Rede Ina Korter: Aktuelle Stunde – Bildung besser machen, Chancengleichheit für alle

Landtagssitzung am 05.12.2012

Ina Korter, MdL

Anrede,

als vor 11 Jahren die Studie PISA 2000 vorgestellt wurde, ging ein Schock durch Deutschland.

Das Volk der Dichter und Denker war nicht spitze, sondern im internationalen Vergleich nur im unteren Mittelfeld.

Und wir mussten erfahren, dass unser Bildungssystem für eklatante Unterschiede bei den Bildungschancen verantwortlich ist.

Wenn wir heute eine Zwischenbilanz ziehen, müssen wir leider feststellen, dass sich bei der Chancenungleichheit wenig verändert hat.

Im Bericht des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen von 2010 heißt es, dass in Niedersachsen ein Kind aus der sogenannten oberen Dienstklasse bei gleicher Lesekompetenz noch immer eine fast 6 mal  größere Chance hat, auf ein Gymnasium zu gelangen, als ein Arbeiterkind.

Niedersachsen liegt damit im Bundesvergleich an drittletzter Stelle.

Nur in Bayern und Baden-Württemberg waren im Jahr 2010 die Chancen noch ungerechter verteilt.

Das heißt ganz klar:

Falls CDU und FDP vorgehabt haben, mehr Chancengleichheit in Niedersachsen zu verwirklichen, sind sie  damit vollständig gescheitert.

Ist das ein Wunder, wenn man von Anfang an auf frühere und schärfere Auslese setzt?

Meine Damen und Herren von CDU und FDP,  Sie haben die Orientierungsstufe abgeschafft und den Auslesedruck in die Grundschule vorverlegt.

Immer häufiger hören wir, dass die Kinder schon in der Grundschule unter Stress leiden – und Stress macht krank!

Sie haben den Elternwunsch nach Gesamtschulen abgeblockt, nach einer Schule, die lange alle Bildungswege offenhält und eine  frühe Auslese vermeidet.

Sie wollten nicht wahrhaben, was die OECD auch 2009 wieder erklärt hat:

„Je früher die erste Aufteilung auf die jeweiligen Zweige erfolgt, desto größer sind bei den 15-jährigen die Leistungsunterschiede nach sozio-ökonomischem Hintergrund - ohne dass deswegen die Gesamtleistung steigen würde.“

Es hat also überhaupt nichts mit Leistung zu tun, was Sie seit 10 Jahren dem Land an Schulstruktur aufgezwungen haben,  sondern vor allem mit Auslese und mit Klientelpolitik.

Meine Damen und Herren von CDU und FDP, Sie behaupten ja gern, es gehe Ihnen um die Schüler und nicht um Schulformen.
Worum es Ihnen wirklich geht, zeigen Sie, Herr Försterling, ganz schamlos mit dem Slogan, der sich auf jeder Ihrer Pressemitteilungen findet.

„Gymnasien gestärkt“ heißt es dort jedes Mal.
 Wenn es Ihnen wirklich um die Schüler ginge und nicht um die Schulform, hätten Sie doch wenigstens schreiben müssen: „Gymnasialschülerinnen und -schüler gestärkt“.

Aber abgesehen davon, dass dies gar nicht stimmen würde, denn mit Ihrem  Turbo-Abitur haben Sie den Gymnasialschülerinnen und –schülern eher geschadet - wo bleiben bei Ihnen eigentlich die anderen Schülerinnen und Schüler, diejenigen, die nicht aufs Gymnasium kommen, oder die, die von dort wieder abgeschult werden?

Wissen Sie, woran mich das erinnert? Irgendwie kommen Sie mir mit Ihrem Slogan ein bisschen wie Mitt Romney vor:

Der hat erklärt, die Hälfte der Bürgerinnen und Bürger interessiere ihn nicht, weil sie ihn sowieso nicht wählen.

Nur bei Ihnen, Herr Försterling, müssen wir von einem viel höheren Anteil ausgehen.

Anrede,

Uns Grünen sind alle Kinder gleich viel wert!

Wir wollen sie von Anfang an in guten Krippen und Kitas fördern, statt dafür 1,2 Mrd. pro Jahr dafür zu zahlen, dass sie zuhause bleiben.

Wir stellen  in der Schulpolitik die Kinder  - und zwar alle Kinder - und ihre Bildungschancen in den Mittelpunkt.

Wir machen Schluss mit der Ausleseschule und Schluss mit der Bevormundung der Eltern, die eine Gesamtschule für ihr Kind wollen.

Wir wollen an unseren Schulen statt Turbo-Stress genügend Zeit für nachhaltiges Lernen!

Und wir werden  mit guten Ganztagsschulen für bessere Bildungschancen sorgen.

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