PRESSEMITTEILUNG:Staudte: Bienengifte auch in Lüneburg und Uelzen eingesetzt - Grüne kritisieren großflächigen Einsatz von Neonicotinoide

Eine Anfrage der Grünen hat ergeben, dass auf insgesamt 18.661 Hektar Zuckerrübenanbaufläche das mit dem Insektizid Cruiser 600 FS gebeizte Saatgut ausgebracht wurde. Das entspricht einer Fläche von über 26.100 Bundesliga-Fußballfeldern. Von einem punktuellen Einsatz in schädlingsbefallenen Hotspots kann da keine Rede mehr sein. Hier wird versucht, den großflächigen Einsatz der verbotenen Neonicotinoide wieder salonfähig zu machen.

Eine Anfrage der Grünen im Niedersächsischen Landtag hat ergeben, dass die EU-weit verbotenen bienengiftigen Neonicotinoide in der Anbausaison 2021 auf 19% der Zuckerrübenanbaufläche in Niedersachsen ausgebracht wurden. Auch im Landkreis Lüneburg wurde auf 266 Hektar das mit Neonicotinoiden gebeizte Zuckerrübensaatgut gedrillt. Im Nachbarlandkreis Uelzen, wo sich die Zuckerfabrik der Nordzucker AG befindet, waren es sogar 1158 Hektar.

Rechtlich möglich wurde dies durch eine umstrittene Notfallzulassung, für die sich die niedersächsische Agrarministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) eingesetzt hatte. 

Miriam Staudte, agrarpolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, schlägt aufgrund der Zahlen Alarm: „Auf insgesamt 18.661 Hektar Zuckerrübenanbaufläche wurde das mit dem Insektizid Cruiser 600 FS gebeizte Saatgut ausgebracht. Das entspricht einer Fläche von über 26.100 Bundesliga-Fußballfeldern. Von einem punktuellen Einsatz in schädlingsbefallenen Hotspots kann da keine Rede mehr sein. Hier wird versucht, den großflächigen Einsatz der verbotenen Neonicotinoide wieder salonfähig zu machen.“ 

Auch kritisieren die Grünen den Umgang mit den Auflagen für die Ausbringung des gebeizten Saatguts. „Bei den Kontrollen wurde deutlich, dass es einen hohen Anteil an Verstößen gegen die Ausbringungsauflagen gab.“ So wurde gegen die Auflage am Feldrand auf 45 cm kein gebeiztes Saatgut einzusetzen bei einem Drittel der Proben verstoßen. Auch die Auflage keine Pflanzen zwischen den Rüben zum Blühen bringen zu lassen, wurde in vielen Fällen nicht eingehalten. „Es gibt scheinbar wenig Problembewusstsein, dass die Giftstoffe, die mit dem gebeizten Saatgut in den Boden gelangen und von anderen Pflanzen aufgenommen werden können, über die Blüten Insekten vergiften können,“ so Staudte.

Die ehrenamtlichen Imkerverbände in den betroffenen Landkreisen wurden auch nicht wie vorgesehen informiert, lediglich die Bienenbeauftragten. 82 anbauende Betriebe kündigten die Aussaat erst gar nicht wie vorgeschrieben an und umgingen damit die Gefahr kontrolliert zu werden.

„Auf unsere Frage nach Sanktionen ist die Landesregierung schwammig geblieben. Wir gehen davon aus, dass wo immer möglich ein Auge zugedrückt werden soll,“ bemängelt Staudte.Sie wolle mit einer weiteren Anfrage nachhaken. „Unklar ist zum Beispiel auch, was mit dem gebeizten Saatgut passiert, das nicht verbraucht wurde.“ Die Grünen gehen davon aus, dass doppelt so viel Saatgut gebeizt worden sein könnte, wie 2021 verwendet wurde. „Eigentlich muss das mit den Neonicotinoiden behandelte Saatgut wieder an die Nordzucker AG zurückgegeben werden. Doch da für 2022 keine Notfallzulassung angekündigt ist, ist nicht auszuschließen, dass das übrig gebliebene Saatgut illegaler Weise im nächsten Jahr verwendet wird. Der laxe Umgang mit den eigentlich verbotenen Neonicotinoiden zeigt, dass es ein Systemfehler ist, dass die Kontrollen in Niedersachsen der was Pestizide angeht unkritischen Landwirtschaftskammer übertragen wurden.“ 

>>Zur Anfrage und der Antwort des Ministeriums

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