Pressemeldung Nr. 32 vom

Perspektiven für die Kulturszene schaffen:Laut statt leise – Grüne wollen Clubkonzerte wieder möglich machen

Wir empfehlen, der Landesregierung und ihrem Kulturminister dringend, in Sachen Kulturförderung in Corona-Zeiten einmal über den Tellerrand hinauszuschauen. Die Kultur- und Veranstaltungsbranche braucht dringend Hilfe, eine Perspektive und vor allem Planbarkeit. Das Geld zur Förderung von Veranstaltungen ist mit dem längst nicht vollständig abgerufenen Corona-Sondervermögen vorhanden.“

Darum geht’s

Die Kultur- und Veranstaltungsbranche in Niedersachsen steckt nach einem Jahr Corona-Pandemie tief in der Krise. Die bisherigen Hilfen der Landesregierung sind für die meisten nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein – wenn die Hilfe denn überhaupt ankommt. Es fehlen jegliche Perspektive und strategische Förderung für Konzerte per Video-Stream und für eine schrittweise Öffnung mit dem erhofften Abklingen der Pandemie. Wie es trotz der Pandemie gelingen kann, für Konzerte und Veranstaltungen in Clubs und anderswo einen Weg zu ebnen, zeigt Bremen. Die Grünen-Landtagsfraktion will das dort bereits erfolgreich gestartete Modell „Club 100“ auch in Niedersachen ermöglichen. Dafür sollen finanzielle Mittel aus dem Corona-Sondervermögen des Landes bereitgestellt werden.

Das Bremer Modell funktioniert so: Solange keine Zuschauer*innen zugelassen sind, werden die Konzerte per Videoübertragung live gestreamt und für den Zugang auch Online-Tickets verkauft. Der Veranstaltungsort wird kostenlos zur Verfügung gestellt. In einem Pressegespräch haben die Grünen und Verantwortliche von „Club 100“ sowie Kulturschaffende die Chancen des Bremer Modells für die Kulturszene in Niedersachsen vorgestellt. Der Antrag der Grünen Landtagsfraktion aus Niedersachsen liegt den Landtagsgremien inzwischen zur Beratung in den kommenden Wochen vor.

Das sagen die Grünen, Verantwortliche für „Club 100“ und Kulturschaffende

Julia Hamburg, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag Niedersachsen

„Niedersachsens Landesregierung hat seit mehr als einem Corona-Jahr die Kultur nicht im Blick. Spärlich und schwächer als anderswo fließen Hilfen. Dabei wird übersehen: Auch die Kultur ist systemrelevant, ungemein wichtig für unsere Gesellschaft. Unser Nachbarland Bremen macht es vor. Wir empfehlen, der Landesregierung und ihrem Kulturminister dringend, in Sachen Kulturförderung in Corona-Zeiten einmal über den Tellerrand hinauszuschauen. Die Kultur- und Veranstaltungsbranche braucht dringend Hilfe, eine Perspektive und vor allem Planbarkeit. Das Geld zur Förderung von Veranstaltungen ist mit dem längst nicht vollständig abgerufenen Corona-Sondervermögen vorhanden.“

Eva Viehoff, kulturpolitische Sprecherin der Grünen im Landtag Niedersachsen:

„Das Bremer Modell ‚Club 100‘ bietet die Chance, schon während der Lockdown-Phase Veranstaltungen zu entwickeln, zu organisieren und durchzuführen und zugleich das Risiko der Veranstalterinnen und Veranstalter zu minimieren. Mit einer Anschubfinanzierung des Landes ließen sich auch in Niedersachsen 2021 noch Live-Angebote ermöglichen. ‚Club 100‘ wäre auch für Niedersachsen ein wichtiger Hoffnungsschimmer für Veranstalter, Bands und viele andere Mitwirkende.“ Wir haben im März unseren Antrag an die Regierung ins Parlament eingebracht, der aktuell in den Ausschüssen beraten wird. Was sich schon jetzt zeigt: Bisher fehlt jeglicher Wille der Landesregierung der Kultur eine solche Perspektive zu geben.“

Björn Fecker, Fraktionsvorsitzender der Grünen in der Bremischen Bürgerschaft:

„Der ‚Club 100‘ ist inmitten der Corona-Pandemie ein echter Lichtblick für die arg gebeutelte Musik- und Veranstaltungsbranche. Das gestreamte Programm aus dem Pier 2 mit Konzerten und Lesungen bietet den Künstler*innen zahlreiche Auftrittsmöglichkeiten. Dieses Modellprojekt gibt nicht allein den Veranstalter*innen und Musiker*innen die Chance auf Arbeit, sondern auch verschiedenen Berufsgruppen wie etwa Caterern, Aufbauhelfer*innen und Techniker*innen. Und der ‚Club 100‘ ist zugleich ein Hoffnungsschimmer für viele Musikbegeisterte: Der kontinuierlich große Andrang für die Tickets zeigt, dass sich die Menschen nach Konzerten sehnen. Der ‚Club 100‘ wird auch eine Brückenfunktion zurück ins normale Leben übernehmen, sobald das Infektionsgeschehen dies zulässt. Mit einem ausgefeilten Sicherheits- und Hygienekonzept sind von jetzt auf gleich Hybridveranstaltungen mit Publikum im Saal und vor den Monitoren möglich. Dieses nachahmenswerte Projekt aus der Mitte der Bremer Szene gibt der Branche und den Menschen eine Perspektive, die öffentliche Förderung ist hier gut angelegt.“

Victor Frei, Leiter Geschäftsstelle Clubverstärker Bremen und Mitinitiator „Club 100“:

„Der ‚Club 100‘ ermöglicht Bremer Veranstaltern wieder ihr Livemusikprogramm auf die Bühnen bringen zu können. Durch unser hybrides Konzept können wir seit Dezember 2020 durchgehend pandemiesicher veranstalten. Nur so ist es möglich, dass alle Beteiligten wieder in Arbeit kommen und dafür entlohnt werden können. "

Tokunbo Akinro, preisgekrönte Jazzsängerin und Komponistin, Hannover:

„Musiker*innen brauchen angesichts der dritten Corona-Welle dringend zukunftsfähige Konzertkonzepte. Denn aktuell sind wir täglich mit Konzertabsagen bis in den Sommer hinein konfrontiert. Ein Konzept wie das Bremer 'Club 100‘-Modell macht es möglich, sich flexibel den jeweils aktuellen Bestimmungen anpassen zu können. Das schafft für uns Künstler*innen eine dringend benötigte finanzielle Planbarkeit und damit Stabilität und endlich wieder eine berufliche Perspektive.“ 

Gunnar Geßner, Vorstand von KlubNetz e.V., Verband niedersächsischer Kulturschaffenden:

„Von der hanseatischen Pfiffigkeit, der Livebranche eine Perspektive zu geben, können wir lernen. Nicht nur für Clubs und Veranstalter*innen ist das gut, sondern auch für die Künstler*innen, und weitere Betroffene aus der Technik, den Medien und erst recht für das Publikum.“

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