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Wiesen & Weiden in Niedersachsen nutzen und schützen

Grünlandtagung in Leer am 13. Mai 2017

Mit der Bewirtschaftung von Grünland erbringen Weidetierhalterinnen und – halter in Niedersachsen einen wichtigen Beitrag zum Erhalt von Natur und Landschaft. Gleichzeitig wächst jedoch die Herausforderung, ökonomische und ökologische Ziele der Grünlandnutzung miteinander in Einklang zu bringen, denn die Situation am Milchmarkt ist nach wie vor angespannt.  Wie können die wertvollen Leistungen einer nachhaltigen Grünlandnutzung wie der Artenerhalt, der Grundwasserschutz und der Klimaschutz gestärkt werden? Welche Rahmenbedingungen braucht die Weidehaltung? Was muss Politik aus Sicht der Landwirtschaft und des Naturschutzes leisten, um die Grünlandnutzung wirtschaftlich und ökologisch zukunftsfähig zu machen? Diese und weitere Fragen wurden im Rahmen der Grünlandtagung am 13. Mai 2017 im Miniaturland in Leer diskutiert.

Begrüßung – Anja Piel, Fraktionsvorsitzende

Anja Piel, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90 / Die Grünen im Niedersächsischen Landtag, begrüßt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Sie weist in Ihrer Begrüßungsrede darauf hin, dass Landwirte durch Erhalt und Nutzung des Grünlands wichtige Leistungen für den Erhalt der Kulturlandschaft erbrächten. Gerade vor dem Hintergrund es alarmierenden Artenschwundes, gewinne der Erhalt geeigneter Grünlandlebensräume viele Arten besondere Bedeutung. Diese Ansprüche konkurrierten jedoch mit einem erhöhten Nutzungsdruck, den es zu entschärfen gelte. Verschiedene Maßnahmen seien auf den unterschiedlichen Ebenen auf den Weg gebracht worden. Maßnahmen, wie z.B. die novellierte Dünge-VO, bräuchten jedoch auch Zeit, um ihre Wirksamkeit zu entfalten. Anja Piel betont, Grüne ignorierten die großen Herausforderungen, denen Landwirte aufgrund unterschiedlichster Ansprüche an ihre Flächen ausgesetzt seien, nicht, sie wollen den Dialog. Genau dies sei auch Anlass der Tagung. Anja Piel stellt die Vertreterinnen und Vertreter aus Landwirtschaft und Naturschutz vor, die zu den Herausforderungen und Maßnahmen einer wirtschaftlich- und naturschutzverträglichen Grünlandnutzung im Zuge der Tagung vortrugen.

Begrüßung – Hans-Joachim Janßen, agrarpolitischer Sprecher

Hans-Joachim Janßen, Sprecher für Agrarpolitik und Naturschutz, stellt die Bedeutung von Regionen wie Ostfriesland oder auch der Wesermarsch für die Erhaltung des Grünlandes heraus. Mit der Devise nutzen und schützen leiste die Grünlandwirtschaft einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Allgemeingüter. Für den Artenschutz oder auch den Wasserschutz sei jedoch auch die Intensität der Nutzung entscheidend. Während manche Arten mit einer intensiven Nutzung des Grünlands gut zurecht kämen, sei dies gerade für viele bedrohte Arten wie z.B. Wiesenbrüter schwieriger. Welche Voraussetzungen Landwirte bräuchten, um den Ansprüchen des Naturschutzes, der Gesellschaft aber auch der eigenen wirtschaftlichen Existenzfähigkeit gerecht zu werden, solle hier diskutiert werden, schließt Hans-Joachim Janßen und stellt den Moderator, Dr. Arno Krause, vom Grünlandzentrum Niedersachsen-Bremen vor.

„Grünlandnutzung im Spannungsfeld – Wirtschaftliche, ökologische und gesellschaftliche Herausforderungen einer zukunftsfähigen Grünlandnutzung“ – Dr. Arno Krause, Grünlandzentrum Niedersachsen-Bremen

Dr. Arno Krause erläutert die vielfältigen Ansprüche an Grünland, das Funktionen als Wirtschafts- und Ernährungsgrundlage, des Naturhaushaltes (Lebensraum für Arten, Wasserregulation, Bodenschutz, Klimaschutz) erfüllt und einen besonderen Wert für die Kulturlandschaft erfüllt. Gesellschaftlich gewollt ist vor allem, dass die Kuh auf der Weide steht. Die Weidehaltung sei für Milchviehhalterinnen und –halter vor allem dann rentabel, wenn Protein- und Energiegehalt im Gras stimmen. Hierbei spielten auch Standortunterschiede und die Weidepflege eine Rolle. Der höchste Anteil der niedersächsischen Moore liege unter Grünland und würde überwiegend intensiv genutzt. Hierin liegt eine besondere Relevanz für den Klimaschutz, denn entwässerte Moore emittieren große Mengen klimaschädlicher Treibhausgase. Ein höherer Wasserstand sei zur Verminderung dieser Treibhausgasquelle vielerorts erforderlich, führe aber zu Bewirtschaftungsproblemen. Nicht für alle Betriebe ist eine damit verbundene Extensivierung eine akzeptable Lösung.

