Miriam Staudte: Rede zu "Mehr Bio in Kantinen und Mensen"

TOP 31: Mehr Bio in Kantinen und Mensen – Schulmensen zu Lernorten entwickeln (Antrag Grüne)

Korrektur: Laut der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KIGGS) sind nicht 9,5%, sondern 15,4% Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen 3 und 17 Jahren übergewichtig.

- Es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrte Frau Präsidentin,
liebe Kolleginnen und Kollegen!

Frau Ministerin Otte-Kinast, vor wenigen Tagen wurden Sie in den Medien mit dem Satz zitiert:

„Der Staat darf beim Thema Ernährung nicht als zuallerst ein Sparfuchs sein.“

Da haben Sie Recht, allerdings ist es wohlfeil im Januar so etwas zu proklamieren, während das eigene Haus im Dezember das Schulobst-Programm um 200.000€ gekürzt hat.

Wir Grünen wollen Sie trotzdem beim Wort nehmen und haben einen Antrag vorgelegt, der vorsieht, dass niedersächsische Mensen und Kantinen in öffentlicher Hand stufenweise auf Bio, Regional und Saisonal umgestellt werden.

Außerdem wollen wir, dass Mensen zu Lernorten weiterentwickelt werden.

Zum Stufenplan Bio: Im Niedersächsischen Weg haben wir alle mit der Landesregierung zusammen beschlossen, dass der Ökolandbau von derzeit 5,2 Prozent auf 15 Prozent im Jahr 2030 ausgebaut werden soll. Das ist eine Kraftanstrengung und bislang hat die Landesregierung keine Maßnahmen auf den Weg gebracht. Die Umstellung der öffentlichen Verpflegung ist ein wichtiger Baustein, denn sie gewährt umstellungswilligen Landwirt*innen Planungssicherheit für den Absatz ihrer Produkte. Ein solcher Stufenplan Bio ist also ein wichtiger Umstellungsimpuls.

Bremen hat schon im Jahr 2018 beschlossen, bis 2025 zu 100% auf Bio umzustellen.
Legen auch Sie einen solchen Stufenplan vor!

Wie sieht denn derzeit die Realität in unsren Mensen aus. Die Schulträger haben für viel Geld in den letzten 10 Jahren in die Gebäude investiert, Speisesäle und Großküchen gebaut.

Doch dort wird kaum gekocht. Keiner fühlt sich für die Mensen wirklich zuständig.

In der Regel gibt es eine Ausschreibung und der günstigste Caterer erhält den Zuschlag und liefert fortan warmgehaltenes Essen von sonst woher. Kürzlich erzählte mir eine Bio-Landwirtin bei ihrer Reha sei das Essen aus Polen angeliefert worden.

Dass die Schüler*innen dann dankend auf das Angebot verzichten und sich in Scharen vom Schulgelände zur nächstgelegenen Döner-Bude schleichen, ist ja kein Wunder.

Wir wollen Mensen zu Lernorten entwickeln. Das Essen soll schmecken und Schüler*innen sollen sich mit ihrer Mensa identifizieren, dort mithelfen und etwas lernen könne.

In den letzten Jahren wurde ja immer mal wieder ein neues Schulfach Hauswirtschaft gefordert. Das wird sicher nicht kommen. Aber die Mensa als Chance zu sehen etwas über gesunde Ernährung und Kochen zu vermitteln, wäre ein wichtiger Schritt. 

Wir dürfen Mensen nicht nur als Teil der Versorgungsinfrastuktur sehen, sondern als Teil der Bildungsinfrastruktur.

Es ist ein Jammer, dass Schüler*innen heute zwar mathematische Kurvendiskussionen durchführen können, aber das einzige warme Gericht, dass sie zubereiten können eine Aufback-Pizza ist. Natürlich wäre es schön, wenn das Kochen in den Familien vermittelt werden würde, aber es wird nun mal in Familien aus Zeitgründen auch nicht mehr oft zusammen gekocht.

Wir müssen als Politik reagieren, wenn die Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KIGGS) von 2017 zu Tage fördert, dass 15,4 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen 3 und 17 Jahren übergewichtig und 5,9 Prozent adipös sind. Und das Bundesgesundheitsministerium erklärt:
„In der Folge können verschiedene Erkrankungen wie Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes, Gelenkprobleme oder Depressionen auftreten. In der Kindheit entwickeltes Übergewicht wird oft ein Leben lang beibehalten.“

Und ich bin überzeugt, wenn die Studie heute nach Corona neu aufgelegt wird, ist das Ergebnis noch erschreckender.

Es wird doch auch immer wieder gerade von dieser Seite des Plenums beklagt, dass die Verbraucher nicht mehr wissen woher die Lebensmittel kommen. Lassen Sie uns Kooperationen zwischen Schulen und Lieferant*innen fördern. Lassen Sie die Kinder einmal im Jahr eine Mensawoche und einmal ein Landbau-Praktikum machen. Da kann man von den Waldorf-Schulen viel lernen. Das Land hat enormen Gestaltungsspielraum. Lassen Sie ihn uns nutzen. Legen Sie als Agrar- und als Kultusministerium einen Plan vor, wie Mensen zu Lernorten werden können.

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