Rede Ina Korter: Bürger umfassend informieren und aufklären – durch Energiebildung die Energiewende erfolgreich meistern
Landtagssitzung am 15.09.2011
Ina Korter, MdL
Anrede,
mit mehr Energiebildung in Niedersachsens Schulen wollen CDU und FDP die Energiewende meistern.
Sie sorgen sich ernsthaft um offene Fragen zu den finanziellen Belastungen der Energiewende oder des Netzausbaus und die verunsicherten Bürgerinnen und Bürger.
Anrede,
35 Jahre lang waren CDU und FDP beratungsresistent, wenn es darum ging, dass sehr gut informierte Bürgerinnen und Bürgern den Ausstieg aus der Risikotechnologie Atomkraft forderten.
Noch vor knapp einem Jahr haben sie ohne Rücksicht auf über 100 000 Demonstrierende nach enger Absprache per hotline mit den großen Energieversorgern im Bundestag beschlossen, die Laufzeit der Atomkraftwerke in Deutschland zu verlängern statt die AKWs wie im Konsensvertrag vorgesehen abzuschalten. Auch die schwarz-gelbe Landesregierung von Niedersachsen hat diesen Beschluss noch im November 2010 im Bundesrat mitgetragen.
Erst nach dem katastrophalen Atomunfall am 11. März in Fukushima kamen auch bei der CDU Zweifel – Zweifel vielleicht weniger an der Atomindustrie, Zweifel vor allem daran, ob die CDU bei einem weiteren Festhalten an der unbeherrschbaren Atomkraft in absehbarer Zeit noch irgendwelche Wahlen würde bestehen können.
Deshalb wurde ganz schnell eine 180-Grad Drehung hingelegt.
Und jetzt stellen sich CDU und FDP hier hin und meinen, dass den verunsicherten Bürgerinnen und Bürgern die Energiewende erklärt werden müsse.
Wer soll die plötzliche Kehrtwende von CDU und FDP erklären?
Die Schulen ihren Schülerinnen und Schülern!
Sie wissen nicht, wie die Energiewende gehen soll, weil Sie sich immer dagegen gewehrt haben, und jetzt fordern Sie, die Schulen sollten entsprechende Inhalte im Fächerkanon verankern. Das ist ja mal ein politisch neuer Lösungsvorschlag!
Wieder mal ein hingehauener Antrag, den Ihnen jemand zusammengebastelt hat, offensichtlich ohne vorher in die Kerncurricula zu schauen.
Da ist man Ihnen nämlich weit voraus, hat längst die Bedeutung dieses wichtigen Lernbereichs erkannt und zum Beispiel in den Kerncurricula Naturwissenschaften für Klasse 5-10 für das Gymnasium einen umfangreichen fächerübergreifender Basisbaustein Energie vorgesehen, auf den in der Oberstufe aufgebaut wird. Und auch im Fach Werte und Normen ist das Thema berücksichtigt.
Herr Busemann hätte gesagt: Sie werfen sich hinter den fahrenden Zug.
Richtig interessant wird es, wenn man sich ansieht, wer nun nach dem Willen der schwarz-gelben Koalition die Energiebildung betreiben soll:
Da findet sich in Punkt 4 Ihres Antrages der Vorschlag, die "wissenschaftlichen Erkenntnisse" des Instituts für ökonomische Bildung in Oldenburg mit einzubeziehen.
Vorsitzender des Beirates dieses Institutes ist Dr. Werner Brinker, Vorstandschef des Energieversorgers EWE AG, das Unternehmen, das unsere Gerichte gerade mit massenhaften Verbraucherklagen gegen ungerechtfertigt hohe Gaspreise beschäftigt.
Soll jetzt nach den Vorstellungen dieses von vielen kritisch betrachteten Instituts die Energiewende erklärt werden?
Ich kann mir das schon gut vorstellen:
Erst kommen die E.On-Clowns in die Grundschulen, dann erklären die großen Stromversorger mit bunten Bildchen, dass die Erdkabel zu teuer sind und warum wir Kohlekraftwerke brauchen!
Meine Damen und Herren von CDU und FDP, wenn Sie wirklich zu einer ökologischen Bildung beitragen wollten, dann ohne die alten Lobbyisten, dann mit unabhängigen Fachleuten.
Wenn CDU und FDP noch irgendwie ihre Glaubwürdigkeit zurückgewinnen wollen, dann müssen sie endlich ehrliche Politik machen, statt immer weiter die Menschen für dumm zu verkaufen.
Diesen Antrag hätten Sie sich sparen können!