Pressemeldung Nr. 388 vom

Konzept für gesicherten Übergang aus der Schule in Berufsausbildung vorgelegt:GRÜNE fordern Ausbildungsplatzgarantie

Die Landtagsgrünen haben ein Konzept vorgelegt, nach dem allen Jugendlichen spätestens ein halbes Jahr nach Verlassen der allgemeinbildenden Schule der Einstieg in eine Berufsausbildung garantiert werden soll. Primat habe weiterhin eine Ausbildung im Dualen System, so Ina Korter.

Die Landtagsgrünen haben ein Konzept vorgelegt, nach dem allen Jugendlichen spätestens ein halbes Jahr nach Verlassen der allgemeinbildenden Schule der Einstieg in eine Berufsausbildung garantiert werden soll. „Obwohl die Schülerzahlen zurückgehen, ist die Zahl der Jugendlichen in Niedersachsen, die zum Beginn des Ausbildungsjahres 2012 keinen Ausbildungsplatz gefunden hatten, nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit gegenüber dem Vorjahr um 4,7 Prozent auf 11.322 gestiegen“, sagte die schulpolitische Sprecherin Ina Korter am Donnerstag (heute) in Hannover. „Das ist nicht nur fatal für die Zukunftsplanung der betroffenen jungen Menschen. Das kann sich unsere Gesellschaft auch angesichts des absehbaren Fachkräftemangels einfach nicht leisten.“

Primat habe weiterhin eine Ausbildung im Dualen System, sagte die Grünen-Politikerin. „Jugendliche, die keinen betrieblichen Ausbildungsplatz erhalten, dürfen aber nicht weiter in Warteschleifen geschickt  werden. Dort verlieren sie nicht nur wertvolle Zeit, sondern häufig auch ihre Motivation“.

Das Konzept der Grünen, das als Antrag in das kommende Plenum eingebracht wird, greift die Erfahrungen des „Hamburger Modells“ auf und sieht vor, dass allen Jugendlichen ein geeignetes Angebot gemacht wird. Dazu bedarf es gemeinsamer Anstrengungen von Berufsbildenden Schulen und ausbildender Wirtschaft, damit mehr junge Menschen eine gute Ausbildung erhalten. Die wesentlichen Eckpunkte sind:

  • Jugendlichen, die trotz mehrfacher Bewerbung keinen Ausbildungsplatz erhalten, soll innerhalb eines halben Jahres von den berufsbildenden Schulen ein Berufsqualifizierungsangebot gemacht werden, das sich an den Anforderungen des ersten Ausbildungsjahres orientiert, das in Kooperation mit Betrieben starke berufspraktische Anteile umfasst und das möglichst unter Anerkennung der erbrachten Leistungen einen zügigen Übergang in die duale Ausbildung sicherstellen soll. Nur wenn dieser Übergang nicht gelingt, soll die Ausbildung in der berufsbildenden Schule oder bei einem Bildungsträger fortgesetzt und mit einer Kammerprüfung abgeschlossen werden. Diese Maßnahme wird als Weiterentwicklung der jetzigen Einjährigen Berufsfachschule vorgeschlagen.
  • Jugendlichen, deren Ausbildungsreife noch nicht für eine betriebliche Berufsausbildung reicht, wird von den berufsbildenden Schulen ein Ausbildungsvorbereitungsangebot gemacht, das ebenfalls zu einem großen Anteil in einem Betrieb oder einer überbetrieblichen  Ausbildungswerkstatt stattfindet. Einzelne Qualifizierungsbausteine werden zertifiziert und sind auf die weitere Ausbildung anrechenbar. Das Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) und die Berufseinstiegsklassen (BEK) sollen dafür zusammengefasst und weiterentwickelt werden.
  • Jugendliche, die mit Angeboten der Regelschulen nicht mehr erreicht werden können, sollen einen Platz in einer Produktionsschule oder einer Jugendwerkstatt erhalten; diese Einrichtungen vergeben ebenfalls eine Bescheinigung über die individuellen Qualifikationen und bieten die Vorbereitung auf einen Schulabschluss an.

Damit der Einstieg in die Berufsausbildung gelingt, sollen die Jugendlichen durch professionelle Berufsqualifizierungsbegleiterinnen und –begleiter unterstützt werden, forderte die Grünen-Politikerin. Schon in den allgemeinbildenden Schulen des Sekundarbereichs solle die Berufs- und Studienorientierung mit Berufswegeplanung und Berufseinstiegsbegleitung flächendeckend ausgebaut werden. Es gebe bereits eine Vielzahl guter Ansätze, die bislang aber häufig auf Modellprojekte beschränkt seien.

Korter: „Niemand darf verloren gehen – dieses Motto muss ganz besonders für den Übergang in die berufliche Ausbildung gelten. Hierfür müssten das Land und die Schulen mehr Verantwortung übernehmen.

Das Konzept der Grünen enthält zudem Vorschläge, wie die berufliche Bildung angesichts des demografischen Wandels auch in der Fläche sichergestellt werden soll. „Das Land muss die Kommunen als Schulträger dabei unterstützen, Kooperationsverbünde zu bilden, um die wichtigsten Angebote der beruflichen Bildung auch in ländlichen Regionen aufrecht zu erhalten. Auch bei der Klassenbildung ist mehr Flexibilität nötig“, sagte die Grünen-Politikerin. „Berufliche Grundbildung muss für die jungen Auszubildenden auch erreichbar sein, sonst werden ganze Berufsgruppen abgewählt“.

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