Pressemeldung Nr. 56 vom

Delegationsreise ins finnische Endlagerprojekt:Miriam Staudte: Nur kritische Öffentlichkeit garantiert bestmögliche Sicherheit

„Es ist richtig, dass sich die Standortsuche in Deutschland nicht wieder nur auf Salzstöcke fokussieren darf, sondern wie jetzt geplant auch Ton- und Granitstandorte einbezogen werden müssen.“

Darum geht es

Umweltminister Olaf Lies hat gemeinsam mit einer Delegation aus dem Landtag das Endlagerprojekt Onkalo auf der westfinnischen Insel Olkilouto besucht, um sich einen Eindruck von der Endlagerung in Granit-Gestein („Kristallin“) zu verschaffen.

Das sagen die Grünen

Miriam Staudte, atompolitische Sprecherin

„Es ist richtig, dass sich die Standortsuche in Deutschland nicht wieder nur auf Salzstöcke fokussieren darf, sondern wie jetzt geplant auch Ton- und Granitstandorte einbezogen werden müssen - und das ernsthaft und nach dem neuesten Stand von Wissenschaft und Technik.“

„Dennoch darf die positive Darstellung der Situation durch die finnische Betreiberfirma nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch in Finnland erhebliche Probleme mit Wasserzuläufen und Korrosion der Behälter gibt. Derzeit laufen laut Betreiberfirma 35 Liter in der Minute in das Bergwerk, was über 50.000 Litern am Tag entspricht, die später einmal als Transportmedium die Radioaktivität an die Oberfläche befördern könnten.“

„Was in Finnland fehlt, ist eine kritische Öffentlichkeit, um auf solche Probleme hinzuweisen. Finnland steht wegen des Neubaus eines Reaktorblocks in Olkilouto auch unter erheblichem Erfolgsdruck.“

„Im Gegensatz zu Finnland hat Deutschland erkannt, dass der Ausstieg aus der Atomkraft der einzige Weg ist, Gefahren von zukünftigen Generationen abzuwenden. Hier muss sich Deutschland im Rahmen der europäischen Außenpolitik für eine Änderung des EURATOM-Vertrags, der immer noch die Förderung der Atomkraft vorsieht, einsetzen.“

„Begrüßenswert ist, dass Finnland den Atommüll auf unter 100 Grad abkühlen lassen will, bevor er in Stahl/Kupfer-Behältern eingelagert wird. Auch Deutschland muss sich von der Endlagerung mehrere hundert Grad heißen Atommülls verabschieden, denn dies macht die Situation unter Tage noch unkalkulierbarer.“

„Bislang wurde nicht einmal veröffentlicht, warum die Hitze-Versuche in der Asse abgebrochen wurden. Um eine ausreichende Abkühlung des Atommülls zu ermöglichen, muss die Zwischenlagerung sicherer gemacht werden.“

Hintergrund

Deutschland hat sich Jahrzehnte einseitig auf die tiefengeologische Endlagerung in Salzstöcken fokussiert. Eine Debatte um längere Zwischenlagerung zum Abkühlen des Atommülls wurde in der Endlagerkommission abgelehnt.

Im Endlagersuchverfahren sollen zwar deklaratorisch auch Ton- und Granitstandorte untersucht werden, doch sind die Auswahlkriterien im Gesetz weiterhin auf Salz und seine Eigenschaften fokussiert. Auch die Forschung zur Behälterbeschaffenheit ist hierzulande bislang unterentwickelt.

Um die Lagerung in Granit seriös verfolgen zu können, müssen Forschungsmittel für eine intensivere Behälterforschung bereitgestellt werden, denn in Gestein kommt den Behältern eine wichtigere Barrierefunktion zu.

Finnland verfügt nur über Lagermöglichkeiten in Gestein. Dies bedeutet, dass die Gesamtkonzeption der Lagerung sich stärker auf technische Barrieren wie Behälter und geotechnische Barrieren wie Verfüllung mit wasseraufsaugendem Bentonit konzentrieren muss. Der Standortauswahlprozess in Finnland war daher weniger auf die Geologie als vielmehr auf die Akzeptanz vor Ort ausgerichtet. Diese war am AKW-Standort Olkilouto auf Grund der Verbundenheit mit der Atomkraft als Arbeitgeber gegeben.

Zum Bericht über die Delegationsreise

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