Hinsichtlich des Artenschutzes lägen besondere Spannungsfelder im Wiesenvogelschutz und im Gänsemanagement. Sorgen bereite vielen Landwirten auch der Wolf, obgleich dieser sich in Ostfriesland und Wesermarsch bislang nicht angesiedelt habe. Im Bereich des Wasserschutzes spielten die Wasserrahmenrichtlinie, die Nitratrichtlinie oder die Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie eine Rolle für die Grünlandwirtschaft. Letztere sei auf Binnengewässer mit entsprechenden Stickstoff- und Phosphorobergrenzen ausgeweitet worden und daher auch für Grünlandflächen relevant.

Weidetierhaltung ist gesellschaftlich gewollt, immer mehr Kühe werden jedoch im Stall gehalten – Tendenz steigend. Vor dem Hintergrund einer artgerechten Haltung haben die Niederlande 1998 für die Milchviehhaltung das Leitbild der weidenden Kuh festgelegt. Über eine verpflichtende Weidehaltung werde jedoch parteiübergreifend gestritten. In Schweden gäbe es mit dem neuen Tierschutzgesetz seit 1988 ein Pflichtweideprogramm. Über die Initiative „Mjölkkronan“ zahlen schwedische Verbraucherinnen und Verbraucher einen Mehrpreis für die Weidehaltung, es sei denn, sie widersprechen dem an der Kasse. Darüber werden beträchtliche Zusatzsummen eingenommen, die den Weidtierhalterinnen und –haltern zur Verfügung stehen. Dr. Krause schließt seinen Vortrag mit dem Fazit, dass die Umsetzung einer guten Grünlandnutzung eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung darstelle, die alle beträfe.

Vortrag Dr. Arno Krause

Nutzen und Herausforderungen einer zukunftsfähigen Grünlandwirtschaft aus Sicht der Milchviehhalter – Peter Habbena, Milchviehhalter und BDM

Peter Habbena berichtet stellvertretend für den BDM über die Herausforderungen der Milchviehalter. Er betont, dass er als Milchviehhalter in einem kapitalistischen System gewinnorientiert arbeiten müsse. Für viele Landwirte gehören Rinder zum Betrieb, auch wenn Ackerbau häufig praktikabler sei. Auch wenn er konventionell wirtschafte habe er viele Arten auf seinem Grünland und schütze diese auch. Er mähe z.B. erst, nachdem die Vögel geschlüpft seien. Starre naturschutzfachliche Vorgaben machten Landwirten den Schutz aber nicht immer einfach. Slogans wie die von Umweltministerin Hendricks trügen dazu bei, das Image von Landwirten in der Gesellschaft zu verschlechtern. Er möchte den Dialog mit den Verbraucher*innen suchen, aber gesellschaftliche Anforderungen seien auch nicht alles. Auch wenn er Kritik an den Praktiken mancher Landwirte übe, sollten sich die Menschen darüber bewusstwerden, wie arbeits- und kostenintensiv die Landwirtschaft sei. 

Nutzen und Herausforderungen einer zukunftsfähigen Grünlandwirtschaft aus Sicht des Artenschutzes – Biodiversitätsstrategien“ – Gisela Wicke, NLWKN

Gisela Wicke, Geschäftsbereichsleiterin der Abteilung "Regionaler Naturschutz“ des NLWKN betont die Wichtigkeit der Kooperation mit den Landwirten im Naturschutz.  Naturschutz sei nicht einfach stilllegen, sondern man versuche, naturschutzfachliche Lösungen mit den Landwirt*innen gemeinsam zu erreichen. Grünlandbewirtschaftung erbringe ökonomische und ökologische Leistungen. Auch für Erholungssuchende habe die Grünland-geprägte Kulturlandschaft einen besonderen Wert. Seit Anfang der 70er Jahre sei es jedoch zu Dauergrünlandverlusten von ca. 40% gekommen. Nicht nur der absolute Anteil an Grünland habe abgenommen, auch die Vielfalt an Grünlandtypen habe sich verringert mit entsprechenden Verlusten der daran gebundenen Tier- und Pflanzenarten. So habe man einen starken Rückgang des artenreichen Feuchtgrünlands sowie des extensiv genutzten Grünlands zu verzeichnen. Auch der Anteil an Wiesenvögeln sei dramatisch gefallen. Der überwiegende Anteil des Grünlands sei heute eher artenarm. Durch den Fokus auf eiweißreiche Gräser seien Wiesenkräuter zurückgegangen. Dies führe zu einem geringeren Insektenanteil. Vor diesem Hintergrund stelle der Erhalt des Dauergrünlandes und die Schaffung ökonomischer Grundlagen für die Grünlandnutzer*innen eine besondere Herausforderung dar. Mit einer integrierten Produktion könnten artenreiche Wiesen und Tierproduktion mit einander vereinbart werden. Fütterungsversuche mit dem Heu extensiv genutzter Flächen hätten gute Ergebnisse erbracht bei Jungrindern, Trockenstehern und laktierenden Kühen. Die Tiergesundheit habe zugenommen und die Tierarztkosten abgenommen. Wichtig für die Umsetzbarkeit von Naturschutzkonzepten auf Grünland sei jedoch eine gute Gebietsbetreuung und Einzelberatung sowie eine Qualifizierung der landwirtschaftlichen Berater*innen. Förderprogramme müssten gut ausgestattet werden. Dies mit dem PFEIL-Programm seit 2015 in dieser Förderperiode schon recht gut gelungen. Auch gäbe es die Möglichkeit, erfolgsorientierter und damit flexiblerer Maßnahmen, wie Gisela Wicke an dem Beispiel der Blumenwiesen-Förderung vorstellt. Das Ziel, den ökonomischen und ökologischen Nutzen der Grünlandbewirtschaftung in der Rhumeaue (Kooperation mit Landvolk, Gemeinden, Erzeuger*innen, Naturschutz) zu erhöhen, wird durch ein Projekt im Rahmen des EU-Programms „Landschaftspflege- und Gebietsmanagement“ gefördert.

