Rede Gabriele Heinen-Kljajic: Planungssicherheit für die niedersächsischen Museen

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Anrede,
ausgelöst durch Äußerungen von Minister Stratmann im März 2004, der – wie ich finde zutreffend - festgestellt hatte, dass die Attraktivität des Ausstellungskonzepts so manchen Museums in Niedersachsen zu wünschen übrig lasse, diskutieren wir auf Antrag der SPD das Thema Museumsentwicklungsplan.
Aufgrund immer knapper werdender öffentlicher Mittel macht es aus unserer Sicht durchaus Sinn, einen Entwicklungsplan aufzulegen, der Leitlinien für die Förderung entwickelt und thematische und strukturelle Schwerpunktsetzungen festlegt. Auch wenn das Land jenseits der staatlichen Museen nur noch einen sehr geringen Handlungsspielraum hat, da an nichtstaatliche Museen außer institutioneller Förderung für einzelne Häuser - wenn überhaupt - nur noch Geld über die Landschaften vergeben wird.
Nun haben Sie, meine Damen und Herren von CDU und FDP nach einem Jahr Beratung aber einen Änderungsantrag vorgelegt, dessen Sinnhaftigkeit Sie schon bei der Einbringung im Ausschuss nicht haben darlegen können.
Ihre Forderungen sind längst durch die Arbeit im Ministerium für Wissenschaft und Kultur überholt:
Für die staatlichen Museen wurden bereits Projektgruppen eingerichtet, die neben den Fragen thematischer und struktureller Ausrichtung auch die Frage der Rechtsform diskutieren.
Ein Qualitätssiegel muss nicht erst entworfen werden. So etwas haben die Fachverbände auf Bundesebene längst erarbeitet, jetzt geht es nur noch darum, es in Kooperation mit dem Museumsverband vor Ort für die Museen auch wirklich anwendbar zu machen. Außerdem kann ein solches Qualitätssiegel keinen Entwicklungsplan ersetzen. Es legt eher Standards fest, die in Selbst- oder Fremdevaluation überprüft werden und die eine Art Hausaufgabenkatalog für die Museen festlegen. Dieses Qualitätssiegel wirkt also eher nach innen statt nach außen.
Zweitens, meine Damen und Herren von CDU und FDP, verkennt Ihre Forderung nach einem "besucherorientierten" Qualitätssystem nun völlig, was ein Museum zu leisten hat. Dahinter verbirgt sich doch die ebenso simple wie falsche Aussage ”šgut ist, was gefällt’. Natürlich sind auch wir der Meinung, dass Museen in ihrer Präsentation und ihren thematischen Konzepten so ausgerichtet sein müssen, dass sie für Besucher auch wirklich attraktiv sind. Ein Museum, in das niemand geht, ist überflüssig. Aber ein Qualitätssystem schwerpunktmäßig am Besucherverhalten auszurichten, und nichts anderes sagt Ihr Antrag, ist falsch.
Erstens legitimiert sich die staatliche Subventionierung eines Museums nicht durch möglichst hohe Besucherzahlen. Ein Museum ist kein Freizeitpark, dessen Qualität sich im Verkauf von Eintrittskarten messen lässt. Staatliche Förderung ist nur da berechtigt, wo sie sich nicht an einem beliebigen Massengeschmack ausrichten muss, sondern Angebote ermöglicht, die einem Bildungsanspruch gerecht werden.
Zweitens finden wesentliche Teile der Museumsarbeit hinter den Kulissen statt und haben – jedenfalls direkt – nichts mit Besuchern zu tun. Entscheidend für die Qualität eines Museums ist zum Beispiel sein Sammlungskonzept. Gute Museen müssen Forschung betreiben und müssen ihre Forschungsergebnisse publizieren, all das hat nichts mit Besucherorientierung zu tun.
Meine Damen und Herren, in der vorliegenden Fassung geht der Antrag völlig an der Realität der Museen vorbei. Wir werden ihn deshalb ablehnen.

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