Rede Enno Hagenah: In zukunftsfähige Infrastruktur investieren: Wasserstofftechnologie und Windenergie an der Küste gemeinsam weiterentwickeln
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Was ist zukunftsfähige Infrastruktur im Energiebereich unter heutigen Bedingungen?
Nicht nur die Oderflut und die häufigeren Starkregen bei uns, sondern auch die dramtische Häufung zerstörerischer Fluten und Wirbelstürme anderswo in der Welt mahnen uns, weniger fossile Energieträger zu nutzen und die Anstrengungen bei der Entwicklung regenerativer Energien zu verstärken. Die europäische Umweltagentur stellt dazu fest, dass Ausmaß und Geschwindigkeit der derzeitig ablaufenden Klimaveränderung alle natürlichen Klimaschwankungen der letzten 1000 Jahre übertrifft.
Gleichzeitig berichtet das DIW (Berlin) in seinem Bericht diese Woche, dass noch keine sichtbaren Erfolge bei der weltweiten Klimaschutzpolitik erkennbar sind.
Die Wasserstoff- und die Brennstoffzellentechnik sind nach Einschätzung vieler Fachleute eine der erfolgversprechendsten und wichtigsten Zukunftstechnologien, um dem Klimawandel durch Treibhausgase entgegen zu wirken. - Wasserstofftechnik ist damit besonders interessant für unseren hoch entwickelten und stark Export abhängigen Industriestandort. Wir fügen deshalb mit unserem Antrag der endlich angelaufenen Landesinitiative Brennstoffzelle (im Internet seit drei Tagen präsent) einige besonders erfolgversprechende Aspekte am Standort Niedersachsen hinzu.
Nachdem die Entwicklungsarbeit zu Brennstoffzellenantrieben für den Individualverkehr schon soweit gediehen ist, dass die ersten seriengefertigten Fahrzeuge bereits in wenigen Jahren auf den Markt gebracht werden sollen, ist parallel zu diesem Technologiefortschritt auch für die notwendige Infrastruktur und eine ökonomisch- wie auch ökologisch verträgliche Wasserstofferzeugung noch Entwicklungsarbeit erforderlich.
Die Standorte, die diese Technologien in der Anwendung besonders schnell und erfolgreich vorantreiben, werden auch bei Produktion und Vermarktung die größten Chancen in der Zukunft haben.
Hervorragend geeignet für Praxiserprobungen ist die Kombination aus stationärer Nutzung für Wohnen und Gewerbe ergänzt mit der Betankung von Fahrzeugen im regelmäßigen Verkehr nicht nur von PKW sondern auch von Schienenfahrzeugen oder Fährschiffen in einer eng umgrenzten Region. Genau darauf zielt das aktuelle Förderprogramm der EU "kick-start to hydrogen-communities" ab, an dem sich Niedersachsen unbedingt mit einem Modellprojekt beteiligen sollte.
In der niedersächsischen Küsten-Region kommt als innovativer Faktor bei der Erschließung von Synergien die Verknüpfung der Wasserstofftechnik mit der effizienten Verwertung der unregelmäßig anfallenden großen Mengen von Windenergie hinzu. Insbesondere in Starkwindzeiten könnte der Windenergiestrom zur Herstellung von Wasserstoff eingesetzt werden. Damit würde die Einspeisung von Windstrom in das Netz nicht nur gleichzmäßiger, sondern auch effektiver.
Gerade im Umfeld der Windenergie-Offshore Häfen Cuxhaven oder Emden wäre eine solche Praxiserprobung ein wichtiger Beitrag für die zukünftige optimierte Nutzung der großen regenerativen Energiepotentiale an Niedersachsens Küsten.Die Nutzung des Windstromangebots direkt vor Ort kann auch dazu beitragen, den Neubau von zukünftig notwendigen Kabeltrassen zu begrenzen.
Die Landesregierung ist bei der Förderung der Wasserstofftechnologie in erster Linie in der Funktion als Moderator, Koordinator und Motor für eine zügige Entwicklung gefordert. Andere Standorte sind hier bereits mit viel Engagement bei der Umsetzung.- Im Handelsblatt vom 2.Juni war zu lesen, dass die bei Hochtechnologie sonst nicht gerade führenden Argentinier im großen Maßstab eine Wasserstoffproduktion mit Windrädern in den windreichen Regionen Kapadokiens starten. – Sie sehen Niedersachsen darf keine Zeit mehr verlieren, um technologische Vorsprünge zu sichern.
Die Finanzierung in Zeiten knapper Landeshaushalte ist durch eine Bündelung der von der Landesregierung eingesetzten Mittel zur Brennstoffzellenforschung mit Forschungsfördermitteln des Bundes, der europäischen Union und unter Beteiligung von Unternehmen aus der Branche möglich und realistisch.
Zum Weg weg vom Öl gibt es keine Alternative. -
Niedersachsen kann sich durch schnelles, innovatives Handeln noch große wirtschaftliche Vorteile für die Zukunft als Technologiestandort in diesem Bereich erwerben.
Als Standort für Windenergie sind wir schon Nr. 1. In der Kombination mit Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie können wir diese Position weiter ausbauen.