Pressemeldung Nr. 11 vom

Miriam Staudte: Konventioneller Grünkohl vor dem Aus? Grüne: Ausweg sind kleinere Flächen und Bio-Anbau

Die Landesregierung feiert zwar gern traditionelle Grünkohl-Feste, schaut der wachsenden Grünkohl-Krise aber tatenlos zu. Nach unserer grünen Ansicht führt aus dieser Sackgasse der Weg nur über kleinere, wechselnde Anbauflächen und eine Offensive für den Bio-Anbau..“

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Darum geht’s

Niedersachsen gilt als Heimat des Grünkohls. Aus einer Antwort der Landesregierung an die Grünen geht jedoch hervor, dass der niedersächsische Grünkohl nicht nur immer stärker mit Pestiziden belastet ist, sondern auch die „in ihrem Anbau am stärksten gefährdete Kultur“ ist. Strategien dagegen nennt die Landesregierung allerdings nicht. Erste Betriebe hätten „den Anbau von Grünkohl aufgrund des hohen Schaderregerdrucks bereits aufgegeben.“ Die Zahl der Grünkohl-Betriebe in Niedersachsen sank demnach im letzten Erhebungszeitraum um 8 Prozent. Im Jahr 2018 fand das Landesamt für Verbraucherschutz (LAVES ) in drei von vier  Grünkohl-Proben Pestizid-Rückstände. Die Grünen haben mit einer Landtagsanfrage nachgehakt, wie die Landesregierung reagieren will.

Das sagen die Grünen

„Es zeigt sich, dass das Prinzip `Wachse oder Weiche´ beim Grünkohl an seine Grenzen gestoßen ist. Wenn immer weniger Betriebe immer größere Flächen bewirtschaften, verbessern sich damit auch die Bedingungen für Schädlinge wie Schildläuse. Dadurch ist immer mehr Grünkohl mit Pestizidrückständen belastet. Mittlerweile sind sogar vier von fünf der in Niedersachsen untersuchten Proben betroffen.

Die bewährte Alternative zu Spritzmitteln ist der Einsatz von Netzen, den viele kleine und mittlere Betriebe seit Jahren erfolgreich praktizieren. Fast die Hälfte aller Grünkohlbetriebe wirtschaften schon heute ökologisch und verzichten auf den Einsatz von Spritzmitteln. Sie sind meist klassische Mischbetriebe. Daher liegt der Anteil konventionellen Grünkohls in Niedersachsen bei fast 96 Prozent.

Auch der Grünkohl wird in den nächsten Jahren unter den Auswirkungen des Klimawandels zu leiden haben. Die letzten beiden Trockenjahre haben gezeigt, dass es ein weiter so nicht geben darf, ansonsten wird der Grünkohl in Niedersachsen wenig Zukunft haben. Die Landesregierung feiert zwar gern traditionelle Grünkohl-Feste, schaut der wachsenden Grünkohl-Krise aber tatenlos zu. Nach unserer grünen Ansicht führt aus dieser Sackgasse der Weg nur über kleinere, wechselnde Anbauflächen und eine Offensive für den Bio-Anbau..“

Hintergrund

Die Region um Vechta gilt als das größte Grünkohlanbaugebiet in Deutschland. Niedersachsenweit wurden 2018 fast 8.000t Grünkohl geerntet.

Grünkohl ist aufgrund der langen Standzeit sehr anfällig gegenüber Schaderregern wie der Kohlmottenschildlaus. Die trockene Witterung der letzten Jahre führte zu starkem Befall mit diesem Schädling, was insbesondere vor dem Hintergrund eines sich ändernden Klimas die Zukunftsaussichten des Grünkohls weiter verschlechtert.

In Niedersachsen waren im Jahr 2018 77,2 % aller untersuchten Grünkohl Proben mit Pestiziden belastet. Bio-Grünkohl wurde nur einmal beprobt. In dieser Probe fanden sich keine Rückstände.

Der Anteil der ökologisch wirtschaftenden Grünkohlbetriebe wächst und liegt jetzt bei 47% (in den Vorjahren bei 40%). Dennoch macht der Bioanbau nur 4% der Grünkohlanbaufläche (21 ha) aus.

Die Grünkohlsaison endet traditionell im März.

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