Julia Willie Hamburg: Rede zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (Aktuelle Stunde FDP)

- Es gilt das gesprochene Wort -

Anrede,

Herr Försterling, Sie beschreiben richtig einen Trend, der sich aus der jüngsten Studie des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB-Studie) ablesen lässt. Nur mit der Lösung machen Sie es sich zu einfach und können dem Populismus hier nicht widerstehen. Das ist schade, denn damit werden Sie der eigentlichen Debatte, die wir führen müssten nicht gerecht. Das Verdammen der Methode „Lesen durch Schreiben“ lässt vermutlich kein Kind in Niedersachsen besser schreiben. Ihre Lösung mag einfach klingen und somit populär sein. Eine wirkliche Lösung ist sie aber nicht.

Wie der Name schon sagt, ist die Methode „Lesen durch Schreiben“ eine Methode zum Erwerb der Lesekompetenz, sie hat also gar nicht den Anspruch, Rechtschreibung zu vermitteln und ersetzt auch keine Methode zum Erlernen orthographischer Kompetenz. Wer deshalb so tut, als sei diese Methode ein Weg hin zum Verfall der Leistung unserer Kinder, streut gezielt falsche Informationen und will Lehrkräfte diffamieren, die einen sehr guten Job machen.

Der Leistungsabfall in der IQB Studie ist ein Bundestrend. Er lässt sich durch ganz andere Ursachen erklären. Durch die Inklusion und die Zunahme an Kindern mit Sprachförderbedarf war ein Abfall bei der Leistungsmessung erwartbar. Welche Schlüsse aber zieht man aus diesem Ergebnis, wenn man den Trend wieder umkehren will? Die Antwort liegt meiner Meinung nach in einer Stärkung der Grundschulen, einer Entlastung von Grundschullehrkräften aber auch der Einführung sozialer Indikatoren bei der Zuteilung von Ressourcen an Schulen. Nicht zuletzt haben wir noch immer nicht unsere Hausaufgaben gemacht: Die inklusive Schule in Niedersachsen braucht verlässliche Rahmenbedingungen und endlich eine verlässliche Richtung, damit sie sich entsprechend entwickeln kann.

Zudem brauchen Lehrkräfte mehr Zeiten, um Schulentwicklung und Qualitätsmanagement für ihren Unterricht durchzuführen. All diese Maßnahmen sind geeignet, den Trend, den die IQB Studie aufzeigt, zu durchbrechen. Wir sollten also die Probleme bei der Wurzel packen, liebe Kolleginnen und Kollegen. Auch wenn der Ruf nach der Abschaffung einer Lehrmethode einfach erscheint, so ist es nicht unser Job Gespensterdebatten zu führen – unser Job ist es Weichen zu stellen, auskömmliche Rahmenbedingungen zu schaffen, ausreichende, gut qualifzierte Pädagog*innen auszubilden und diese ihre Arbeit machen zu lassen.

Man kann nur hoffen, dass Politik die Expertise von Grundschullehrkräften und Schulfachler*innen der Elementarpädagogik ernst nimmt, wenn sie in der Besoldungsstufe A13 erreicht haben. Wie Sie in dieser Debatte die Einschätzung der Expert*innen ignorieren und pädagogische Konzepte, die erfolgreich arbeiten, der Lächerlichkeit Preis geben ist bodenlos.

Vielen Dank.

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