In der anschließenden Diskussion erläutert ein Landwirt die Skepsis mancher Landwirte vor der Zusammenarbeit mit naturschutzfachlichen Institutionen. Landwirte hätten Angst, Arten / Naturschutzflächen zu melden, weil sie damit verbundene Bewirtschaftungseinschränkungen befürchteten. Er forderte, mehr Kompetenz in die Orte und Regionen zu verlagern und lokale Akteure zu ermächtigen, Gelege zu zählen. Auch das Problem der Gänsefraßschäden wurde diskutiert. Die Unterstützung und Förderprogramme erbrächten nicht ausreichend Entschädigung. Eine Vertiefung der Gänsethematik wurde auf die Podiumsdiskussion verlegt.

Vortrag Gisela Wicke

Was kann Politik leisten? Handlungsstrategien und Maßnahmen des Niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums – Christian Meyer, Niedersächsischer Landwirtschaftsminister

„Milchkühe sind mindestens so systemrelevant wie Banken und müssen gerettet werden!“ leitet Christian Meyer, niedersächsischer Landwirtschaftsminister seinen Redebeitrag ein. Während es in Bayern vor allem Anbindehaltung gäbe, sei Niedersachsen das Land mit der meisten Weidehaltung. Dies solle auch so bleiben. Die Förderung für Grünland wurde daher vom Land Niedersachsen angehoben. Er bedanke sich bei den Landwirten, dass diese dieses Programm und auch sonstige Förderangebote für eine nachhaltige Grünlandwirtschaft nutzten. Diese Förderung könne jedoch auch nicht die eklatanten Probleme der Milchwirtschaft ausgleichen, die systembasiert sind. Trotz 15% höherer Milchmenge habe man 20% weniger Betriebe. Dies verdeutliche den Strukturwandel, der seine Ursache in einer verfehlten Milchpolitik der Bundesregierung hat. Niedersächsische Milchbäuerinnen und -bauern hätten 1,8 Milliarden Euro Verlust pro Jahr in der jüngsten Krise ertragen müssen. Dies sei auch ein Verlust der Wertschöpfung im ländlichen Raum! Eine höhere Inwertsetzung der Milch kann nur über eine andere Ausrichtung in der Milchpreispolitik erfolgen. Grüne Minister*innen setzen sich daher für eine flexible Mengensteuerung auf EU-Ebene ein. Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt lehnt dies jedoch ab, da sich der Markt allein regeln könne. So könne es jedoch nicht weitergehen. Deshalb müsse man ein gesellschaftliches Bündnis schließen. Das vom Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium initiierte Weidemilchprogramm macht das.

Einen enormen wirtschaftlichen Nachteil für die Weidetierhalter*innen konnte das Land Niedersachsen in seinen Verhandlungen zur Dünge-VO gerade noch abwenden. Seitens des Bundes war ursprünglich geplant, die Düngungsanrechnung durch Weidegang deutlich zu erhöhen. Das jedoch hätte die falschen getroffen. Denn das Problem der Nitratbelastung sei ja wohl nicht der Weidetierhaltung anzulasten, sondern rühre vielmehr aus dem hohen Wirtschaftsdüngeraufkommen der Massentierhaltung. Grünland müsse in Wert gesetzt werden. Dafür kämpften die Grünen. Dabei setzen sie Anreize. Die Grünen trieben hier das gesellschaftliche Bündnis voran, um die Grünlandnutzung wirtschaftlich und ökologisch zukunftsfähig zu machen. Er freue sich daher sehr über die Tagung als ein Forum, zu diesen wichtigen Themen den Austausch führen zu können.

Handlungsstrategien und Maßnahmen des Niedersächsischen Umweltministeriums – Stefan Wenzel, Niedersächsischer Umweltminister

Umweltminister Stefan Wenzel weist zu Beginn des Vortrags darauf hin, dass die zum Teil erheblichen Verluste bei Tier- und Pflanzenarten des Offenlandes mit der Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung verschärft wurden.

Vor allem die Grünlandregionen in Nord- und Nordwestniedersachsen spielen durch Ihre Nähe zum Wattenmeer eine wichtige Rolle für den Artenschutz. Das Wattenmeer stellt in seiner Funktion als Drehscheibe für den internationalen Vogelflug einen weltweit nahezu einzigartigen Ort dar. Aus diesem Grunde ist der Schutz der hier durchreisenden Vogelarten von besonderer Bedeutung.

