlich vor ganz neue Herausforderungen.

Anrede,

die Umstellung der Finanzierung bietet uns die Möglichkeit, die Jugendwerkstätten auch konzeptionell weiterzuentwickeln.
Ich denke da z.B. an mehr Flexibilität bei den Angeboten oder eine stärkere Einbindung in die Jugendhilfeplanung des Landes.
Ich freue mich deshalb auf die weiteren Beratungen im Sozialausschuss und bin gespannt, welche Anregungen uns die Einrichtungsträger noch mit auf den Weg geben werden.
Eine so umfassende Änderung sollten wir jedenfalls als Chance begreifen, etwas richtig Gutes noch besser zu machen.

Vielen Dank.

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