Interessen von Kinder müssen endlich Vorrang bekommen :Bajus: „Land muss kinder- und jugendpsychatrische Versorgung sicher stellen“

Wir brauchen jetzt eine Stärkung der Kinder- und Jugendarbeit in Niedersachsen. Die Corona-Programme von Bund und Land für Kinder und Jugendliche sind zu sehr auf Nachholen von Unterrichtsstoff und viel zu wenig auf die psychische und seelische Entwicklung von Kindern orientiert.

Kinder und Jugendliche leiden besonders unter den Folgen der Corona-Pandemie. Das zeigen Forschungsergebnisse, die Expert*innen aus Medizin und Soziologie am Montag (4. Oktober) auf einer Pressekonferenz mit Wissenschaftsminister Thümler vorgestellt haben. Neben den medizinischen Folgen der Erkrankung stehen dabei vor allem die psychosozialen Auswirkungen im Fokus. Den Ergebnissen zufolge könnten bis zu  20 Prozent eines Jahrgangs infolge der Pandemie von der normalen Entwicklung abgehängt werden.

Volker Bajus, sozialpolitischer Sprecher der Grünen im Landtag:

Ich erwarte von der Landesregierung, das sie aus den Erkenntnissen schnell Konsequenzen zieht. Wir brauchen jetzt eine Stärkung der Kinder- und Jugendarbeit in Niedersachsen. Die Corona-Programme von Bund und Land für Kinder und Jugendliche sind zu sehr auf Nachholen von Unterrichtsstoff und viel zu wenig auf die psychische und seelische Entwicklung von Kindern orientiert. So sind für entsprechende Jugendarbeit und Freizeitangebote nur 15 Prozent der Gesamtsumme vorgesehen, das sind gerade mal rund 25 Euro pro Kind – das ist viel zu wenig!

Die Landesregierung muss hier deutlich stärker einsteigen. Dringend sind Angebote für benachteiligte Kinder und Jugendliche und arme Familien. Für sie hat sich die soziale Ungleichheit in Niedersachsen verschärft – hier muss die Landesregierung entschlossener gegensteuern. Der Ausbau der multiprofessionellen Teams und Sozialarbeit in den Schulen steckt immer noch in den Anfängen.

Dramatisch ist auch die Unterversorgung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Monatelange Wartezeiten sind Kindern und jungen Menschen nicht zuzumuten und gefährden die Gesundheit von Kinderseelen. Hier muss an den Hochschulen deutlich mehr ausgebildet und zusätzliche Angebote geschaffen werden.

Die Interessen von Kindern und Jugendliche sind in der Pandemie viel zu wenig beachtet worden. Vor allem die psycho-soziale Situation wurde ausgeblendet. Kita, Schule, Sportvereine und Freizeittreffs haben wichtige stabilisierende und entwicklungsfördernde Funktionen; insbesondere für Kinder in schwierigen sozialen Situationen. Das hat die Pandemiepolitik bislang zu wenig gesehen.

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