Rede Ina Korter: Aufbruch zu einer guten Schule – Eigenverantwortliche Weiterentwicklung der Gesamtschulen durch Aufhebung zur Pflicht zur äußeren Differenzierung ermöglichen

In ihrer Sitzung Anfang Juni 2006 hat die Kultusministerkonferenz über eine Neufassung der

"Vereinbarung über die Schularten und Bildungsgänge im Sekundarbereich I" entschieden.

Deshalb haben wir im Mai davor den vorliegenden Entschließungsantrag in den Landtag eingebracht, mit welchem die Landesregierung aufgefordert werden sollte, sich in der KMK für eine Aufhebung der starren Vorschriften zur äußeren Differenzierung an den Gesamtschulen einsetzen.

Wir haben um sofortige Abstimmung gebeten, weil es so möglich gewesen wäre, den Auftrag des Landtags zeitnah in der KMK umzusetzen.

Die Mehrheit von CDU und FDP hat dieses abgelehnt und wollte Beratung im Ausschuss.

Nach meinem Eindruck hat es dort aber wenig Interesse an echter Beratung gegeben.

Es ging der Regierungsmehrheit wohl einmal mehr darum, eine Reform der von schwarz-gelb ungeliebten Gesamtschulen abzublocken.

Dabei geht es um eine wichtige Möglichkeit zur weiteren Entwicklung der Schulen.

Immer mehr Integrierte Gesamtschulen empfinden die Pflicht zur äußeren Differenzierung in Leistungskurse ab Klasse 7 als Fessel, die eine optimale Förderung der Kinder erschwert.

Wissenschaftliche Studien und Pilotprojekte verschiedener Schulen zeigen, dass sich die Leistungen der Schülerinnen und Schüler verbessern, wenn sie selbst zwischen Aufgaben verschiedener Lernniveaus entscheiden können, wenn die Stammgruppe länger zusammenbleibt.

Lediglich die IGS in Göttingen-Geismar hat in Niedersachsen aufgrund einer Sondergenehmigung der KMK die Möglichkeit, von der äußeren Differenzierung abzuweichen.

Gerade diese Schule ist es, die vom Gemeinschaftsprojekt "Reformzeit" der Robert-Bosch-Stiftung und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung als Beraterschule für ihr gutes Förderkonzept ausgesucht worden ist.

Wie es Herr Busemann geschafft hat, dass diese Schule nun Schulen in anderen Bundesländern coachen darf, aber keine in Niedersachsen, das muss ich hier nicht wiederholen.

Meine Damen und Herren, es wäre dringend erforderlich gewesen, die starren Vorschriften von 1982 endlich zu reformieren.

Aber die konservativ geführten Bundesländer haben dafür gesorgt, dass nahezu alles so geblieben ist, wie es war, und nur minimale Änderungsformeln beschlossen wurden.

Diese minimalen Änderungen, nach denen Gesamtschulen anstelle von Kursen zur Vermeidung unzumutbar langer Schulwege oder zur Erprobung besonderer pädagogischer Konzepte klasseninterne Lerngruppen in Deutsch und Naturwissenschaften in allen Jahrgangsstufen, in Mathematik nur in Jahrgangsstufe 7 bilden dürfen, müssen allerdings vom Ministerium offensiv propagiert werden, damit Schulen diese Chance nutzen können. Damit kann man bei diesem Kultusminister allerdings nicht rechnen.

Ingrid Wenzler, Bundesvorstandsmitglied der Gemeinnützigen Gesellschaft Gesamtschule schreibt in der Zeitschrift des GGG vom September diesen Jahres deshalb sehr treffend:

"Die KMK verweigert das gemeinsame Lernen von Schülerinnen und Schülern ohne äußere Aufteilung mit einer Energie, als gelte es, den Leibhaftigen abzuwehren".

Wer die Bildungsqualität der Schulen voranbringen will, wer von Eigenverantwortlichkeit so groß redet, wie Sie Herr Busemann, der kann an dieser Stelle beweisen, dass er in der Lage ist, ideologische Vorbehalte zurück zu stellen und sich tatsächlichen Reformen der Schulen öffnet

Die nächste KMK kommt bestimmt!

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