Pressemeldung Nr. 122 vom

Grüne: Folgen eines vertuschten Unfalls?:Mehr als ein Castor-Behälter mit hochradioaktivem Müll verschwunden

Vollständige Aufklärung fordert Stefan Wenzel nachdem das Verschwinden von 2285 hochradioaktiven Brennelementekugeln aus dem Versuchsreaktor in Jülich bekannt wurde.

 

Vollständige Aufklärung fordert der Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im niedersächsischen Landtag Stefan Wenzel nachdem das Verschwinden von mehr als einem Castor-Behälter des Typs THTR/AVR mit hochradioaktiven Brennelementen bekannt wurde. Verschwunden sind 2285 Brennelementekugeln.

Ein Castor dieses Typs fasst 1900 Kugeln. Die Brennelementekugeln stammen ursprünglich aus dem "Allgemeinen Versuchsreaktor" (AVR) in Jülich, der bis 1988 betrieben wurde.

Wenzel: "Es ist unfassbar, dass trotz des EURATOM-Kontrollregimes für Kernbrennstoffe mehr als ein Castorbehälter in Europa einfach verschwinden kann." Dieser Vorgang werfe grundlegende Fragen zur Arbeit der EURATOM-Behörde und zur Proliferation von waffenfähigem Material auf.

Nach fast zwei Jahren Untersuchungsausschuss hält es Wenzel eher für unwahrscheinlich, dass die Castoren in der Asse gelandet sind. Bekannt sei die Einlagerung von zwei Fässern mit Graphit-Kugeln aus dem AVR-Reaktor in der Kammer mit mittelradioaktivem Müll. Diese Fässer könnten aber schon aufgrund ihres Gewichts nicht alle verschwundenen Kugeln enthalten haben.

Weitere Abfälle aus Jülich mit Graphitkugeln wurden als schwachaktiv deklariert. "Trotzdem muss das erneut hinterfragt werden", so Wenzel.

Wenzel hält es jedoch ebenfalls für denkbar, dass Ende der achtziger Jahre ein schwerer Unfall im AVR-Reaktor in Jülich vertuscht wurde. Dabei sei möglicherweise ein Teil der Kugeln verschmolzen und später einbetoniert worden. Wenzel: "Wir werden den für Energie und EURATOM zuständigen EU-Kommissar Oettinger bei seinem morgigen Besuch in Hannover unmissverständlich zur Offenlegung der EURATOM-Unterlagen auffordern."

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