Von den vielen auf der roten Liste geführten Tierarten sei ein großer Teil auch in Niedersachsen bedroht. Problematisch sei insbesondere auch, dass ein Rückgang der Arten mit einer Verminderung der Widerstandskraft der Ökosysteme einhergeht. Damit drohten Ökosystemleistungen (bspw. Nitrataufnahmefähigkeit der Böden oder Bestäubungsleistung von Bienen) ebenfalls ineffizienter zu werden oder gar wegzufallen.

Der Lebensraum Grünland sei ganz besonders für Wiesenvögel von Bedeutung, deren Brutbestand jedoch einen Rückgang verzeichnet (vgl. Vortrag Gisela Wicke). Einerseits sei Grünlandbewirtschaftung zwar menschengemacht, habe aber auf der anderen Seite aber auch neue Lebensräume für viele Arten eröffnet. Daher gilt es diese Flächen zu erhalten! Leider werde aber ein früher Schnittzeitraum für einige Arten zum Problem.

Der negative Gesamttrend des Artensterbens sei noch nicht gestoppt. Das MU versuche daher zusätzliche Gelder aus EU-Mitteln zu akquirieren. Fördergelder aus der 1. Säule sollten aus Sicht des Ministers verstärkt in die 2. Säule fließen.

Nicht zuletzt verweist Minister Wenzel auf den ebenfalls zu beobachtenden drastischen Rückgang der Insektenpopulationen, dessen Ursachen eingehend erforscht werden müssten. In diesem Zusammenhang sei ein Verbot von Glyphosat oder Neonicotinoiden dringend nötig.

Die anschließende Diskussion drehte sich zunächst um die Frage, welche Interpretation guter landwirtschaftlicher Nutzung letztlich zielführend wäre. Der Minister betonte, dass aus Sicht des Naturschutzes von guter fachlicher Praxis gesprochen werden könne, wenn die Ökosystemdienstleistungen bei der Bewirtschaftung von Grünland nachhaltig erhalten blieben. Dies gilt auch in Bezug auf die Nutzung von Moorflächen, die die geringsten Emissionen bei Grünlandbewirtschaftung aufwiesen.

Neben der Bewirtschaftung machten auch Prädatoren den Wiesenvögeln zu schaffen, so ein Teilnehmer. Krähen und Nonnengänse stellten aus Sicht weiterer Teilnehmer ganz besondere Herausforderungen dar. Neben der Gefahr für einige Bodenbrüter seien Krähe und Nonnengans auch für erheblichen wirtschaftlichen Schaden auf Grünflächen verantwortlich.  Minister Wenzeln verwies auf das Programm für Nordische Gastvögel, in dem 7 Mio. € bereit gestellt werden und auf die Verstärkung von Monitorprogrammen sowie der internationalen Zusammenarbeit in diesem Bereich.

Agrarpolitische Instrumente zur Grünlanderhaltung – vom Greening bis zu Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen – Bernhard Osterburg, Thünen-Institut (TI)

Grünland erfüllt wichtige ökologische Funktionen wie für den Klimaschutz, den Wasser- und Hochwasserschutz, die Biodiversität oder den Erosionsschutz. Viele Grünlandflächen befinden sich in Schutzgebieten, und häufig handelt es sich um besondere Standorte, die nur eingeschränkt ackerbaulich nutzbar sind (Überschwemmungs- und Feuchtgebiete, Hanglagen).

Zwischen 1990 und 2010 gab es hohe Grünlandverluste. Diese waren auf unterschiedliche Faktoren zurückzuführen, wie vor allem auf den fortschreitenden Strukturwandel und die damit einhergehende Intensivierung der Viehhaltung, den zunehmenden Anbau von Gärsubstraten für die Biogasproduktion, einer höheren Wirtschaftlichkeit von Ackerstandorten. Maßgeblich waren jedoch auch antragsstrategisch motivierte Grünlandumbrüche, die mit Bekanntwerden der Cross-Compliance-Auflagen zum Dauergrünlanderhalt durchgeführt wurden, um den Ackerlandstatus zu erhalten. Seit 2010 ist der Grünlandumbruch in Niedersachsen aufgrund der verschärften Cross Compliance-Auflagen, die nach Erreichen der 5%-Grenze für die Abnahme von Dauergrünland im Jahr 2009 eingeführt wurden, weitestgehend gestoppt. Allerdings benötigen Milchkühe in der zunehmend intensivierten Milchviehhaltung immer energiereicheres Futter für die Steigerung der Milchleistung. Dies führt auf den verbleibenden Grünlandflächen zu einer zunehmenden Intensivierung und allgemeinen Verarmung vielfältiger, v.a. extensiver Grünlandstandorte.

Auch wenn der Zusammenhang zwischen Milchviehhaltung und Grünlandnutzung in Niedersachsen höher ausfällt als im Bundesdurchschnitt, ist Grünland nicht nur in spezialisierten Milchviehbetrieben zu finden. Rund 50 – 60 % des Grünlandes liegt in Betrieben mit viel Milchvieh, der Rest in Nichtmilchviehbetrieben mit Schaf-, Pferde-, Jungvieh- oder Mutterkuhhaltung.  

