Nadja Weippert: Rede zu Lootboxen (Antrag SPD/GRÜNE)
TOP 6 – Rot-grüner Antrag – Von Lootboxen zu problematischem Glücksspiel? Jugendschutz und Suchtprävention konsequent umsetzen und simuliertes Glücksspiel regulieren
- Es gilt das gesprochene Wort -
Der Titel dieses Antrags ist erstmal relativ sperrig und trotzdem war das mediale Interesse enorm hoch. Und die Gründe dafür liegen klar auf der Hand: Wie viele Menschen kennen Sie persönlich, die mal zocken? Ob unterwegs am Handy, zuhause am PC oder abends auf der Couch an der Konsole.
Gaming ist für Millionen von Menschen in diesem Land längst Teil des Alltags. Gerade für junge Menschen ist es einfach die Lebensrealität, ob man das gut findet oder nicht, man muss sich diesem Thema stellen.
Und das haben wir auch gemacht. Mit dem Verbraucherschutzausschuss waren wir auf der Gamescom und dort hat man grob begreifen können, wie groß und vielfältig Gaming eigentlich ist. Und wir konnten dort mit vielen Studios sprechen, die Spiele entwickeln. Wir waren bei kleinen Studios, die noch in den Startlöchern stehen und auch bei den ganz großen.
Bei einem großen Entwickler, der jährlich ein Fußballspiel rausbringt, war ein Mitarbeiter vor Ort, der uns Fragen beantwortet hat. Auf die Frage, ob man Lootboxen aus den Spielen nicht entfernen könnte, sagte er sinngemäß:
„Naja, ohne diese Elemente geht ein Teil vom Spielspaß verloren. Es ist doch dieser Reiz, nicht zu wissen, was kommt – dieses Bauchkribbeln, Sie wissen schon.“
Ich hätte gar nicht besser beschreiben können, wie Glücksspiel funktioniert. Und genau das ist doch das Problem: Unsere Kinder und Jugendliche werden systematisch an Glücksspiel herangeführt und wir können nicht länger tatenlos dabei zusehen, wie sie im stillen Kämmerlein auf sich alleine gestellt sind!
Das Gespräch ging noch weiter: Laut dem Mitarbeiter muss man Lootboxen nicht kaufen, man kann sie auch erspielen.
Aber das ist ja genauso, also ob ein Casino Kindern täglich einen kostenlosen Jeton gibt – zum Ausprobieren, bis sie entweder warten müssen oder zum Sonderangebot greifen, das aggressiv beworben wird.
Das ist doch kein Argument für Lootboxen, sondern gegen Lootboxen!
Das können und dürfen wir so nicht akzeptieren. Das Internet ist kein Raum, in dem auf Jugendschutz und Schutz vor Glücksspielsucht gepfiffen werden kann.
Und da möchte ich Frau Jenßen von der CDU danken, ich weiß, Sie hätten gerne die Industrie mehr ins Boot genommen. Am Ende haben wir hier aber einen guten Kompromiss gefunden. Denn es geht nicht um Parteienprofillierung oder um den letzten Spiegelstrich im Antrag, sondern um unsere Kinder und Jugendliche. Aus meiner Sicht haben wir lang genug gewartet, Lootboxen müssen reguliert werden.
Vielen Dank.