Grüne lehnen Erdgasförderung im Wattenmeer ab:Fraktionsvize Meyer: Zu wenig, zu spät und nicht klimagerecht – Gas aus dem Watt verstößt gegen Landesklimagesetz

Fossile Energien durch fossile Energien zu ersetzen ist ein Irrweg und widerspricht allen Klimazielen. Auch ist die von Minister Althusmann hochgerechnete Fördermenge bei genauer Betrachtung viel zu unbedeutend und käme viel zu spät, um schnell die Abhängigkeit von russischem Gas zu lösen.

Wirtschaftsminister Althusmann (CDU) hat am Mittwoch (20. April) zusammen mit der niederländischen Betreiberfirma ONE Dyas die Pläne für die umstrittene Erdgasförderung im Wattenmeer vor Borkum präsentiert. Aus Sicht der Grünen im Landtag wäre dies ein Irrweg. Die Fördermenge wäre zu klein und käme viel zu spät, um die schon bald angestrebte Unabhängigkeit von russischem Gas zu erreichen. Die Ausweitung der Förderung von klimaschädlichem fossilem Gas verstoße gegen Klimaschutzziele der Landesregierung.

Christian Meyer, Fraktionsvize:

Die geplante Erdgasförderung im Wattenmeer vor Borkum lehnen wir strikt ab. Fossile Energien durch fossile Energien zu ersetzen ist ein Irrweg und widerspricht allen Klimazielen. Auch ist die von Minister Althusmann hochgerechnete Fördermenge bei genauer Betrachtung viel zu unbedeutend und käme viel zu spät, um schnell die Abhängigkeit von russischem Gas zu lösen. Die Offshore-Bohrungen im Wattenmeer decken gerade mal 2 – 3,5 % der jährlichen Erdgaslieferungen aus Russland. Selbst nach optimistischen Annahmen könnte die Förderung frühestens Ende 2024 starten, also zwei Winter zu spät.

Es gibt deutlich bessere Möglichkeiten: Das sind ein endlich schneller Ausbau der Erneuerbaren Energien aus Sonne und Wind und mehr Energiesparmaßnahmen. Mit einem Niedersächsischen Gebäudeenergiesparprogramm lassen sich weit mehr fossile Energien kostengünstig ersetzen. Beim Ausbau der Erneuerbaren Energien und der Energieeinsparung in Verkehr, Wirtschaft und Gebäudesektor fehlt der Landesregierung jedoch jede Energie.

Neue Erdgasfelder am Rande des Nationalparks und Weltnaturerbes Wattenmeer zu erschließen ist auch umweltpolitisch riskant. Eine Zustimmung der Groko zu neuen Bohrinseln im Wattenmeer würde fossile Abhängigkeiten über Jahrzehnte zementieren. Das wäre ein eklatanter Verstoß gegen das geplante Landesklimagesetz von SPD und CDU, mit dem die Emissionen bis 2030 um 65 Prozent reduziert werden sollen und bis 2045 Niedersachsen klimaneutral werden soll. Dazu passen die beantragten langen Laufzeiten und wirtschaftlichen Interessen von ONE Dyas nicht.

Was wir jetzt brauchen, sind kurzfristige Maßnahmen für die Energiesicherheit. Dazu gehört eine landesweite Energieeffizienz-Kampagne, einen Planungs-Turbo für Windkraft auf See und an Land und ein Beseitigen der Hindernisse für den Ausbau von Solardächern auf Landesebene. Doch für eine schnelle und langfristig klimagerechte und damit „Putin-freie“ Energieversorgung haben weder Wirtschaftsminister Althusmann und Umweltminister Lies noch ihr Ministerpräsident einen Plan.

Hintergrund:

Die geplante Erdgasförderung vor Borkum kann die russischen Gaslieferungen nicht ansatzweise ersetzen. Es ist zwar die Rede von 60 Milliarden Kubikmetern Erdgasvorkommen – hier handelt es sich jedoch um reine Prognosen für alle, auch die nicht erschlossenen Felder. Der Großteil der vermuteten Erdgasfelder im Wattenmeer ist noch gar nicht näher untersucht. Beantragt ist bislang nur die Förderung von 7,5 Milliarden Kubikmeter im Feld N05-A – jährlich sollen so 1,4 bis 2,1 Mrd. Kubikmeter Erdgas pro Jahr fließen.

Der Landtag hat sich im Oktober 2021 mit den Stimmen von SPD, CDU und Grünen klar gegen Öl- und Gasbohrungen in Niedersachsens Küstengewässern ausgesprochen, weil diese unvereinbar mit dem Klimaschutz und dem strengen Schutzstatus des Wattenmeers. Auch im Koalitionsvertrag auf Bundesebene werden neue Öl- und Gasförderungen in der Nordsee abgelehnt. Die Grünen stehen weiterhin zu diesen Beschlüssen und wollen den Ausstieg aus fossilen Energien mit verschiedenen Maßnahmen beschleunigen.

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