In Betrieben mit Rinderaufzucht und –mast oder mit Schafhaltung ist die Grünlandnutzung meist extensiver und noch stärker von der Agrarförderung abhängig. Problematisch ist, dass Flächen mit sehr extensiver Grünlandnutzung aus der Förderung fallen können, da es hier förderrechtliche Hindernisse gibt, bspws. wenn sich zu viele Landschaftselemente wie Büsche auf den Grünlandflächen befinden.

Auch wenn die Grünlandnutzung tendenziell einen höheren Beitrag zu den Ökosystemdienstleistungen erbringt, ist die ökologische Unbedenklichkeit immer noch von der Intensität der Nutzung abhängig. Auch auf Grünland werden mitunter durch zu hohe Wirtschaftsdüngergaben zu hohe klimaschädliche Lachgasemissionen emittiert oder finden zu hohe Nitratauswaschungen statt. Treibhaugasemissionen im Agrarsektor sind zu etwa 50% auf Rinderhaltung zurückzuführen. Daraus ergibt sich in Hinblick auf das Klimaschutzziel eine ambivalente Rolle der Wiederkäuerhaltung und der Grünlanderhaltung.

Als Vorschläge für eine bessere Vereinbarkeit ökologischer und ökonomischer Anforderungen an die Grünlandnutzung sollte man überlegen, ob man statt einem pauschalen Grünlandschutz sich nicht auf bestimmte Zielkulissen fokussiert. So sollte es an sensiblen Standorten einen besseren Grünlandschutz geben. Dort sollten ggf. noch mehr Flächen in Grünland umgewandelt werden. Auf nicht sensiblen Standorten könne man hingegen auch Wechselgrünland zulassen. Die Cross-Compliance-Regelung, die besagt, dass Grünland ab einer Dauer von 5 Jahren den Dauergrünlandstatus erhält und nicht mehr umgebrochen werden darf, sollte außerhalb der sensiblen Standorte aufgehoben werden. Dies könnte dazu beitragen, dass Landwirte nicht alle 4 Jahre ihr Grünland umbrächen, nur um den Ackerstatus ihrer Flächen aufrecht zu erhalten. Vor dem Hintergrund der Vorschriften der neuen Düngeverordnung, Güllelagerraum bereit zu stellen, sollte zudem die Möglichkeit verstärkt gefördert werden, gleich eine auf Güllebasis laufende Biogasanlage mit zu errichten oder dafür bereits vorhandene Biogasanlagen auszubauen. Ein wichtiger Punkt sei es auch, die 2. Säule der EU-Agrarförderung auszuweiten.

Vortrag Bernhard Osterburg

Wiesenvogelschutz – So kann´s gehen? Modellbeispiel aus der Krummhörn – Heiko Ringena, Milchviehhalter und Michael Steven, Ökologische NABU-Station Ostfriesland

Angesichts des landwirtschaftlichen Strukturwandels und des ökonomischen Drucks hoch-rentabler Nutzungssysteme, stehen viele Milchviehbetriebe auch bzw. v.a. in Schutzgebieten wie zum Beispiel V04 Krummhörn und V09 Ostfriesische Meere im Landkreis Aurich bzw. der Stadt Emden, vor der Entscheidung zu einem nächsten Wachstumssprung oder vor der Frage der Betriebsaufgabe. Der Strukturwandel führt zunehmend zur Abkehr vom landwirtschaftlichen Familienbetrieb und von der Weidehaltung.  Es droht daher die Gefahr, dass die Intensivierung der Bewirtschaftung in den Schutzgebieten noch weiter zunimmt und es in wenigen Jahren gar keine Partner für den Naturschutz mehr gibt, mit denen die verbindlichen Ziele für gute Erhaltungszustände der Lebensräume und Bestände zu schützender Arten erreicht werden könnten. Dafür benötigt werden Betriebe, die nicht auf Silagewirtschaft angewiesen sind, Weidewirtschaft betreiben und auch bei hohen Bodenwasserständen noch in der Lage sind, die Flächen zuverlässig, qualitativ hochwertig und mit der nötigen Intensität zu bewirtschaften. Da die Schutzziele insbesondere in den großen Wiesenvogel-Schutzgebieten eine Bewirtschaftung erfordern, bedarf es Anstrengungen zum Erhalt und zur Entwicklung von landwirtschaftlichen Betrieben, die mit den Anforderungen an die Entwicklung der Gebiete leben und sich entwickeln können. Diese Betriebe können somit als Teil des Schutzgutes bzw. der Schutzstrategie in den Schutzgebieten betrachtet werden.

