Pressemeldung Nr. 198 vom

Twesten: Jetzt Hebammen stärken und echte Wahlfreiheit für Eltern sichern

Die Stabilisierung des Hebammenwesens im Koalitionsvertrag ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, gleichwohl brauchen die massiv unterbezahlten Hebammen mehr als nur Lippenbekenntnisse.

Darum geht’s

Der Berufstand der freiberuflichen Hebamme steht mit dem gerade bekannt gewordenen erneuten dramatischen Anstieg der Haftpflichtprämie um 20 Prozent auf dann 5.000 Euro in 2014 vor dem Aus. In letzter Minute haben Union und SPD unter politischem und öffentlichem Druck die Reißleine gezogen und kündigen jetzt an, die Verbesserung der Situation der Hebammen in ihren Koalitionsvertrag aufzunehmen.

Das sagen die Grünen

Elke Twesten, frauenpolitische Sprecherin

„Die Stabilisierung des Hebammenwesens im Koalitionsvertrag ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, gleichwohl brauchen die massiv unterbezahlten Hebammen mehr als nur Lippenbekenntnisse. Sie brauchen konkrete Maßnahmen: Die Honorare sind angemessen anzuheben, die Erhöhungen der Haftpflichtprämie sind kurzfristig auszugleichen und die Hebammenhilfe ist aus der 100 Jahre alten Reichsversicherungsordnung zeitgemäß ins SGB V zu überführen.“

„Ein Flächenland wie Niedersachsen ist bei der Grundversorgung auf alternative Geburtshilfe angewiesen, da wir künftig im Bereich der Krankenhausversorgung – gerade im ländlichen Raum – vor neuen Herausforderungen stehen.“

„Wenn im nächsten Jahr die Haftpflichtprämien für die Hebammen steigen und es keinen Finanzausgleich durch die Honorare geben wird, ist das der Todesstoß für die freiberuflichen Hebammen. Damit wird es keine freie Wahl des Geburtsortes mehr geben. Hausgeburten, Geburten in Geburtshäusern und auf Belegstationen kann sich dann keine freiberufliche Hebamme mehr leisten.“

Zum Hintergrund             

Eine Wahlalternative zur Geburt im Krankenhaus gibt es in vielen Gegenden Niedersachsens nicht  mehr. Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Berufshaftpflichtversicherung auf aktuell rund 4500 Euro verzehnfacht – und das bei einer gleichbleibend niedrigen Bezahlung. Hebammen verdienen im Schnitt gerade einmal 8,50 Euro pro Stunde. Jede vierte Hebamme in Deutschland hat seit 2008 unter dem Kostendruck die Geburtshilfe aufzugeben. Auch in Niedersachsen droht vielen Hebammen aus wirtschaftlichen Gründen die Berufsaufgabe oder der Rückzug aus ihrer Kernaufgabe. Boten 2007 noch knapp 100 Hebammen Hausgeburten an, so sind aktuell nur noch 30 Hebammen in der Lage, dieses Angebot aufrecht zu erhalten. Gleiches gilt für die Beleghebammen, die in der Fläche in meist kleinen Kliniken Geburtshilfe leisten: Das taten 2007 noch 244 Hebammen, jetzt sind es nur noch 68. Auf dem Land wird der Weg ins nächste Krankenhaus damit unzumutbar lang für viele Schwangere.

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