Pressemeldung Nr. 11 vom

Geschlechtlich-sexuelle Vielfalt in der Schule:Julia Willie Hamburg: Landesregierung nimmt Diskriminierung von Jugendlichen nicht ernst

„Noch immer werden Schülerinnen und Schüler aufgrund ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität gemobbt. Es ist eine Schande, dass Jugendliche auch heute noch Angst vor einem Outing haben müssen.“

Darum geht’s

2014 hat der Landtag mit den Stimmen von SPD, Grünen und FDP einen Antrag zum Umgang mit der Vielfalt sexueller und geschlechtlicher Identitäten in den Schulen beschlossen. Das Kultusministerium hat diesen in den allermeisten Punkten nicht umgesetzt und zeigt sich weiterhin ambitionslos. Das geht aus der Antwort auf eine Landtagsanfrage der Grünen hervor, die jetzt vorliegt. Dabei belegen Studien, dass Mobbing und die Angst vor einem Outing auch heute noch zu Depressionen, Angstzuständen und Selbstmord führen.

Das sagen die Grünen

Julia Willie Hamburg, schulpolitische Sprecherin

„Noch immer werden Schülerinnen und Schüler aufgrund ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität gemobbt. Es ist eine Schande, dass Jugendliche auch heute noch Angst vor einem Outing haben müssen. Die Landesregierung nimmt dieses Problem nicht ernst, im Gegenteil: Der Beschluss des Landtages, dieser Diskriminierung durch gezielte Maßnahmen zu begegnen, scheint für die GroKo nur anstrengende Pflichtlektüre zu sein.“

„Minister Tonne macht es sich zu einfach damit, auf die Eigenverantwortlichkeit der Schulen zu verweisen. Für das Land bestehen viele Handlungsmöglichkeiten, die jedoch ungenutzt bleiben: Derzeit gibt es für Lehrkräfte keine Fortbildungsangebote, keine Anlaufstelle und Schulen haben keine Ansprechperson für auftretende Fragen und Probleme. Das ist absolut ungenügend. “

„Tonnes Aufgabe ist es, klare Maßgaben für den Umgang mit der Verschiedenheit sexueller Identitäten zu formulieren und die Schulen aktiv dabei zu unterstützen, queere Jugendliche vor Diskriminierung zu schützen. Auch die Schulbuchverlage muss Minister Tonne endlich in die Pflicht nehmen, die Vielfalt sexueller und geschlechtlicher Identitäten in Lehrmaterialien angemessen abzubilden. Doch getan hat sich nichts. Der Wille zur Bekämpfung von Diskriminierung von Schwulen, Lesben, Trans- und intersexuellen Menschen darf kein Lippenbekenntnis bleiben!“

Zum Hintergrund

Im Dezember 2014 hat der niedersächsische Landtag den Antrag Schule muss der Vielfalt sexueller und geschlechtlicher Identitäten gerecht werden – Persönlichkeitsentwicklung der Kinder und Jugendlichen fördern – Diskriminierung vorbeugen mit den Stimmen von SPD, GRÜNE und FDP beschlossen.

Die Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage von den Grünen macht deutlich, dass dieser Beschluss von der Landesregierung in fast keinem Punkt umgesetzt wurde:

  • Im Vorbereitungsdienst werden die Lehrkräfte nur allgemein auf den Umgang mit der Heterogenität der Schülerschaft vorbereitet, nicht jedoch gezielt auf den Umgang mit der Diskriminierung von queeren Jugendlichen.
  • In den Kerncurricula wird das Thema vor allem den Fächern Biologie und Werte und Normen zugewiesen. In den gesellschaftskundlichen Fächern und im Fach Deutsch werden keine Kompetenzerwartungen formuliert.
  • Die Landesregierung setzt sich nicht bei den Verlagen dafür ein, das Thema „Vielfalt sexueller Identitäten“ in den Schulbüchern zu berücksichtigen und z.B. in den Lesebüchern verschiedene Familienformen und sexuelle Orientierungen darzustellen.
  • Die Schulen werden nicht dabei unterstützt, das Thema „Vielfalt sexueller Identitäten“ in ihren Schulprogrammen aufzunehmen oder gezielte Anti-Mobbing-Konzepte gegen die Diskriminierung queerer Jugendlicher zu entwickeln. Die Landesregierung benennt keinerlei spezifische eigene Beratungs- und Unterstützungsangebote für die Lehrkräfte, sondern verweist lediglich auf das Projekt SCHLAU.
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