Auf der Grundlage von Berechnungen des landwirtschaftlichen Wirtschaftsgutachters Prof. Dr. Mährlein für einen mitten im wichtigsten Wiesenvogelbrutgebiet liegenden Grünlandbetrieb wurde erkennbar, welche Herausforderung es darstellt, einen in voller Produktion stehenden Milchviehbetrieb in einen an die Erfordernisse des Naturschutzes orientierten Betrieb weiterzuentwickeln. Damit dieser Weg von Betriebsinhabern überhaupt beschritten werden kann, bedarf es einer Perspektive weit über die im Rahmen von Agrarumweltmaßnahmen möglichen 5-Jahres-Förderzeiträume hinaus. Eine besondere Herausforderung stellt der Konflikt der für die Wiesenbrüter erforderlichen hohen Wasserstände zu der dadurch stark reduzierten Wirtschaftlichkeit der Flächennutzung dar. Um die wirtschaftlichen Ansprüche an die Existenzfähigkeit der Grünlandbetriebe mit den Lebensraumansprüchen der Wiesenvögel mit einander in Einklang zu bringen, bedarf eines finanziellen Ausgleichs für die entsprechenden Betriebe. Hierzu fehlen bislang die geeigneten Maßnahmen und Konzepte, bei denen die Betriebe auch als Ganzes betrachtet werden.

Bislang nimmt Herr Ringena an den Maßnahmen NG 3 und NG 4 teil. Dabei werden in seinem Fall die Grüppen bis zum 31.3. des Jahres aufgestaut, so dass das Grünland eine Zeit lang darüber hinaus für die Limikolen einen weichen und stocherfähigen Boden aufweist. Walzen und Schleppen darf hier nicht erfolgen und die Mahd muss zeitlich angepasst werden. Die Wirtschaftlichkeit dieser Maßnahme ist jedoch begrenzt. Da die erhöhte Wasserstandshaltung nicht bis Ende Mai erfolgen kann und Milchviehbetrieben schon eine Mahd ab dem 20. Mai zugestanden wurde, ist die Maßnahme nicht ausreichend, um den Wiesenbrüterschutz und die Wirtschaftlichkeit des Betriebes zu gewährleisten. Den Betrieben mit Naturschutzorientierung sollten neue Formen von Kooperationen ermöglicht werden (z.B. Kooperationen von Jungviehaufzucht-Betrieben mit Milchviehbetrieben, Futtermittelproduzenten, Mutterkuhbetrieben, Direktvermarktung, Nährstoffmanagement, maschinelle Spezialisierungen, Reststoffverwertung in Biogasanlage), die eine größtmögliche Wertschöpfung unter den neuen strukturellen Rahmenbedingungen möglich machen.

Eine wesentliche Voraussetzung für den Wiesenbrüterschutz stellt das Prädatorenmanagement dar. Dies umfasst u.a die Beseitigung von Ansiedlungsstellen von Beutegreifern, Beweidung und zu Beginn der Vegetationsperiode kurzrasige Grünlandflächen. Erfahrungswerte vom Dümmer zeigen aber auch, dass nach intensiver Bejagung des Fuchses der Bruterfolg in einem 2500 ha großen Untersuchungsgebiet massiv gestiegen ist. Eine wichtige Maßnahme ist hier auch das Entfernen von Bäumen. Ursprünglich gab es in Ostfriesland kaum Gehölze. Mit der Anzahl der Bäume steigt in den Wiesenvogelgebieten auch das Prädatorenaufkommen durch Fuchs sowie durch die Rabenkrähe, die, ebenso wie der Fuchs, erst in den letzten Dekaden in die Krummhörn eingewandert sind. Dem Fuchs kommt dabei eine Schlüsselbedeutung zu. Während einzelne Tagungsteilnehmer aus eigenen Beobachtungen die Rabenkrähe als einen bedeutenden Prädatoren bei Bodenbrütern [auf Ackerland und Grünland] sehen, stuft Michael Steven den Anteil des durch Krähen dezimierten Wiesenbrüterbestandes in für die Wiesenvögel optimierten Gebieten als eher gering ein, da Studien hier eindeutig den Fuchs als Hauptverantwortlichen kennzeichnen. In für die Silagewirtschaft früh gemähten Wiesenkomplexen kann den Rabenkrähen ebenso wie Mäusebussard, Großmöwen und Weihen eine größere Bedeutung zukommen.

Vortrag Heiko Ringena

Fotos der Veranstaltung

Podiumsdiskussion

mit Christian Meyer (Niedersächsischer Landwirtschaftsminister), Stefan Wenzel (Niedersächsischer Umweltminister), Tilman Uhlenhaut (BUND), Michael Steven (NABU), Erich Hinrichs (LHV), Ottmar Ilchmann (AbL); Moderation: Hans-Joachim Janßen, agrarpolitischer Sprecher

Als Kernfrage wurde auf dem Podium diskutiert, unter welchen Bedingungen sich ökonomische und ökologische Anforderungen an eine zukunftsfähige Grünland- und Weidewirtschaft miteinander vereinbaren lassen. Hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit der Weidewirtschaft diskutierten die Podiumsteilnehmer unter anderem über die wirtschaftlich angespannte Situation der Milchviehhaltung und deren Ursachen.

