Pressemeldung Nr. 78 vom

Inklusive Schulen werden benachteiligt:Julia Hamburg: Zu wenig Sonderpädagogen an allgemeinbildenden Schulen – Minister Tonne behindert Inklusion

„Es ist eine klare Politik gegen die Inklusion, wenn die Landesregierung Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt Lernen fortführt, während zugleich inklusive Schulen ganz besonders im Sekundarbereich mit völlig unzureichender sonderpädagogischer Expertise auskommen müssen.“

Darum geht’s

Durch einen Streik an der Alexanderschule in Wallenhorst wurde bekannt, dass zum kommenden Schuljahr in großem Umfang Sonderpädagogik-Lehrerstunden von inklusiven Schulen abgezogen werden sollen. Julia Hamburg (Grüne) hat dazu jetzt eine Anfrage an die Landesregierung gestellt.

Das sagen die GRÜNEN

Julia Hamburg, schulpolitische Sprecherin

„Es ist eine klare Politik gegen die Inklusion, wenn die Landesregierung Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt Lernen fortführt, während zugleich inklusive Schulen ganz besonders im Sekundarbereich mit völlig unzureichender sonderpädagogischer Expertise auskommen müssen. Und das obwohl zwei Drittel der Förderschulen nicht einmal die geforderten Mindestschülerzahlen erreichen. Darüber hinaus ist es unverantwortlich, dass das Kultusministerium trotz des großen Mangels die berufsbegleitenden sonderpädagogischen Qualifizierungsmaßnahmen für Lehrkräfte gestrichen hat. Eine solche Politik ist blanker Hohn gegenüber den Betroffenen.“

„Der Streik an der Alexanderschule in Wallenhorst zeigt einen gefährlichen Trend auf: Mit der bekannt gewordenen Prioritätensetzung bei der Verteilung der knappen Sonderpädagogen-Stunden werden die inklusiven Schulen gegenüber den Förderschulen deutlich benachteiligt. Sollte diese Schwerpunktsetzung so durchgezogen werden, fährt Kultusminister Tonne die Inklusion an die Wand. Sein Bekenntnis für die Inklusion wird zum Lippenbekenntnis, wenn er den inklusiven Schulen die notwendigen Ressourcen entzieht. Mit so einer schlechten Versorgung können die Schulen nicht arbeiten.“

„Es ist nicht möglich, Kinder mit körperlicher oder geistiger Behinderung in einer inklusiven Schule ausreichend zu fördern, wenn ausgebildete Sonderpädagog*innen dafür nur eine oder sogar gar keine Stunde pro Woche ein*e zur Verfügung stehen. Wenn schon der Mangel an Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen nicht kurzfristig behoben werden kann, dann muss er gerecht verteilt werden.“

Zum Hintergrund

Anlässlich des Schulstreiks an der Alexanderschule in Wallenhorst wurde bekannt, dass die Landesregierung in erster Priorität die Förderschulen mit Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen versorgt, in zweiter Priorität die Grundschulen und erst in dritter Priorität die inklusiven Schulen im Sekundarbereich. Während Förderschulen immerhin zu 95% versorgt werden, werden den inklusiven Schulen nur für ca. 40% der ihnen für sonderpädagogische Unterstützung zustehenden Stunden Sonderpädagog*innen zugewiesen.

Nach der Schulgesetzänderung von 2018 führt das Land Niedersachsen 51 Förderschulen mit dem Schwerpunkt Lernen fort, obwohl 33 von diesen Schulen nicht einmal die Mindestschülerzahl von 13 Kindern pro Jahrgang erreichen. Das geht aus der Antwort der Landesregierung vom 3.12.2018 auf eine Anfrage der Grünen hervor.

Dazu hat die schulpolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Julia Hamburg, eine Anfrage zur Verteilung der Sonderpädagog*innen auf inklusive Schulen und auf Förderschulen an die Landesregierung eingereicht.

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