Pressemeldung Nr. 69 vom

Grüne gegen atomares Logistikzentrum in Würgassen:Standortauswahl nicht nachvollziehbar - Verfahren neu starten!

„Würgassen als Drehscheibe für Atommüll aus der ganzen Bundesrepublik wurde politisch, nicht fachlich fundiert ausgewählt.“

Darum geht es

Die Landtags-Grünen wollen die Benennung von Würgassen als Atommüll-Drehschreibe rückgängig machen. Der Bund soll das gesamte Verfahren neu starten. Dabei soll von Anfang an auf Transparenz und Öffentlichkeitbeteiligung gesetzt werden, das fordern die Grünen mit einem Landtagsantrag.

Das sagen die Grünen

Miriam Staudte, stellvertretende Fraktionsvorsitzende und atompolitische Sprecherin

„Würgassen als Drehscheibe für Atommüll aus der ganzen Bundesrepublik wurde politisch, nicht fachlich fundiert ausgewählt. Hier wurde ein Standort benannt, der gleich zwei der selbst gesteckten Mindestanforderungen nicht erfüllt: Die geplante Fläche liegt im Hochwasserrisikogebiet und die Bahnstrecke für die An- und Abtransporte ist lediglich eingleisig.

Das gesamte Verfahren muss neu aufgerollt werden. Zunächst muss mit Wissenschaft und interessierter Öffentlichkeit über die Gewichtung von Vergleichskriterien diskutiert werden. Nur wenn diese feststehen, kann eine nachvollziehbare Entscheidung getroffen werden. Es muss von Anfang an informiert und beteiligt werden. Zuallererst muss nachgewiesen werden, ob das Lager überhaupt nötig ist oder ob direkt von den bestehenden Zwischenlagern angeliefert werden kann. Mit dem geplanten Atom-Umschlagsplatz verdoppelt sich die Zahl der Atomtransporte bis zur Endlagerung, das widerspricht dem Minimierungsgebot des Strahlenschutzes.“

Christian Meyer, stellvertretender Fraktionsvorsitzender und regionaler Abgeordneter für die Region Holzminden

„Für Umweltminister Lies scheinen die nur 200 Meter vom potentiellen Atomstandort lebenden und wohnenden Menschen im Landkreis Holzminden nicht Teil von Niedersachsen zu sein. Auch die geplanten 10 Züge und Dutzenden LKW- Transporte pro Tag mit schwach und mittelradioaktiven Atommüll quer durch Niedersachsen scheinen der Landesregierung egal zu sein. Die Landesregierung muss sich daher im Sinne der parteiübergreifenden Kritik des Landkreises Holzminden für ein neues, faires und transparentes Auswahlverfahren stark machen.

Der Standort Würgassen ist ungeeignet, das geplante Lager für den schwach- und mittelradioaktiven Atommüll liegt in unmittelbarer Nähe zu Wohnbebauung in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen in einer militärischen Tiefflugzone. Das Weserbergland setzt auf naturnahmen Tourismus. Die niedersächsische Landesregierung muss hier im Sinne seiner Menschen vor Ort endlich Position beziehen, statt sich wegzuducken.“

Hintergrund

Im nordrhein-westfälischen Würgassen, unmittelbar an der Landesgrenze zu Niedersachsen, soll ein neues Atommüll-Zwischenlager entstehen. Das hat die Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) Anfang März verkündet.

Würgassen soll als Eingangslager für das geplante Endlager Schacht Konrad in Salzgitter dienen. Schwach- und mittelradioaktive Abfälle aus Zwischenlagern in der ganzen Bundesrepublik soll nach Würgassen transportiert werden. Geplant ist, die Abfälle dort in Chargen für den Weitertransport nach Schacht Konrad zusammenzustellen. Ein Teil der Atommüll-Behälter soll zu Prüf- oder Bearbeitungszwecken auch geöffnet werden. Die BGZ erwartet für Würgassen bis zu 20 LKW- und 10 Bahntransporte mit Atommüll täglich.

Das atomare Logistikzentrum soll auf dem Gelände des Atomkraftwerks Würgassen errichtet werden, das 1994 außer Betrieb genommen wurde. In dem alten Kraftwerksgebäude befindet sich derzeit ein Zwischenlager für kraftwerkseigene Atomabfälle.

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