Rede Julia Hamburg: Antrag (CDU) zum "Bildungsabbau in Niedersachsen"

- Es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrter Herr Präsident,

liebe Kolleginnen und Kollegen,

wenn rot-grün diesen Antrag geschrieben hätte, dann hätte er eine deutlich andere Überschrift:

„Den Bildungsausbau weiter vorantreiben, gegen Schulstress und für mehr Durchlässigkeit – Kein Kind darf verlorengehen“.

Ihr Antrag, ich darf das so sagen, ist in vielen Teilen falsch. Er stellt falsche Behauptungen auf und er greift erneut ganz tief in die rhetorische und pädagogische Mottenkiste.

Vor diesem Hintergrund finde ich es auch äußerst bedauerlich, dass GRÜNE immer so eine sehr begrenzte Redezeit haben, denn dieser Antrag ist eigentlich die Vorlage schlechthin, um eine bildungspolitische Grundsatzrede zu den Leitlinien rot-grüner Schulpolitik zu halten.

Rot-grün hat für seine umfängliche Schulgesetznovelle viel Lob bekommen. Zurecht.

Die Abschaffung der Schullaufbahnempfehlung wurde von den Schulverbänden bereits seit langem gefordert. Diese haben wir im Wahlkampf versprochen und wir haben sie umgesetzt.

Gleiches gilt für die Entscheidung über die Vergabe von Schulnoten in der 3. Und 4. Klasse.

Es wundert mich nicht sonderlich, Herr Seefried, dass sie das gerne ignorieren: Aber gerade die Schulen, die bundesweit dafür ausgezeichnet werden, dass sie wegweisende pädagogische Konzepte haben, sind Schulen, die genau mit diesen pädagogischen Konzepten punkten, die wir den Schulen mit unserer Schulgesetznovelle ermöglichen.

Ich bekomme an Schulen Lob für ebendiesen Paradigmenwechsel.

Eine Wiedereinführung von Schullaufbahnempfehlungen, flächendeckende Notenpflicht an Grundschulen oder die Wiedereinkehr immensen Leistungsdrucks an Schulen? – Sehen Sie es mir nach, aber diese Kehrtwende werden wir mit Ihnen nicht mitgehen.

Wir stehen für eine gute Schule, die pädagogische Erkenntnisse und Entwicklungen der letzten Jahrzehnte aufnimmt und müssen uns nicht an einer Pädagogik orientieren, die sich längst überholt hat.

Was ist ihr Begriff von „Guter Schule“ – ihre Antworten? Der Antrag gibt uns hierfür keine Antwort!

Allein ihr antiquierter Begriff von Leistung ist einer, bei dem wir nicht zusammenkommen.

Denn die Definition von Leistung ist für mich offensichtlich eine gänzlich andere, als ich sie im Geist Ihres Antrags lese.

Sie behaupten, wir würden mit unserer Oberstufenreform die Leistungsstandards abschaffen: Das Gegenteil ist aber doch der Fall.

Mit unserer Oberstufenreform haben wir als erstes Bundesland überhaupt die Abschaffung des Turbo-Abiturs vollzogen und reduzieren hierbei nicht nur deutlich Schulstress, sondern geben mehr Zeit zum Lernen an die Schulen.

Wir schaffen an Schulen den Spielraum für Pädagogik. Für individuelle Förderung, eigenständige Profilbildung und Vertiefung sowie Projektarbeit.

Wir schaffen einen Paradigmenwechsel an unseren Schulen, der deutlich macht, worum es bei guter Schule geht: Sich Wissen anzueignen und zu verstehen, es anzuwenden und zu vertiefen und vor Allem den Nutzen hinter dem Gelernten zu entdecken.

Dass es sie wurmt, dass sie damals dieses verfehlte und mit heißer Nadel gestrickte G8 auf den Weg gebracht haben, kann ich ja verstehen – aber zu behaupten, dass unsere Reformen leistungsfeindlich seien, ist nicht nur antiquiert, sondern schlichtweg falsch. 

Wir unterstützen darüber hinaus Schulen dabei, die Schülerinnen und Schüler dazu befähigen, eigenständig zu Lernen, Spaß an Wissen zu entwickeln, sich Dinge eigenständig anzueignen und somit auch optimal auf ihre Ausbildung oder ihr Studium vorbereitet zu sein.

Nicht zu vergessen, dass Schulen auch ein Ort sind, an dem Schülerinnen und Schüler ein Verständnis davon entwickeln sollen, was sie einmal werden wollen. Schulen sind Orte, die junge Menschen dabei begleiten, den eigenen Bildungsweg und Werdegang zu planen und zu entwickeln.

Vor diesem Hintergrund hat rot-grün die Berufsorientierung – auch an den Gymnasien – deutlich ausgebaut. Und das ist richtig so!

Kurz, ich habe Ihnen einige von vielen Beispielen aufgezeigt, die deutlich machen, wie überfällig unser bildungspolitischer Paradigmenwechsel ist. Eine Kehrtwende können Sie von uns nicht erwarten – wir haben keinen Anlass dazu.

Um noch weiterzugehen: Sie wäre für Niedersachsen fatal.

Der intensive Ausbau der Qualität an Schulen hat gerade erst begonnen. Die Wirkung unseres Schulgesetzes entfaltet sich nach und nach und wir werden diesen Weg weitergehen.

Rot-grüne Bildungspolitik wirkt. Klar.

 

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