Rede Ina Korter: Ganztagsschulen fördern und nicht ausbremsen

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weitere Reden unter www.gruene-niedersachsen.de/landtag (bisher: Geschlossene Heime, Abi nach 12 Jahren, Lauschangriff, weitere folgende zu Beginn der Landtagsdebatten)


Anrede,
in der Schulpolitik wie in der Familienpolitik erkennt man die CDU zuverlässig daran, dass sie der Entwicklung um mindestens einen bis zwei Schritte hinterherläuft. Das gilt bei den Kindergärten und das gilt genauso bei den Ganztagsschulen.
Bis vor kurzem hat die CDU aus ihrer Familienideologie heraus Ganztagsschulen noch vollständig abgelehnt. Das tut sie inzwischen nicht mehr so offenkundig, aber sie weigert sich konsequent, auch nur den geringsten Beitrag für den Ausbau des Ganztagsangebotes zu leisten.
Im Gegenteil: das Geld, das die Bundesregierung den Ländern für den Ausbau der Ganztagsschulen anbietet, nimmt diese CDU-geführte Landesregierung nur äußerst zögerlich an. 29,6 Millionen € hat der Bund im Jahr 2003 für Niedersachsen bereitgestellt. Vom Land Niedersachsen wurden davon ganze 10% abgerufen.
Anrede,
mit unserem Antrag "Ganztagsschulen fördern und nicht ausbremsen" fordern wir Grüne die Landesregierung auf, nicht nur das Geld der Bundesregierung zum Ausbau der Ganztagsschulen an die Schulträger vollständig weiter zu reichen, sondern darüber hinaus auch eigene Anstrengungen zum Ausbau von mehr Ganztagsschulen zu unternehmen.
Es reicht nicht, einfach die vorhandenen Stundenkontingente auf alle Ganztagsschulen einschließlich der neuen zu verteilen. Dadurch wird das pädagogische Angebot an diesen Schulen immer weiter ausgedünnt.
So ist nur eine Aufbewahrung oder Beaufsichtigung möglich, aber kein tatsächliches Ganztagsschulkonzept.
Wir wollen mehr Bildungszeit für niedersächsische Schülerinnen und Schüler durch gute Ganztagsschulen.
Wir wollen, dass sich Ganztagsschulen zu Lern- und Lebensräumen mit motivierender und positiver Atmosphäre entwickeln, mit denen die Kinder sich identifizieren können.
Es ist einfach zu durchsichtig, Herr Minister: Sie kassieren die Mittel des Bundes, geben sie nach eigenen Vorgaben weiter und dann stellen Sie die Genehmigung neuer Ganztagsschulen großartig als eigenen Erfolg im Lande dar, ohne nur einen einzigen Cent dazu zu bezahlen! Ich muss schon sagen: das ist eine Shownummer der besonderen Art!
Wenn Sie wirklich die Bildungsqualität in Niedersachsen verbessern wollen, dann müssen Sie echte Ganztagsschulen schaffen. Schulen, die so ausgestattet sind, dass pädagogische Konzepte mit neuem Tagesrhythmus und Förderangeboten für alle - leistungsschwache und leistungsstärkere - Schülerinnen realisiert werden können.
Ihre ausgedünnten Angebote auf freiwilliger Basis sind nur ein Alibi, das kaschieren soll, dass Sie in Wirklichkeit gar nicht wollen, dass Kinder nachmittags in den Schulen betreut werden. Sie stellen sich doch noch immer vor, dass die Mütter nicht berufstätig und zu Hause sind, damit sie sich um die lieben Kleinen rührend und kompetent kümmern können. Das merkt man immer wieder deutlich an dem von den CDU-Kolleginnen im Ausschuss wiederholten Grundsatz, Ganztagsschulen dürften um Himmels Willen nicht die Familie ersetzen.
Da kann ich nur fragen: Wo leben Sie eigentlich?
Sie verkennen vollständig die Realität.
Wir wollen ein strukturiertes und qualitativ hochwertiges Bildungsangebot im ganzheitlichen Sinne bis in den Nachmittag hinein.
Die Landesregierung trägt mit ihrer Bildungspolitik in keiner Weise dazu bei.
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