Antrag: In zukunftsfähige Infrastruktur investieren: Wasserstofftechnologie und Windenergie an der Küste gemeinsam weiterentwickeln

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Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Hannover, den 07.09.04
Der Landtag wolle beschließen:
Entschließung
Der Landtag fordert die Landesregierung auf,
im Rahmen der "Landesinitiative Brennstoffzellen" mit den bisher in der Initiative schon vertretenen und neu zu gewinnenden Partnern aus Wirtschaft und Universitäten, einen Entwicklungsschwerpunkt "Wasserstoff aus Wind" mit praxistauglichen Forschungs- und Referenzprojekten zu setzen.
Die Ziele von "Wasserstoff aus Wind" sollen sein,
 die Nutzung der Windenergie an Niedersachsens Küste dadurch effektiver zu machen, dass die Weiterentwicklung von Technologien zur Zwischenspeicherung elektrischer Energie in Form von Wasserstoff und der Rückumwandlung über Brennstoffzellen und Blockheizkraftwerke vorangebracht wird. Damit sollen die in Starkwindzeiten an der Nordseeküste bzw. künftig auch offshore anfallenden Windenergie-Ertragsspitzen abgefedert und bedarfsgerecht als elektrische Energie ins Netz eingespeist werden können;
 nicht nur die im Küstenraum bereits vorhandene Kompetenz der Windenergiewirtschaft zu stärken, sondern die möglichen Synergien mit der zukunftsträchtigen Wasserstofftechnologie weiter zu entwickeln. Die Erprobung und der Alltags-Einsatz von Wasserstofftechnologie in Verbrennungsmotoren und Brennstoffzellen im Küstenraum soll die Energieversorgung von Wohnen und Gewerbe sinnvoll verknüpfen mit der Nutzung auf Schiff, Schiene und Straße;
 Lösungen für eine effiziente und CO2 neutrale Wasserstofferzeugung durch Windstrom, die bedarfsgerechte und wirtschaftliche Lagerung, sowie eine Infrastruktur zur Versorgung mit Wasserstoff in einer Modellregion für deren unterschiedliche Bedarfe zu entwickeln.
Die Nutzung des Windstromangebots direkt vor Ort soll auch dazu beitragen, den Neubau von zur Ableitung der steigenden Windstrommengen zukünftig notwendigen Kabeltrassen zu begrenzen.
Die Landesregierung ist bei der Entwicklung der Wasserstofftechnologie in erster Linie in der Funktion als Moderator, Koordinator und Motor gefordert. Die Finanzierung soll durch eine Bündelung der von der Landesregierung eingesetzten Mittel zur Brennstoffzellen- und Wasserstoffforschung mit Forschungsfördermitteln des Bundes, der europäischen Union und unter Beteiligung der jeweiligen Unternehmen ermöglicht werden. Insbesondere sollen für die EU-Initiative "Kick-Start to Hydrogen-Communities" die Beteiligung niedersächsischer Unternehmen von der Landesregierung angestoßen, koordiniert und die Erarbeitung von Förderanträgen unterstützt werden.
Begründung

Die Wasserstofftechnologie gehört nach Einschätzung vieler Fachleute zu den Erfolg versprechenden und wichtigsten Zukunftstechnologien für die energiehungrigen industrialisierten Nationen und ist damit besonders interessant für unseren hoch entwickelten und stark Export abhängigen Industriestandort. Nachdem die Entwicklungsarbeit zu Brennstoffzellenantrieben für den hochkomplexen Individualverkehr schon so weit gediehen ist, dass die ersten seriengefertigten Fahrzeuge voraussichtlich bereits in 5 Jahren auf den Markt gebracht werden, sind parallel zu diesem Technologiefortschritt auch für die erforderliche Infrastruktur und eine ökonomische Wasserstofferzeugung noch die nötige Entwicklungsarbeit und erste Praxiserfahrungen notwendig. Hervorragend geeignet für Praxiserprobungen erscheint die Kombination aus stationärer Nutzung in Wohnen und Gewerbe mit dem regelmäßigen Verkehr in einer eng umgrenzten Region mit großen Einheiten wie Schienenfahrzeugen oder Fährschiffen. Die Emissionen aus Diesel-Lokomotiven und Schiffs-Motoren beinhalten eine erhebliche Schadstofffracht, die durch regenerativ erzeugten Wasserstoff als Diesel Ersatzstoff in einem ersten Innovationsschritt bereits mit geringem Investitionsaufwand vollständig vermeidbar wären. In einem zweiten Schritt ist der vollständige Ersatz der Antriebsaggregate durch Brennstoffzellen und Elektroantriebe hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und Praxistauglichkeit zu erforschen.
Die Standorte, die diese Technologien in der Anwendung besonders schnell und erfolgreich vorantreiben, werden auch bei Produktion und Vermarktung die größten Chancen in der Zukunft haben.
In der Windenergie starken niedersächsischen Küsten-Region kommt als weiterer wichtiger Faktor bei der Erschließung zusätzlicher Synergien noch die Verknüpfung mit der effizienten Verwertung der unregelmäßig anfallenden großen Mengen von Windenergie hinzu. Hier bietet sich eine antizyklische Verwendung des Windstromes zur Wasserstoffproduktion an, um damit die ins Gesamtnetz eingespeiste Windenergie gleichmäßiger auf den Bedarf hin abstimmen zu können. Insbesondere in Starkwindzeiten soll der Windenergiestrom zur Herstellung von Wasserstoff zum Einsatz in Brennstoffzellen- oder konventionellen BHKWs genutzt werden. In die Wirtschaftlichkeitsberechnung sind die geringeren Durchleitungskapazitäten für überregionale Stromtrassen einzubeziehen, die durch diese Nutzungen der Windenergie am Erzeugungsstandort ermöglicht werden. Gerade im Umfeld der Windenergie-Offshore Häfen Cuxhaven oder Emden wäre eine solche zusätzliche Praxiserprobung ein wichtiger Beitrag für die zukünftige optimierte Nutzung der großen regenerativen Energiepotenziale an Niedersachsens Küsten.
Fraktionsvorsitzender

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