Imke Byl: Rede zum Diesel (Antrag AfD)

- Es gilt das gesprochene Wort -

Anrede,

„Der Diesel muss bleiben“ – das klingt ja ganz so, als ob Sie planen, den Diesel ins Naturschutzrecht zu übernehmen. Als bedrohte Art.
Damit sind Sie tatsächlich gar nicht mal so alleine. Christian Lindner, der FDP-Posterboy, wirbt seit längerem mit dem Diesel als Kulturgut. Als nächstes kommt dann vielleicht der Denkmalschutz für jedes Dieselfahrzeug und dann können Sie die Hardwarenachrüstung wirklich vergessen.
Was da alle anscheinend vergessen oder ignorieren: Autos sind zum Fahren da, und haben folgenden Zweck: Menschen und Güter von A nach B bringen. Sie sind ein Werkzeug. Keine bedrohte Art, kein mit allen Mitteln zu schützendes Denkmal. Sie sollen ihren Zweck erfüllen. Wenn man sie dabei noch schön findet, ist das natürlich auch okay.

Jetzt aber soll also nach Willen der AfD Gas to Liquid den Diesel „retten“.

Gas to Liquid. Wenn man sich auf der Homepage des Shell-Konzerns zu Gas-To-Liquid (GtL) informiert, klingt das da ziemlich ernüchternd.

GTL-Fuel produziert „weniger lokale Emissionen“ – d.h. man verursacht ein bisschen weniger Dreck hier – verschmutzt die Luft aber an anderer Stelle. In diesem Fall in Katar, worauf auch im Antrag verwiesen wird.

Es ist selten, dass die Grünen den Erdölkonzern Shell zitieren. Aber in diesem Fall ist es interessant, was Shell zum eigenen Produkt sagt:

Shell weist explizit darauf hin, dass GTL den CO2-Verbrauch nicht senkt. Denn für die Klimabilanz müsse man die „Well-to-Wheel Methode“ anwenden, also den gesamten Produktionszyklus betrachten. Bei GTL wird Erdgas unter zusätzlichem Energieaufwand zu Diesel weiterverarbeitet. Man steckt also in eine fossile Energie noch mehr Energie rein, um sie ein bisschen weniger schmutzig zu machen. Außerdem steigt zudem der Kraftstoffverbrauch bei GTL um bis zu 10 % an.

Was GTL beim Stickoxid-Ausstoß bringt, ist mehr als fraglich. Selbst Shell spricht nur von 6 % weniger NOx-Ausstoß – nicht von 25 wie hier im Antrag behauptet.

Das sind alles nur teure Wiederbeatmungsmaßnahmen für die Diesel-Technologie. Die Leute stimmen doch längst mit den Füßen ab. Mittlerweile machen Diesel nur noch die Hälfte der in Deutschland zugelassenen Dienstfahrzeuge aus – 2016 waren es noch 74 % Prozent.

Politik und Automobilindustrie müssen jetzt überlegen, ob sie weiter Krücken für den Diesel wollen – oder ob endlich die Weichen für die Mobilitätswende gestellt werden:

Erneuerbar statt Diesel
Mobil statt motorisiert
Elektro statt Verbrennung
Smart statt Schmutzig

Beim Thema Diesel haben wir es ja aber mittlerweile sowieso nur noch mit einem Kuriositätenkabinett zu tun, wenn man es denn so freundlich benennen will:

Die Bundeskanzlerin will vor der Hessen-Wahl noch schnell den Stickoxid-Grenzwert aushebeln.

Die GroKo im Bund verspricht Hardware-Nachrüstungen, die aber niemand in Niedersachsen in Anspruch nehmen kann.
Die FDP will die Messstellen verschieben.
Die niedersächsische GroKo lehnt Fahrverbote strikt ab – tut aber nichts, um sie zu verhindern.

Es findet sich alles – nur absolut keine sinnvollen Vorschläge, wie die Luft in den Städten kurzfristig verbessert werden kann.

Hören Sie doch einfach mal auf, bestimmte Antriebstechnologien heilig zu sprechen, und fangen Sie an, sich ernsthaft mit dem Thema auseinanderzusetzen, wie die Menschen gut von A nach B kommen. Ohne, dass dabei die Luft verschmutzt wird. Ohne, dass dabei das Klima weiter geschädigt wird. Ohne so viele Unfalltote. Und ohne die Einbußen an Lebensqualität durch all den Lärm und den Flächenverbrauch.

Wir helfen Ihnen da auch gerne dabei.

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