Liebe Freundinnen und Freunde,
bis ins niedersächsische Parlament und in die Fraktion wieder der Alltag einzieht, dauert es noch eine Weile. Jetzt ist die Zeit, in der alle ihre Rolle finden müssen. Und das ist für uns gar nicht so einfach.
Bis vor Kurzem haben wir noch gemeinsam mit der SPD Projekte für Niedersachsen vorangebracht, die zum Teil auch weiter laufen. Wir haben uns im Wahlkampf für Rot-Grün ausgesprochen. Und, das darf man nicht vergessen: Es sind enge Arbeitsbeziehungen und manchmal auch Freundschaften entstanden. Jetzt sind wir in der Opposition und kritisieren unsere vormaligen Partner, wenn es notwendig ist. Als ich heute am Rednerpult stand, um auf die erste Regierungserklärung des neuen und alten Ministerpräsidenten Weil zu antworten, merkte ich: Persönliche Sympathie ist die eine Sache, kritische Opposition die andere.
Seit letzter Woche liegt der Koalitionsvertrag der Groko vor. Inhaltlich macht uns die neue Koalition den Trennungsprozess nicht schwer. Zwar wird an vielen Stellen die rot-grüne Politik fortgeführt – was uns freut und zum Teil auch erstaunt. An anderen Stellen aber ist der Einfluss der CDU deutlich sichtbar. Zwar wird die SPD weiter den Innenminister stellen, die Schärfe der innen- und sicherheitspolitischen Maßnahmen scheinen jedoch eher auf’s Konto des Koalitionspartners zu gehen. Wir werden genau beobachten, ob SPD und CDU die Bürgerrechte einschränken werden – oder ob sie vor allem auf Symbolpolitik setzen werden. Einen Hinweis auf den neuen Ton gibt schon die Tatsache, dass SPD und CDU im Koalitionsvertrag meinten betonen zu müssen, dass sie Schariagerichte in Niedersachsen nicht dulden werden. Niemand tut das. Ich weiß nicht, welchen Zweck eine solche Aussage hat.
Erfreulich in diesem Plenum war die Wahl von Meta Janssen-Kucz zur stellvertretenden Landtagspräsidentin. Nicht nur werden die Grünen nun im Präsidium würdig vertreten sein. Während das Kabinett und der Landtag insgesamt in Sachen Frauenquote beschämend altmodisch daher kommt, sitzen im Präsidium nun drei Frauen und zwei Männer. Von solchen Signalen würde ich gern mehr sehen. Herzlichen Glückwunsch an Meta!
Es grüßt Euch
Eure Anja
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