Erich Hinrichs, Präsident des LHV mahnte, Landwirte müssten sich auf den Agrarmärkten auch künftig auf Volatilität einstellen und dass Landwirte hier Optimismus bräuchten. Für die Zukunft besorgten neue Auflagen aus dem Umwelt- und Klima- und Tierschutz die Milchviehhalter jedoch noch heftiger als volatile Märkte. Beispielhaft nannte er notwendige Investitionen in Gefolge der neue Dünge-VO für bodennahe Ausbringtechnik und mehr Lagerraum, aber auch eventuell dramatische Investitionskosten für die Silagelagerung oder im Zuge der Umsetzung der NEC-Richtlinie. Die Investitionskosten lägen für jeden Milchviehhalter deutlich im sechsstelligen Bereich. Die erhöhten Festkosten würden betriebswirtschaftlich die Optima in Richtung höherer Intensität bei der Milchleistung verschieben. Dies begünstige tendenziell dann die Stallhaltung. Bei der Weidehaltung lägen die variablen Kosten zwar niedriger. Die hohen Deckungsbeiträge, um die Festkosten aufzufangen, seien mit Weidehaltung meistens nicht zu erzielen. Deshalb forderte Hinrichs von der Politik Augenmaß bei der Einführung neuer kostenträchtiger Auflagen und die Beachtung der Wettbewerbsfähigkeit heimischer Milchviehhalter. Das Label für Weidemilch wertete Hinrichs als ersten wertvollen Schritt zur Unterstützung der Weidewirtschaft. Bei der Realisierung von Mehrerlösen sei man jedoch noch ganz am Anfang.

Ottmar Ilchmann stimmte Hinrichs insoweit zu, dass die Milchviehhalterinnen und –halter in der wirtschaftlich angespannten Situation durch Umweltauflagen zusätzlich belastet würden. Er betonte jedoch nachdrücklich, dass in diesen Kosten nicht die Ursache für die Milchkrise läge. Die Ursache läge vielmehr in der Volatilität des Weltmarktes, der die Milchbäuerinnen und –bauern nicht standhalten könnten. So habe es bei der Milch nach Aussage von Landvolkpräsident Hinrichs seit dem 2. Weltkrieg keine Vollkostendeckung mehr gegeben. Um dies Missverhältnis auszugleichen, versuche jeder Landwirt für sich, seine Kosten zu optimieren. Dies führe jedoch nur zu weiteren Rationalisierungen samt negativer Umweltfolgen. Es müsse sich etwas an der Erlössituation ändern. Daher ginge kein Weg an einer Milchmengenregulierung im Krisenfall vorbei, damit die Milchpreise steigen. Anderenfalls ginge das Höfesterben weiter!

In Bezug auf die Belastung der Landwirte durch Umweltauflagen verwies Tilman Uhlenhaut, Referent für Landwirtschaft vom BUND, auf die Erfordernis, drängenden Umweltprobleme nicht auszublenden, bis die Milchkrise vorbei sei, zumal diese schon seit vielen Jahren bekannt sind. Ein Aussetzen von Umwelt- und Naturschutzmaßnahmen könne sich die Gesellschaft angesichts drängender Umweltprobleme nicht leisten. Er gab zu bedenken, dass Instrumente des Natur- und Umweltschutzes weiterentwickelt werden müssten, um den aktuellen ökologischen und ökonomischen Herausforderungen gerecht zu werden und dass der Anpassungsprozess mitunter zu lange dauere. Er betonte die wichtige Rolle des Dialoges zwischen Landwirtschaft und Naturschutz, allerdings müssen die gesetzlichen Leitplanken so gestaltet werden, dass der Schutz der Umwelt im Vordergrund steht. Der BUND stehe hierzu beispielsweise innerhalb des Agrarbündnisses im Austausch.

Christian Meyer, Niedersächsischer Landwirtschaftsminister, verwies darauf, dass allein letztes Jahr 5.000 Betriebe aufgegeben haben. Dies sei nicht den Umweltauflagen, sondern vielmehr den geringen Preisen landwirtschaftlicher Erzeugnisse geschuldet. Allein der Milchpreis hatte sich faktisch halbiert und fast 2 Milliarden Euro weniger Einkommen für die Milchbauern bedeutet.

Stefan Wenzel, Niedersächsischer Umweltminister betonte hierbei das Erfolgskonzept von „Klasse-statt-Masse“. Nur durch die Ausrichtung auf Qualität, wäre das Produktsiegel „Made-in-Germany“ so erfolgreich geworden. In einer qualitätsorientierten Produktion sieht Wenzel auch wirtschaftlich gute Chancen für die deutsche Landwirtschaft. Auch stimmte er Uhlenhaut zu, dass Wasser- und Artenschutz nicht verhandelbar sind, da beide existenzielle Allgemeingüter darstellen, die zum einen nicht oder kaum bzw. nur unter exorbitant hohen Kosten wieder herstellbar sind, sobald sie zerstört sind. Dies sei der Gesellschaft nicht vermittelbar.

