Fitness-Erfassung durch Kultusminister „sportpädagogisch fragwürdig und Problem für den Datenschutz“ - GRÜNEN-Aktion fragt nach „Kabinett in Turnhosen“

Die Landtagsgrünen haben den von Kultusminister Bernd Busemann für alle niedersächsischen Schüler verordneten Fitnesstest als „sportpädagogisch fragwürdig und Problem für den Datenschutz“ bezeichnet.

Die Landtagsgrünen haben den von Kultusminister Bernd Busemann für alle niedersächsischen Schüler verordneten Fitnesstest als "sportpädagogisch fragwürdig und Problem für den Datenschutz" bezeichnet. Bei einer Aktion am Montag (heute) vor dem Kultusministerium in Hannover verwies die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Ina Korter auf die Kritik von Elternvertretern, Lehrern, aber auch Sportwissenschaftlern und Datenschützern. Die Grünen-Politikerin bezeichnete Busemanns Aktion als "statistikbornierte Sandsackhüpferei".


Korter: "Solche Ideen entstehen oft in der schlechten Luft von zu vielen und zu langen Sitzungen. Wo bleibt das gute Vorbild? Niemand kennt das Kabinett in Turnhosen."

Die Grünen haben den Mitgliedern der Landesregierung einen selbst erarbeiteten "Erfassungsbogen" zugestellt, der mittels Angaben über die Häufigkeit der Teilnahme an "bewegungslosen Veranstaltungen" Daten für eine "Sitzfett-Landkarte Niedersachsen" liefern soll.

Korter_Fitnesslandkarte
Zwar sei das Ziel, die körperliche Fitness von Schülern zu steigern, begrüßenswert. Es müsse jedoch bezweifelt werden, ob die auf einem mindestens zehn Jahre alten Konzept beruhenden Übungen zur Motivation der Beteiligten beitragen würden. Zudem würde die Auflistung von Rumpfbeugen und Säckchenwerfen nichts an der unzureichenden Situation des Sportunterrichts ändern. "Viele Stunden fallen aus, es gibt zu wenig Fachlehrer und allzu oft mangelt es an moderner Ausstattung", sagte die Grünen-Politikerin.

Busemanns Aktion sei ein persönliches "Prestigeprojekt", das, verschärft durch den enormen Zeitdruck, die Schulen mit bürokratischem Aufwand strapaziert.

Es sei unakzeptabel, dass der Kultusminister die datenschutzrechtlichen Bedenken vieler Eltern nicht ernst nimmt. Insbesondere sei nicht ausreichend geklärt, welche Daten den Sponsoren der Maßnahme zugänglich gemacht würden.

Dass der Auftrag für die Auswertung, die das Land über drei Jahre hinweg jährlich 240.000 Euro kostet, ohne Ausschreibung an das von Busemanns Parteikollegen Kuno Winn geleitete WIAD-Institut ging, sei ebenfalls kritisch zu bewerten.

Korter zeigte sich erfreut, dass viele Elternräte sich protestierend an das Ministerium und den Datenschutzbeauftragten gewandt hätten, und viele Eltern die Datenerfassung ihrer Kinder ablehnten.
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