Krebsfälle in der Umgebung des Atommüllagers Asse

Stellungnahme des Fraktionsvorsitzenden der Landtagsgrünen Stefan Wenzel zu den jetzt bekannt gewordenen Zahlen über das erhöhte Auftreten von Krebsfällen in der Umgebung des Atommüllagers Asse:

Stellungnahme des Fraktionsvorsitzenden der Landtagsgrünen Stefan Wenzel zu den jetzt bekannt gewordenen Zahlen über das erhöhte Auftreten von Krebsfällen in der Umgebung des Atommüllagers Asse:

Die jetzt bekannt gewordenen Zahlen über das erhöhte Auftreten von Krebsfällen in der Umgebung des Atommülllagers Asse sind sehr Besorgnis erregend. Die Gefahr, dass Asse II gesundheitliche Risiken für die Anwohner und die Beschäftigten birgt, war nie auszuschließen. Deshalb haben wir schon in der Vergangenheit mit parlamentarischen Initiativen darauf hingewiesen.

Die jetzt vorliegenden Zahlen müssen umgehend und umfassende Untersuchungen nach sich ziehen, um die Ursachen der Häufungen zu klären und entsprechende Konsequenzen zum Schutz der Bevölkerung zu ziehen. Die Zahlen aus den Jahren 2002 bis 2008 lassen zudem vermuten, dass die Grenzwerte zum Schutz der Bevölkerung aktuell zu hoch sind. Darauf deuten auch die Ergebnisse der Kinderkrebsstudie hin.

 

Hier eine dpa-Meldung zum Thema (copyright dpa/lni)

Massiver Anstieg von Blutkrebs im Asse-Umfeld

Hannover (dpa/lni) - Im Umfeld des maroden Atommülllagers Asse bei Wolfenbüttel ist die Zahl der Blutkrebs-Erkrankungen massiv angestiegen. Zwischen 2002 und 2009 wurden in der Samtgemeinde Asse im Landkreis Wolfenbüttel 18 Fälle - 12 Männer und 6 Frauen - von Leukämie festgestellt. Dies geht aus einem Vermerk des niedersächsischen Sozialministeriums hervor, der der Nachrichtenagentur dpa am Donnerstag vorlag. Derzeit würden die Fälle noch überprüft - bis Mitte Dezember soll ein Bericht vorliegen.

"Eine Ursache dafür kann bisher nicht festgestellt werden", heißt es in dem Schreiben. Im Auswertungszeitraum würden die Neuerkrankungen konstant über dem Erwartungswert liegen. "Betrachtet man die Leukämie-Neuerkrankungen in der Samtgemeinde Asse, würde man einen Fall pro Jahr erwarten." Während bei Männern eine Verdoppelung der Leukämiefälle festgestellt wurde, zeigt sich bei den Frauen zudem eine Verdreifachung der Erkrankungsrate mit Schilddrüsenkrebs.

"Wir wissen aufgrund des vorhandenen und bislang ausschließlich anonymisierten Datenmaterials noch nicht, welchen Einfluss zum Beispiel Lebensalter und Berufstätigkeit auf Erkrankungen haben", sagte ein Sprecher des Sozialministeriums am Abend.

Das Ministerium setze darauf, dass der für die Gesundheitsvorsorge zuständige Landkreis Wolfenbüttel und das Bundesamt für Strahlenschutz die Menschen umfassend über die jüngsten Ergebnisse informieren. "Transparenz ist dabei oberstes Gebot." Die Landesregierung werde den Landkreis in allen Bemühungen um die zügige und ergebnisoffene Ursachenabklärung unterstützen.

Wegen der Fälle wurde im Landkreis Wolfenbüttel eine Ad-hoc-Arbeitsgruppe eingerichtet, der unter anderem Vertreter des Sozialministeriums, des Umweltministeriums, des Bundesamtes für Strahlenschutz, des niedersächsischen Landesgesundheitsamtes und des Epidemiologischen Krebsregisters Niedersachsen (EKN) angehören. Die Arbeitsgruppe will am nächsten Dienstag erstmals zusammenkommen.

Alle fünf Fraktionen im Landtag zeigten sich von den Ergebnissen betroffen. Sie seien ein Schock, sagte SPD-Fraktionschef Stefan Schostock. Die Diskussion um das marode Atommülllager habe damit eine neue Dimension erreicht. "Die Zahlen sind sehr besorgniserregend", betonte Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel. "Ich fordere eine umgehende und tabulose Aufklärung." Die Asse-Betreiber seien jetzt in der Pflicht nachzuweisen, dass die Krebsfälle nicht auf Wirkungen des Atommülls zurückzuführen sind, sagte Kurt Herzog (Linke).

Zurück zum Pressearchiv