Antrag: Internationalisierung der niedersächsischen Hochschulen voranbringen

Fraktion der SPD      

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen

 

Der Landtag wolle beschließen:

Entschließung

Die Internationalisierung der Hochschulen ist ein ganzheitlicher komplexer Prozess, der interkulturelle und globale Dimensionen in den Zielen der Hochschulen, der Hochschullehre, der Forschung und in den Servicefunktionen verankert. Bei der grenzüberschreitenden Hochschulbildung geht es in erster Linie um die Mobilität von Studierenden und Lehrenden, den Wissenschaftstransfer und Aspekte der länderübergreifenden Gestaltung der Curricula.

Ein weiterer Ansatz ist die "internationalisation at home" (Internationalisierung zu Hause). Ziel ist es, allen Studierenden, auch denjenigen, die während ihres Studiums keinen Auslandsaufenthalt absolvieren, durch die Integration internationaler Bezüge ins Curriculum und die Etablierung einer Lehr- und Lernkultur, die die zunehmende Heterogenität der Studierenden berücksichtigt, den Erwerb von internationalen und interkulturellen Kompetenzen zu ermöglichen. Diese Kompetenzen werden nicht nur für den Einstieg in den Arbeitsmarkt, sondern auch in einer internationaler werdenden Gesellschaft immer wichtiger.

Die Wissenschaftsministerinnen und Wissenschaftsminister von Bund und Ländern haben im Rahmen der 13. Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) am 12.04.2013 einstimmig eine Strategie für die Internationalisierung der Hochschulen in Deutschland beschlossen. In der gemeinsamen Zielvorstellung wird unter dem Punkt „Strategische Internationalisierung der einzelnen Hochschulen“ dargelegt, dass Bund und Länder die Hochschulen bei der Entwicklung hochschuleigener Internationalisierungsstrategien unterstützen. Die meisten niedersächsischen Hochschulen verfügen bereits über hoch-schuleigene Internationalisierungsstrategien bzw. arbeiten aktuell an entsprechenden Konzepten. Diese Aktivitäten gilt es weiter auszubauen und zu fördern. Zielsetzung soll dabei – selbstverständlich unter Respektierung der Autonomie der Hochschulen – insbesondere sein:

  • Steigerung der internationalen Attraktivität des Hochschulstandortes Nieder-sachsen
  • Etablierung einer Willkommenskultur durch Schaffung eines internationalen Campus an den Hochschulen
  • Weitere Internationalisierung von Studium und Lehre
  • Entwicklung interkultureller Lehr- und Lernkonzepte
  • Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen der Internationalisierung
  • Internationalisierung der Curricula und Ausweitung englischsprachiger Lehrangebote
  • Ausbau von Austauschprogrammen mit internationalen Partnern
  • Angebot von Studiengängen mit internationalen Abschlüssen
  • Ausbau der Unterstützung ausländischer Studierender z.B. durch Mentorenprogramme
  • Entwicklung von Maßnahmen gegen Diskriminierung
  • Stärkung der Forschung durch den Ausbau internationaler Forschungskooperationen und verstärkte Zusammenarbeit mit ausländischen Hochschulen
  • Gewinnung von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen aus dem Ausland

Die Landesregierung wird beauftragt, die niedersächsischen Hochschulen bei der Entwicklung und Umsetzung von Internationalisierungsstrategien zu unterstützen.

Dabei sollen unter Einbindung der Studierendenvertretungen und unter Berücksichtigung des Gleichstellungsgedankens Lehre und Forschung weiter internationalisiert und die Internationalisierungsstrategien der einzelnen Hochschulen besser vernetzt werden.

Zudem soll die Landesregierung im Rahmen eines Hochschulentwicklungsvertrages mit den niedersächsischen Hochschulen auch eine intensivere Internationalisierung auf Grundlage der von der GWK beschlossenen Strategie vereinbaren.

Begründung

Eine verstärkte internationale Ausrichtung unserer Hochschulen stärkt Lehre und Forschung in Niedersachsen und damit Niedersachsen als Wissenschaftsstandort. Die Unterstützung der Hochschulen bei der Erarbeitung und Umsetzung von Internationalisierungsstrategien durch das Land ist daher eine vordringliche Aufgabe.

Die Zusammenarbeit unserer niedersächsischen Hochschulen mit internationalen Partnern ermöglicht aber nicht nur den Austausch von Wissen und Erfahrungen, sondern steht auch für interkulturellen Dialog und Austausch. Hierfür benötigen die Studierenden die notwendigen Rahmenbedingungen auf vielen Rechtsgebieten wie bspw. dem Ausländerrecht, der Anerkennung von Bildungsabschlüssen, der mobilitätsfördernden Ergänzung der ländergemeinsamen Strukturvorgaben für die Akkreditierung von Bachelor- und Masterstudiengängen, bis hin zum Arbeitsrecht. Vom interkulturellen Austausch profitieren Wissenschaft und Gesellschaft gleichermaßen.

Die Internationalisierung unserer Hochschulen stärkt durch den Austausch von Wissen und Erfahrungen zudem unsere Wirtschaft, z.B. bei der Entwicklung von Zukunftstechnologien. Internationalisierung darf aber nicht nur als Wirtschaftsförderung begriffen werden, sondern soll im Austausch mit internationalen Partnern auch Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen wie z.B. den demographischen Wandel, die Klimaveränderungen und die zunehmende Individualisierung unserer Gesellschaft geben. Unter dem Gesichtspunkt der demokratischen Hochschule sollen die Studierendenvertretungen in die Umsetzung der Internationalisierungsstrategien miteinbezogen werden. Auf die Umsetzung gesetzlicher Vorgaben zur Gleichstellung ist zu achten.

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