Hinsichtlich eines effektiven Artenschutzes auf Grünland wurden Ursachen der geringen Aufzuchterfolge bei Bodenbrütern auf Grünland diskutiert. Als wichtig und bis vor wenigen Jahren unterschätzt nannte Michael Steven von der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland hier die Rolle von Beutegreifern für die geringen Aufzuchterfolge. Hierbei müssten die Lebensräume für Raubsäuger möglichst unattraktiv und damit deckungsarm und nass gestaltet werden. Hohe Bodenwasserstände seien in vielerlei Hinsicht ein Schlüssel für einen erfolgreichen Wiesenvogelschutz. Auch Weidehaltung senke das Prädationsrisiko für die Wiesenbrüter. Um die Wiesenvogelarten nicht in den nächsten Jahren gänzlich zu verlieren, komme man wohl auch nicht um andere Maßnahmen des Prädationsmanagements wie die Bejagung und den Einsatz von Prädationsschutzzäunen herum. Die Landkreise und das Land seien in der Pflicht, zu handeln. Derzeitige Agrarumweltmaßnahmen seien zudem viel zu unflexibel und zu ineffizient, um den existenzbedrohlichen Populationsverlusten bei Wiesenbrütern und Co. etwas entgegen setzen zu können. Während Untersuchungen unterschiedlicher Studien laut Michael Steven vor allem auf den Fuchs als Hauptprädator hindeuten, sahen einige Landwirte unter den Tagungsgästen nach eigenen Beobachtungen auch in der Krähe einen entscheidenden Beutegreifer bei Bodenbrütern.

Einen Schwerpunkt in der abschließenden Podiumsdiskussion nahm die wirtschaftliche Beeinträchtigung einiger Grünlandbetriebe durch Gänsefraßschäden ein, von denen das zum Landkreis Leer gehörende Rheiderland in Niedersachsen am stärksten betroffen ist. Aber auch Gebiete wie die Wesermarsch haben besonders hohe Verluste durch Gänsefraßschäden zu verzeichnen. Erich Hinrichs, LHV-Präsident weist darauf hin, dass das Gänseproblem nach wie vor ungelöst sei und dass das aktuelle Gänsemanagement unzureichend sei. Weidetierhalterinnen und –halter aus dem Publikum bestätigten dies. Ein Landwirt unterstrich hier die Verantwortung der Landesregierung. Stefan Wenzel, Niedersächsischer Umweltminister betonte in diesem Kontext, dass über das Programm „Nordische Gastvögel“ bereits 7 Mio. € bereitgestellt würden. Zudem prüfe das Niedersächsische Umweltministerium, ob die Gelder auskömmlich seien. Um die Mittel tatsächlich an die Betroffenheit anzupassen, soll es künftig das Rastspitzenmodell auch auf Grünland geben. Hans-Joachim Janßen, Sprecher für Agrarpolitik sprach sich dafür aus, dass man bei dem Programm Nordische Gastvögel noch etwas drauflege, zumindest solange, bis man wisse, wie hoch der Rastspitzenausgleich auf Grünland tatsächlich sein müsse. Wenn man Geld von der 1. In die 2. Säule der GAP umschichte, hätte man auch die Möglichkeit, mehr Entschädigungen zu zahlen. Christian Meyer, Niedersächsischer Landwirtschaftsminister begrüßte das Rastspitzenausgleichsmodell, da dies auch eine Ausgleichszahlung außerhalb der Schutzgebietszonen ermögliche.

Um gezielt Maßnahmen zum Ressourcenschutz zu finanzieren, wurde die Umschichtung von Direktzahlungsgeldern aus der 1. Säule der GAP in die 2. Säule aus dem Publikum angemahnt. Ein weiterer Zuschauer fragte Erich Hinrichs als Vertreter des Deutschen Bauernverbandes in diesem Kontext, warum sich der Bauernverband gegen eine Umschichtung von der 1. In die 2. Säule einsetze. Hinrichs begründete dies damit, dass die Mittel der 2. Säule seien gegenüber der letzten Förderperiode durch die Umschichtung von 4,5 % bereits erhöht worden und dass viele der Gelder in der 2. Säule nicht unmittelbar an Landwirtschaftliche Unternehmen gingen, sondern auch für andere Bereiche im Ländlichen Raum eingesetzt würden. Dieses Geld fehle dann den Landwirten unmittelbar bei ihren Einkommen. Ottmar Ilchmann, Vorsitzender der AbL Niedersachsen, erläuterte, die AbL sei dafür, 15% in die 2. Säule zu stecken. Das Geld dürfe jedoch nicht in den Breitbandausbau und Co fließen, sondern müssen vor allem einer anderen Tierhaltung zugutekommen. Auch vertrete die AbL die Position, 30% der Direktzahlungen auf die ersten 46 Hektar zu legen, um damit kleinere Betriebe zu fördern und dabei zu verhindern, dass die Zahlungen an die Verpächter gehen. Sie müssen direkt dem Flächenbewirtschafter zur Verfügung stehen. Wenn es die Direktzahlungen weiterhin geben solle, müssen diese qualifiziert werden.

Zusammenfassung und Verabschiedung – Meta Janssen-Kucz, MdL

Meta Janssen-Kucz, Vorsitzende von Bündnis 90 / Die Grünen in Niedersachsen bedankt sich bei allen Teilnehmer*innen für die engagierten und konstruktiven Beiträge. Zusammenfassend stellt sie fest, dass hier ein guter Gesprächsfaden aufgenommen wurde, der fortgesetzt werden müsse. Es ginge darum miteinander zu reden, um gemeinsam zu Lösungen zu kommen, die für alle tragfähig seien.