Eva Viehoff: Rede zur Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung (Antrag SPD/GRÜNE)
TOP 45 – Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung: Chancen nutzen, Effizienz schaffen (Antrag SPD/GRÜNE)
- Es gilt das gesprochene Wort -
Wenn wir heute über die Digitalisierung im Gesundheitswesen sprechen, dann geht es um die Zukunft der medizinischen Versorgung in Niedersachsen – besonders im ländlichen Raum.
Die Digitalisierung bietet enorme Chancen, um die Versorgung der Menschen zu verbessern, Fachkräfte zu entlasten und die Gesundheitsversorgung flächendeckend zu sichern. Doch diese Chancen müssen wir aktiv nutzen und gezielt gestalten.
Niedersachsen hat bereits wichtige Schritte unternommen: Mit dem Masterplan Digitalisierung, telemedizinischen Angeboten und der Umsetzung des Krankenhauszukunftsgesetzes haben wir Fortschritte erzielt. Doch wir dürfen uns nicht auf dem Erreichten ausruhen. Gerade im ländlichen Raum müssen wir sicherstellen, dass die Digitalisierung nicht nur ein theoretisches Konzept bleibt, sondern konkret ankommt – bei den Patientinnen und Patienten, bei den Ärztinnen und Ärzten, bei den Pflegekräften.
Dabei ist die elektronische Patientenakte, die ePA ein zentrales Element dieser Entwicklung. Sie kann die Versorgung verbessern, indem sie den Austausch von Informationen zwischen ambulanten und stationären Einrichtungen erleichtert.
Doch damit die ePA ihr volles Potenzial entfaltet, müssen wir sie nutzerfreundlich und barrierefrei gestalten. Nur so können wir sicherstellen, dass sie von allen genutzt wird – unabhängig von Alter oder technischem Know-how. Gleichzeitig müssen wir die Akzeptanz der ePA durch gezielte Informationskampagnen erhöhen. Denn nur, wenn die Menschen Vertrauen in diese digitale Lösung haben, wird sie auch genutzt.
Entscheidender Punkt ist der Bürokratieabbau. Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte verbringen täglich viel zu viel Zeit mit Dokumentationen – Zeit, die für die direkte Patientenversorgung fehlt.
Hier müssen wir ansetzen: durch die Reduzierung verzichtbarer Nachweispflichten, die Nutzung bereits vorhandener Daten und den Einsatz innovativer Technologien wie KI-gestützter Dokumentationslösungen. Jede Stunde, die wir hier einsparen, bedeutet mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten.
Das gilt auf allen Ebenen, im Bund und im Land.
So müssen wir beispielsweise die Innovationsinitiative des Bundes „Daten für Gesundheit“ aktiv unterstützen, um die Nutzung von Gesundheitsdaten für Forschung und personalisierte Medizin in Niedersachsen zu fördern. So können wir die Gesundheitsversorgung noch besser auf die individuellen Bedürfnisse der Menschen zuschneiden.
Die Reform des ärztlichen Bereitschaftsdienstes ist ein wichtiger Schritt, um die Versorgung im ländlichen Raum zu stärken. Digitale Lösungen wie videobasierte Ersteinschätzungen können die Erreichbarkeit verbessern und die Belastung für den Rettungsdienst verringern. Gleichzeitig müssen wir sicherstellen, dass diese Reform nicht zu neuen Versorgungslücken führt. Eine begleitende Evaluation ist daher unerlässlich, um die Wirkung und Akzeptanz der Reform zu überprüfen.
Damit medizinische Einrichtungen flächendeckend angebunden sind, muss der Ausbau der digitalen Infrastruktur und der Telematikinfrastruktur weiter vorangetrieben werden. Einheitliche Standards bei Dateiformaten und Schnittstellenlösungen sind dabei entscheidend, um die Vernetzung und den Datenaustausch zu erleichtern.
Ähnlich Herausforderungen gibt es in den Krankenhäusern. Wir brauchen das Krankenhauszukunftsgesetz, damit Mittel zielgerichtet für digitale Infrastrukturmaßnahmen in Krankenhäusern eingesetzt werden. Wir wollen und müssen sicherstellen, dass unsere Krankenhäuser fit für die Zukunft sind.
Zum sicheren Umgang mit digitalen Gesundheitsanwendungen, der ePA, KI und IT-Sicherheit braucht es gut geschultes Fachpersonal. Dafür bedarf es einer Weiterentwicklung von Fortbildungsprogrammen für medizinische Fachkräfte.
Die Digitalisierung des Gesundheitswesens ist kein Selbstzweck – sie ist ein Instrument, um die Versorgung zu verbessern, Fachkräfte zu entlasten und die Gesundheitsversorgung in Niedersachsen zukunftsfähig zu gestalten.