Statement:Julia Willie Hamburg: Schule in Corona-Zeiten neu denken – Kitas nicht vergessen

„Die langsame, in Kleingruppen stattfindende Öffnung der Schulen ist richtig.“

Niedersachsens Kultusminister Tonne hat am Donnerstag (16. April) die Pläne für das schrittweise Öffnen der Schulen erläutert. Die Grünen im Landtag halten angesichts der noch lange andauernden Corona-Gefahr entsprechend weitergehende Konzepte und Maßnahmen für Schulen und Kindergärten für notwendig.

Julia Willie Hamburg, Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecherin:

„Die langsame, in Kleingruppen stattfindende Öffnung der Schulen ist richtig. Denn die vorrangige Aufgabe bleibt, keine neuen schnellen Infektionsketten zu schaffen. Es ist zu begrüßen, dass Schulalltag neu gestaltet werden soll und auch, dass Schüler*innen und Lehrkräfte, die mit Risikogruppen zusammen leben, von der Verpflichtung in die Schule zu gehen, ausgenommen werden. Anders kann bis zur Entwicklung eines Impfstoffs oder von Behandlungsmöglichkeiten nicht vorgegangen werden.

Kommunen und Schulen brauchen aber ausreichend Zeit und Unterstützung für die Umsetzung eines Hygiene- und Beschulungskonzeptes. Gerade die Kommunen haben derzeit viele Großbaustellen zur gleichen Zeit – hier muss das Land entlasten. Auch müssen die Schulen flexibel entsprechend der regionalen und räumlichen Gegebenheiten agieren können. Die schrittweise „Öffnung“ der Schulen entlastet nicht von der Verantwortung, auch für alle anderen Jahrgänge neue angemessene Schulangebote zu etablieren und hier den Kontakt zwischen Lehrkraft und Kindern wieder aufzunehmen.

SCHULE FÜR DEN KRISENMODUS GESTALTEN

Es wird bei dem heute vorgestellten Konzept deutlich, dass die Öffnung der Schulen keine Rückkehr zum Alltag bedeuten kann. Schule muss jetzt für längere Zeit neu gedacht werden. Deshalb sollte mehr Energie darauf gesetzt werden, Angebote und Maßnahmen zu etablieren, die Eltern entlasten und der Schulalltag ganz bewusst im Krisenmodus gestaltet werden.

KINDER MIT FÖRDERBEDARF IN DEN BLICK NEHMEN

Hier müssen insbesondere Kinder mit Förderbedarfen und ihre Eltern in den Blick genommen werden. Denn diese fallen derzeit durchs Raster. Und auch die Kinder und Eltern, die Homeschooling überfordert, brauchen eine enge Begleitung. Hilfreich wäre der Ausbau der psychologischen Beratung an den Schulen. Für den regelmäßigen Austausch von Schülerinnen und Schülern mit ihren Lehrkräften und für die Lernentwicklung gilt es, neue Konzepte zu etablieren, die Infektionsschutz und individuelle Förderung miteinander verbinden. Wenn jetzt Lernen vor allem digital passieren soll, ist eine kurzfristige Anerkennung von digitalen Endgeräten als Lernmittel und damit die Kostenübernahme für finanzschwache Familien unabdingbar.

SITZENBLEIBEN AUSSETZEN

Wenn der Kultusminister sagt, niemand solle bei der Versetzung benachteiligt werden, wäre es konsequent das Sitzenbleiben in diesem Jahr auszusetzen. Vor dem Hintergrund, dass derzeit nicht klar ist, wann welche Klasse wieder die Schulen besuchen wird, macht ein Sitzenbleiben in diesem Jahr keinen Sinn

ELTERN VON KITA-KINDERN ENTLASTEN – MEHR INITIATIVE DES LANDES GEFORDERT

Es ist bedauerlich, dass Eltern von Kindergartenkindern und soziale Härten gar nicht in den Blick der Ministerpäsidenten gekommen sind. Wir brauchen mehr Kreativität zur Entlastung der Eltern. Die Notbetreuung gehört nach und nach immer weiter ausgeweitet, um möglichst viele Kleingruppen anzubieten. Eine kontrollierte Öffnung von Spielplätzen oder das Zulassen von Betreuungsgemeinschaften, bei denen zwei oder drei feste Familien sich die Betreuung teilen, könnten Infektionsschutz mit notwendiger Entlastung der Eltern verbinden. Hier muss das Kultusministerium mehr Initiative entwickeln. Wenn wieder mehr Eltern zur Arbeit gehen sollen und müssen, steigt der Druck insbesondere für Alleinerziehende. Soziale Härten zu vermeiden und für Bildungsgerechtigkeit zu sorgen, müssen ein Hauptanliegen des Kultusministeriums sein.“

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